Christian Hoch

10. März 2020

Es war letztlich keine Überraschung mehr: Am Nachmittag verkündete die SpVgg. Greuther Fürth, dass die kommende Partie gegen den HSV ohne Zuschauer stattfinden wird. Der Grund: Der Landtag Bayern hat wegen des grassierenden Coronavirus beschlossen, bis zum 19. April alle Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern auszusetzen. Anders äußerte sich dagegen das Land Berlin und damit auch Bundesligist Union Berlin. Zum Heimspiel gegen den FC Bayern will der Verein seine Zuschauer nicht ausschließen. Gegensätzliche Aussagen - gemeinschaftliche Ungewissheit. Fraglich, ob das Union-Vorhaben tatsächlich in die Realität umgesetzt werden kann. Beim Nachmittagstraining waren indes alle HSV-Profis - bis auf die Langzeitverletzten und Jordan Beyer - dabei. Und auch Christian Nerlinger, der Berater von Heidenheim-Spieler Niklas Dorsch, hat sich noch einmal in Bezug auf unseren Montagsblog geäußert. 

Trotz des Dauer-Regens im Volkspark hatten sich etwas mehr als ein Dutzend Fans zum Nachmittagstraining eingefunden. Während sich die HSV-Profis mit vielen Spielformen auf die kommende Auswärtspartie bei Greuther Fürth vorbereiteten, war bei den Zuschauern eine Sache das Dauer-Thema: das bestätigte Geisterspiel für den HSV in Fürth aufgrund des grassierenden Coronavirus. Am Nachmittag verkündete der Verein aus Mittelfranken via Twitter: 

„Liebe Fußballfreunde, das Spiel gegen den HSV findet, Stand heute, ohne Zuschauer statt. Das Land Bayern gab bekannt, dass aufgrund Corona Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern bis 19. April nicht zugelassen sind. Damit steht dem Kleeblatt aufgrund von Corona ein Geisterspiel bevor. Tagestickets werden erstattet.“ - Wortlaut: Greuther Fürth 

Überraschend war diese Meldung nicht mehr, wir berichteten bereits am Montag, dass sich die HSV-Verantwortlichen - aufgrund der Aussagen der DFL und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn - intern auf die Möglichkeit von Geisterspielen in den kommenden Wochen vorbereiten. Doch so klar wie die Lage in Bayern oder Nordrhein-Westfalen (Auch das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 wird ohne Zuschauer stattfinden) ist, so unklarer ist sie in vielen anderen Fällen. 

Geisterspiel-Wirrwarr - Lage für HSV-Heimspiele ungeklärt 

In Berlin hat die Kommune Großveranstaltungen bislang nicht ausgesetzt - Bundesligist Union Berlin will deswegen das kommende Heimspiel gegen den FC Bayern München unter normalen Bedingungen durchführen. Nach der Empfehlung aus der Bundesregierung liegt es an den jeweiligen Kommunen der einzelnen Bundesländern, individuell Entscheidungen zu treffen. Im Klartext: Stand jetzt könnten einige Partien Geisterspiele sein, andere wiederum nicht. Eine extrem wirre und undurchsichtige Situation, für die niemand bislang eine bindende Erklärung oder Lösung hat. 

Dazu passt es, dass auch die Stadt Hamburg bisher auf das Konzept von Einzelfallentscheidungen setzen will und Großveranstaltungen noch nicht komplett verbieten will. Bedeutet für den HSV: Ob die kommende Heimpartie gegen Arminia Bielefeld ein Geisterspiel wird, ist derzeit völlig offen und noch nicht abschließend geklärt. Sowohl der HSV als auch das Gesundheitsamt stünden in Kontakt - die Lage könnte sich von Tag zu Tag ändern. Anbei ein Auszug aus der veröffentlichten Stellungnahme der Stadt Hamburg. 

„Aufgrund der derzeitigen Lage in Hamburg und in Norddeutschland empfiehlt die Gesundheitsbehörde eine einzelfallbezogene, risikoorientierte Entscheidung zur Durchführung von Veranstaltungen. Dabei sind Teilnehmerzahlen nur eines von mehreren Kriterien. Weitere Faktoren sind der Ort (z.B. schlechte Belüftung) und die Art der Veranstaltung (enge Kontakte der Teilnehmer, keine Registrierung). Veranstaltungen sind abzusagen, wenn zu erwarten ist, dass eine hohe Anzahl an Personen diese besuchen oder teilnehmen, welche sich in den letzten 14 Tagen in Risikogebieten aufgehalten haben.“

Das würden Geisterspiele finanziell für den HSV bedeuten 

Heißt: Das Land Hamburg sieht die Gefahrenlage derzeit nicht so gegeben wie Bayern oder NRW. Stand jetzt könnten also auch HSV-Spiele mit Fans gespielt werden. Spannend wird hierbei jedoch sein, ob nicht doch eine einheitliche und bundesweite Regelung in den kommenden Tagen und Wochen besprochen und getroffen wird. Fakt ist auch: Mögliche Geisterspielen würden beim HSV herbe finanzielle Einbußen von bis zu einer Million Euro pro Spieltag bedeuten. Bei noch fünf ausstehenden Heimpartien könnte am Ende ein Minus von insgesamt fünf Millionen Euro entstehen. 

Eine Spielausfallversicherung hat nach unseren Informationen auch der HSV abgeschlossen. Inwieweit diese jedoch bezüglich der aktuellen Situation greifen würde, ist noch offen und kann derzeit nicht bestätigt werden. Fazit: Viele Fragen, so gut wie keine wasserdichten Antworten, weil sich die Situation minütlich ändern kann. 

Pauli greift zu drastischen Maßnahmen 

Stadt-Nachbar FC St. Pauli greift derweil - anders als aktuell der HSV - zu drastischen Maßnahmen. Ab sofort finden beim Rivalen sämtliche Trainingseinheiten bis auf Weiteres unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Auch Medientermine mit Spielern werden erst einmal nur noch per Telefon abgehalten. Die Pressekonferenz vor den jeweiligen Spielen soll aber wie üblich umgesetzt werden. 

Beim HSV sind derartige Maßnahmen bislang nicht angedacht und für diese Woche sogar ausgeschlossen. Wie die Lage in der kommenden Woche bewertet wird, ist dagegen noch nicht final geklärt. 

Dorsch-Berater äußert sich zu HSV-Gerüchten

Auf dem Trainingsplatz war dagegen nichts von den Diskussionen im Umfeld zu spüren. Die Mannschaft war fleißig, trainierte - wieder unter der Leitung von Trainer Dieter Hecking - viele Spielformen in höchstem Tempo. Hohes Tempo - das hatten nach unserem Blog am Montag auch die Spekulationen um Heidenheim-Spieler Niklas Dorsch aufgenommen. Nach Rautenperle-Informationen war der Mittelfeldmann Montag Morgen gemeinsam mit seinem Berater Christian Nerliner und HSV-Co-Trainer Tobias Schweinsteiger von München aus nach Hamburg geflogen. 

Schweinsteiger bestätigte den gemeinsamen Flug, sprach jedoch von einer „zufälligen“ Situation. Auch der HSV ließ verlauten, die Intention der Reise von Dorsch und Nerlinger nicht zu kennen. Auf Nachfrage bat ein Mitarbeiter seiner Agentur „CN-Sports“ am Montag noch um Verständnis, dass man derartige Anfragen zum aktuellen Zeitpunkt nicht beantworten könne. Am Dienstag Nachmittag äußerte sich Nerlinger dann jedoch selbst gegenüber Rautenperle. 

Nerlinger: Kein Termin mit dem HSV 

Der ehemalige Sportdirektor des FC Bayern München im Wortlaut: 

„Es hat kein Treffen zwischen Niklas und dem HSV gegeben - das war ein rein privater Termin in Hamburg. Bezüglich der sportlichen Zukunft von Niklas stehen wir aktuell mit keinem Verein in Kontakt. Der volle Fokus gilt den Aufgaben mit dem 1. FC Heidenheim.“ - Christian Nerlinger, CN-Sports 

Heiß bleibt das Thema rund um Dorsch und den HSV dennoch. Bereits vergangenen Sommer wollten ihn die Verantwortlichen nach Hamburg lotsen - der Deal scheiterte jedoch wohl an der zu hohen Ablösesumme (3 Millionen Euro), die Heidenheim aufgeboten haben soll. Im Winter dieses Jahres berichtete dann die BILD-Zeitung, dass der HSV sein Interesse an Dorsch erneut bekundet hat und eine Verpflichtung bei einem möglichen Aufstieg zum heißen Thema werden könnte. 

Wir melden uns morgen um 7:30 Uhr bei euch mit dem Morning-Call und fahren dann rüber zur Einheit des HSV um 10:00 Uhr. Diese ist dann - wie ursprünglich geplant - das letzte öffentliche Training vor dem Spiel bei Greuther Fürth. Das Abschlusstraining am Donnerstag wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, ehe sich der HSV-Tross dann im Anschluss auf den Weg nach Fürth machen wird. 

P.S. Eigentlich hatten wir euch sowohl im Blog, via Morning-Call als auch Social Media einen Rautenperle-Talk mit HSV-Stürmer Lukas Hinterseer versprochen. Dieser musste leider jedoch auf kommende Woche verschoben werden - ist aber nicht aufgehoben. 

Bis morgen und vielen Dank fürs Reinklicken 

Christian

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