Marcus Scholz

14. November 2019

Ein Traum! Windstill und sonnig - wenn auch bei nur vier, fünf Grad. Aber das Wetter war sensationell für einen netten Test wie den heutigen gegen den dänischen Erstlisten Aalborg BK, derzeit Tabellen-Siebter bei unseren Nachbarn. Und das Spiel sollte tatsächlich interessant werden, hoffte ich. Zumal Ewerton von Beginn an auf dem Platz stand und zusammen mit Gideon Jung und Timo Letschert eine Dreierkette bildete. Zumindest in den ersten 45 Minuten. In der zweiten Halbzeit wechselte Hecking wieder auf Viererkette. Aber bis dahin hatte Ewerton schon einmal zeigen können, dass er gesund eine Verstärkung für den HSV ist.  Denn obwohl er noch nicht topfit ist und in Sachen Tempo sicher Mängel hat, zeigte er doch, dass seine Ruhe am Ball und seine Körperlichkeit (vor allem im Kopfballspiel) dem HSV helfen. „Ewerton muss über Spiele und Einsatzzeit kommen“, sagte HSV-Trainer Dieter Hecking im Abschluss. Der HSV-Coach wirkte mit dem Spiel an sich zufrieden. Und etwas wortkarg: „Gut bewegt, zu null gewonnen - das ist gut.“

Das Tor des Tages erzielte Bobby Wood heute schon nach neun Minuten. Bakery Jatta hatte den Ball im Mittelfeld gewonnen, spielte auf rechts zu Khaled Narey, der wiederum Wood im Sturmzentrum sah und anspielte. Der US-Amerikaner nahm den Ball an, drehte sich um seinen Gegenspieler und traf aus der Drehung mit seinem schwächeren linken Fuß aus 14 Metern zum 1:0. Ansonsten war der HSV über die gesamten 90 Minuten spielbestimmend.

 

Immer wieder hatte man die Chance auf eine große Torchance - aber der letzte Pass kam nicht an. Und für die Dänen war spätestens bei den HSV-Torhütern (1. Halbzeit Mickel, 2. Halbzeit Pollersbeck) Endstation. Abgesehen von einem möglichen Elfmeter nach Foul von Tim Leibold hatte der HSV defensiv nicht viel auszuhalten geschweige denn zu befürchten. Heckings Blitzfazit:

 

Noch nicht dabei waren - neben den Nationalspieler Adrian Fein, Rick van Drongelen, Lukas Hinterseer und Xavier Amaechi - die weiter angeschlagenen Aaron Hunt und Martin Harnik, die parallel ein individuelles Training absolvierten und mit Beginn der kommenden Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen sollen. Und gerade die Personalie Harnik könnte sehr schnell sehr wichtig werden, nachdem zuletzt Hinterseer schwächelte und  Wood heute zwar traf, aber ansonsten unauffällig agierte. Zudem wird Bakery Jatta die nächsten zwei Spiele gegen Dynamo Dresden und in Osnabrück fehlen. „Seine Art können wir nicht ersetzen“, sagte Hecking heute und ergänzte, dass Jattas Ausfall zwar keine generelle Umstellung des HSV-Systems bedürfe, dass der Ausfall des schnellsten Offensivspielers (Hecking: „Er arbeitet auch sehr gut mit nach hinten, weil er immer wach ist“) aber eben auch nicht eins zu eins zu ersetzen sei.

Wer ihn ersetzen wird, wolltet Ihr übrigens auch von uns wissen. Die Antwort gibt’s hier:

 

Antworten hat heute auch Frank Wettstein gegeben. In Form der Konzernbilanz für die Saison 2018/2019. Acht Millionen Euro beträgt der Jahresfehlbetrag für die erste Zweitligasaion. 44 Millionen Euro Minus wurden seit der Ausgliederung 29014 erwirtschaftet. Und dennoch loben Wettstein und Co. ihr Vorgehen. „Seit der Ausgliederung hat der HSV permanent an die Tür zur 2. Bundesliga geklopft. Die Verluste in den fünf Geschäftsjahren sind insbesondere auf die negative Transferbilanz zurückzuführen. Während wir Transfererlöse von rund 90 Millionen Euro erwirtschaftet haben, haben Abschreibungen auf Spielernutzungsrechte in Höhe von mehr als 150 Millionen Euro die Ergebnisse belastet“, so Wettstein auf der Vereinshomepage.

Wann das nächste Mal mit einer schwarzen Null gerechnet werden dürfe? Wettstein: „Es bleibt bei dem unternehmerischen Ziel, positive Jahresergebnisse ohne nennenswerte Sondereffekte auszuweisen. Das hätte in der Saison des Abstiegs bereits gelingen können, wenn wir uns nicht von Spielern und Trainern hätten trennen müssen. Das hätte auch im vergangenen Jahr gelingen können, wenn beispielsweise der Abgang von Spielern vor dem 1. Juli 2019 und nicht danach erfolgt wäre.“ Die Pressemitteilung im Wortlaut:

HSV veröffentlicht Jahresabschluss zum 30. Juni 2019 und Lagebericht für das Geschäftsjahr 2018/19

Rothosen realisieren Gesamtumsatz von 126,0 Millionen Euro. Der Jahresfehlbetrag beläuft sich auf 8,0 Millionen Euro. Die Nettoverschuldung wurde um 4,9 Millionen Euro reduziert.

Der HSV-Aufsichtsrat hat den vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluss der HSV Fußball AG zum 30. Juni 2019 festgestellt. Zuvor hatte die vom Aufsichtsrat beauftragte BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft dem Jahresabschluss zum 30. Juni 2019 und dem Lagebericht für das Geschäftsjahr 2018/19 unter dem Datum vom 15. Oktober 2019 einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt.

Die wichtigsten Zahlen im kompakten Überblick: Die HSV Fußball AG hat das erste Geschäftsjahr nach dem Abstieg aus der Bundesliga mit einem Jahresfehlbetrag in Höhe von EUR 8,0 Mio. (Vorjahr: 5,8 Mio.) abgeschlossen.

Die im Geschäftsjahr 2018/19 erzielten Umsatzerlöse von insgesamt EUR 126,0 Mio. bedeuten einen Umsatzrückgang gegenüber dem vorangegangenen Jahr im Fußball-Oberhaus von lediglich 5,7% und übertreffen die im Lagebericht des Vorjahres enthaltene Prognose deutlich. Das für die Unternehmenssteuerung relevante EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) beträgt EUR 31,5 Mio. und übertrifft die Erwartungen ebenfalls deutlich. Insbesondere Erlöse aus Transfers, Erfolge im DFB-Pokal sowie die Spieltagserlöse haben zu dieser Ergebnisverbesserung gegenüber der Planung beigetragen.

Das Eigenkapital der HSV Fußball AG beziffert sich zum 30. Juni 2019 auf EUR 41,1 Mio. Bei einer Bilanzsumme in Höhe von EUR 167,8 Mio. ergibt sich eine Eigenkapitalquote von 24,7 %.

Die nach Verrechnung verfügbarer liquider Mittel verbleibenden Netto- Finanzschulden betragen zum Abschlussstichtag EUR 54,9 Mio. und konnten um rund EUR 4,9 Mio., im Wesentlichen aus der planmäßigen Tilgung des im Jahr 2016 emittierten Schuldscheindarlehens, weiter reduziert werden. Zudem wurden die Verbindlichkeiten aus Transfers um EUR 3,7 Mio. auf EUR 9,2 Mio. gesenkt.

Bei planmäßigem Verlauf der Saison 2019/20 erwartet die HSV Fußball AG für das Geschäftsjahr 2019/20 Umsatzerlöse knapp oberhalb von EUR 100 Mio. sowie ein EBITDA von mehr als EUR 10 Mio.

Mit anderen Worten: Es lief besser als erwartet. Oder besser gesagt: Es hätte schlimmer kommen können. Fakt aber ist, dass man zum neunten Mal in Folge einen Fehlbetrag aufweist. Während die Netto-Finanzschulden um 4,9 auf 54,9 Millionen Euro gesenkt wurden, stiegen die Verbindlichkeiten, vor allem durch die Neuauflage der Fananleihe in Höhe von 17,5 Millionen Euro, von 85,5 auf 91,2 Millionen Euro. Der Umsatz ging auf 126 Millionen Euro  (-5,7%) zurück. Beim HSV heißt es:

Die gesamten Finanzverbindlichkeiten betragen zum Abschlussstichtag TEUR 72.338 (i. Vj. TEUR 62.091) und sind damit um TEUR 10.247 gestiegen. Der Anstieg ist aufgrund der Refinanzierung der Jubiläumsanleihe stichtagsbedingt und geht einher mit der Erhöhung der liquiden Mittel zum Abschlussstichtag. Unter Berücksichtigung dieses Sondereffektes konnten die Finanzverbindlichkeiten im abgelaufenen Geschäftsjahr weiter reduziert werden. Nach Verrechnung der zum Bilanzstichtag verfügbaren liquiden Mittel, die zur Tilgung der Finanzverbindlichkeiten herangezogen werden könnten, ergibt sich saldiert ein Rückgang der Netto-Finanzschulden von TEUR 59.757 auf TEUR 54.901.

Viele Zahlen, viele Deutungen. Nun bin ich zugegebenermaßen in Sachen Bilanzlesen kein ausgewiesener Experte, sondern maximal Autodidakt. Das Ergebnis ist klar, der Weg dahin sicher von kleiner Kniffen und Tricks begünstigt, die sich mir nicht auf den ersten Blick erschließen. Aber angesichts der beschlossenen  Gehaltsobergrenze und dem angestrebten Verzicht auf weitere externe Finanzierungsmittel für Verstärkungen scheint der HSV insgesamt auf dem richtigen Weg zu sein. Und dass man im Abstiegsjahr in der Zweiten Liga kein Plus erwirtschaftet, das ist für mich nur erwartungsgemäß. Von daher bin ich tatsächlich unverändert optimistisch, dass der HSV seinen zweifelsfrei noch sehr langen Weg positiv fortsetzt. Und das beruht wie gesagt weniger auf den Zahlen denn auf den Ankündigungen der Verantwortlichen, die die Ausgaben den Einnahmen nicht anpassen wollen. Sie wissen, dass sie den Weg in die finanzielle Gesundung nur dann schaffen können, wenn sie mit sportlichem Erfolg höhere Einnahmen generieren. Über TV-Gelder, Werbegelder, vor allem aber auch über Spielerverkäufe. Sie gehen also quasi den umgekehrten Weg zu den letzten fünf Jahren.

Und damit geht es schon morgen weiter. Um 10 Uhr geht es am Volksparkstadion mit einem regenerativen öffentlichen Training weiter, ehe das Wochenende für alle trainingsfrei ist. Ich werde morgen natürlich da sein und Euch sowohl vom Training berichten als auch das Zwischenzeugnis der Mannschaft fortführen. Apropos:  Der HSV-Vorstand gibt sich für seine Bilanz übrigens eine 3 als Note. Geht besser - hätte aber auch schlechter sein können…

In diesem Sinne, bis morgen!

Scholle

 

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