Marcus Scholz

20. August 2020

Das große Thema heute war, ist und bleibt bis auf Weiteres natürlich Simon Terodde, der heute um 8 Uhr morgens schon zum Medizincheck erschienen war und im Anschluss daran seinen Vertrag bis Saisonende beim HSV unterschrieb. „Wir sind sehr froh, dass dieser Transfer geklappt hat. Simon Terodde kennt die Liga und hat eindrucksvoll bewiesen, dass er sehr genau weiß, wo das Tor steht", freut sich HSV-Vorstand Jonas Boldt. Der Kontakt habe schon länger bestanden, meinte derweil Terodde. Am Ende seien aber die Gespräche mit dem neuen Trainer Daniel Thioune ausschlaggebend gewesen. „Die Entscheidung für den HSV ist mir danach leichtgefallen.“ Klar. Dem HSV übrigens wenig überraschend auch, wie die Verantwortlichen betonen.

Zumal der 32-Jährige ablösefrei vom 1. FC Köln, wo der ehemalige HSV-Trainer Markus Gisdol keine Verwendung mehr für ihn hatte, kommt. Allerdings verändert diese Verpflichtung zweifelsfrei die äußere Wahrnehmung. Denn mit Terodde weiterhin von einem Entwicklungsjahr zu sprechen ist schwer. Und auch wenn Boldt das offiziell noch so verstanden wissen will, hat Terodde in Hamburg einen klaren Auftrag: Er soll mit seinen Toren helfen, den HSV endlich wieder in die Bundesliga zurückzubringen. Und dass er das kann, bewies er bereits beim VfB Stuttgart 2017 und zwei Jahre später in Köln.

Terodde war schon um 8 Uhr zum Medizincheck da

Dreimal wurde Terodde schon Zweitliga-Torschütze: 2016 (25 Tore/VfL Bochum), 2017 (25/Stuttgart) und 2019 (29/Köln). Insgesamt weist er in seiner Bilanz in 220 Zweitliga-Spielen für den MSV Duisburg, Union Berlin, Bochum, Stuttgart und Köln 118 Treffer auf. Dagegen erwies er sich in der Bundesliga mit zehn Toren in 58 Partien bei weitem nicht so treffsicher und schaffte es bei keiner seiner Erstligastationen zum Stammspieler. Sein Wechsel zum HSV scheint auch aus seiner Sicht der Erkenntnis geschuldet, dass er eben ein Zweitligaspieler ist.

Ein gut bezahlter in dieser Saison, was ich gestern schon erläutert hatte, als ich aufgeschlüsselt hatte, wie sich sein Gesamtverdienst aus Kölner Abfindung und dem HSV-Gehalt sowie Prämien zusammensetzt. Angesichts der rund 500.000 Euro Gehalt vom HSV ist der Transfer eines solchen Topstürmers sicher sehr gut. „Simon ist heiß auf den HSV und auf die Aufgabe, unsere insgesamt sehr junge Mannschaft mit seiner Erfahrung und Qualität in ihrer Entwicklung zu unterstützen und besser zu machen“, erklärte Boldt, dass auch dieser Transfer eines 32-Jährigen nach dem 30-Jährigen Gjasula durchaus mit dem kolportierten Entwicklungsgedanken kompatibel sei.

 

Auch Terodde, der sich später das Spiel seiner neuen Kollegen vom Treppenaufgang zum Volksparkstadion ansah und die Fotografen dazu brachte, mehr vom Spielgeschehen weg- als hinzufotografieren, fand naturgemäß nur lobende Worte: „Es geht um den mannschaftlichen Erfolg, zu dem ich mit guten Leistungen meinen Teil beitragen möchte. Wir haben eine sehr junge und hungrige Mannschaft, die über großes Potenzial verfügt und der ich mit meiner Erfahrung in ihrer Entwicklung weiterhelfen will. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich hier sehr gut hinpasse.“

Der „Säulenspieler“, wie Boldt Zugang Terodde nannte, soll die jungen Teamkollegen mit seiner Erfahrung führen. Unter anderem zusammen mit dem 30 Jahre alten Mittelfeldspieler Klaus Gjasula, der vom SC Paderborn gekommen ist und heute im Test gegen den dänischen Champions-League-Teilnehmer in der ersten Halbzeit als Innenverteidiger aushelfen musste. Eine Aufgabe, die er kann. Wobei die schnellen Dänen dem HSV zeigten, dass hier wie in den letzten Jahren defensiv noch Tempo fehlte. Eine Tatsache, die allerdings auch den Verantwortlichen bei der Suche nach einem neuen Innenverteidiger bewusst ist. Und was heute auch noch einmal bewusst gemacht wurde.

Terodde soll führen - morgen erstes Training

Schon in der nächsten Woche müssen die Dänen in der Champions League ran. Auch deshalb war heute von Beginn an klar, dass der HSV nicht der Favorit sein würde, als Schiedsrichter Patrick Ittrich das Testspiel gegen den FC Midtjylland um 17 Uhr auf dem vorderen Trainingsplatz anpfiff. „Wir wissen, dass es schwer wird, gegen sie zu pressen“, hatte Trainer Daniel Thioune vor dem Spiel angekündigt. Und er sollte Recht behalten. Denn die Dänen begannen druckvoll. Und sie blieben es auch.

Zwar hatte der HSV in der ersten Halbzeit noch einen ordentlichen Spielanteil – aber kaum Totszenen. Abgesehen von einer Hinterseer-Szene und einem Freistoß von Aaron Hunt in der 23. Minute war nichts zu sehen. Auf der anderen Seite wurde nach wackeligem Beginn in den ersten Minuten aber im Verlauf der ersten Halbzeit nicht mehr allzu viel zugelassen. Auch, weil Interimskapitän Gjasula (Thioune: „Ich wollte mal anderen als Aaron die Bürde zu führen auflasten, um zu sehen, wer dem gewachsen ist“) einige Male seinem Ruf als Knochenbrecher alle Ehre machte. Das führte zu zwei Verletzungspausen und vielen interessanten Rededuellen mit Schiedsrichter Patrick Ittrich.

HSV gegen Dänemarks Meister nahezu chancenlos

in der Zweiten Halbzeit war dann allerdings kaum noch etwas interessantes aus HSV-Sicht zu sehen. Offensiv fand man kaum mehr statt und wurde fast permanent in die eigene Hälfte gedrängt. Fast logisch fielen dann auch die Tore für die Dänen, die sich letztlich völlig verdient mit 2:0 durchsetzten. Aber alles, was es zum Spiel zu sagen gibt, könnt Ihr Euch hier später ansehen und anhören (wenn ich besseres WLAN als hier am Stadion habe):  

Dann noch kurz zu einem anderen Thema: Ich hatte es ja vor ein paar Tagen angekündigt – der HSV wird nie müde, Oppositionen zu produzieren. Im Gegenteil. Neben den üblichen Baustellen aus Altehrwürdigen, dem Aufsichtsrat, dem Präsidium und anderen Verantwortlichen, die nicht zitiert werden wollen, sich aber sehr wohl mitteilen wollen, kommt jetzt auch der Supporters Club hinzu. Denn dort hat sich, wie die Bild heute schrieb, um Sven Freese herum eine Fraktion gebildet, die sich um den Vorsitz im SC bewirbt. Wobei das an sich ja völlig legitim, weil demokratisch ist. Interessant ist nur, dass das Thema Anteilsverkäufe hier schon zum politischen Programm auserkoren wurde.

Vereinsintern werden Baustellen geöffnet

Und das, obgleich auch der aktuelle Amtsinhaber Timo Horn dagegen ist. So zumindest in der Darstellung der Kollegen. Wobei ich gehört habe, dass das Programm der neuen Fünfergruppe, das am 15. September öffentlich gemacht werden soll, deutlich umfassender ist als das. So soll vor allem die Teilnahme am Leben im HSV e.V. wieder deutlich aktiver gestaltet werden. Von Horn, den die neue Fraktion schon vor Wochen über ihr Vorhaben informiert hatte und zu dem ein freundschaftliches Verhältnis besteht, sei zuletzt zu wenig ausgegangen. Und ich persönlich muss sagen, dass ich diese Alternative begrüße. Konkurrenz belebt und vergrößert die Auswahlmöglichkeit. Das ist zunächst einmal gut. Jetzt muss es nur noch für alle gewinnbringend umgesetzt werden.

In diesem Sinne, bis morgen! Da melde ich mich natürlich wieder um 7.30 Uhr mit dem MorningCall bei Euch, ehe um 10 Uhr Terodde das erste Mal auf dem Trainingsplatz steht. Ich werde Euch dann am Abend natürlich auch davon berichten. Bis dahin kümmere ich mich jetzt erst einmal um meinen Wagen, mit dem ich hier vor dem Stadion stehe und der so gar nicht anspringen will. So ein Dreck.

Bis morgen,

Scholle

 

Nachtrag (20.18 Uhr): Das Stadionmanagemnet des HSV hat mir aus der Patsche geholfen und überbrückt! Ganz großer Sport! Vielen Dank auch von dieser Stelle noch einmal!!

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