Marcus Scholz

3. August 2020

Seit heute morgen acht Uhr ist weder ordentlich Betrieb in den Räumlichkeiten des HSV-Stadions, dessen Namen noch zum Verkauf steht. In Vierergruppen hatte Trainer Daniel Thioune seine Mannschaft aufgeteilt. Während die erfahreneren Spieler um Noch-Kapitän Aaron Hunt, Neuzugang Klaus Gjasula, Tim Leibold und Co. in der Alexander-Otto-Akademie (Campus) sportliche Leistungstests in Bezug auf die Mobilität, Beweglichkeit und Balance testeten, weilten jüngeren Spieler wie Josha Vagnoman, Jonas David und Xavier Amaechi im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), um dort die medizinisch orientierten Untersuchungen (Augen-, Zahn- und Cardio-Untersuchungen) zu absolvieren. Hier ebenfalls vor Ort – allerdings nur zur Voruntersuchung für die anstehende Operation: Anssi Suhonen. Der junge Finne wird in dieser Woche am gerissenen Kreuzband operiert und konnte deswegen logischerweise keine Leistungstests absolvieren.

Ebenfalls dabei, aber genauso ohne Beteiligung war Horst Hrubesch. Der neue Direktor für den HSV-Nachwuchs erschien um kurz vor zehn Uhr im Campus und widmete sich nach einer kurzen Begrüßung seiner vordringlichen Aufgabe, für die U21 einen neuen Trainer zu finden, nachdem Hannes Drews als zweiter Cotrainer in das Profi-Trainerteam aufgestiegen ist. Und Hrubesch macht, was alle von ihm erwartet haben: Er schaut zunächst einmal, ob es für diese Neubesetzung eine interne Lösung gibt. Nacheinander wurden die Fußballlehrer Daniel Petrowsky (bislang U19) und Pit Reimers (U17) befragt. Zudem sollen Fußballehrer Christian Rahn (HSV III) sowie die A-Lizenzinhaber Bastian Reinhardt (U16) und Tobias Kurbjuweit (U15) bei Hrubesch eine Laudatio erhalten. Die beiden Letztgenannten allerdings nur mit Außenseiterchancen, wenn meine Infos stimmen.

Hrubeschs erste große Entscheidung steht an

Bis Ende dieser Woche soll nach Möglichkeit eine Entscheidung getroffen werden können. Zumal alle Mannschaften schon mitten in ihren Vorbereitungen stecken. Und ich hoffe aus HSV-Sicht, dass Hrubesch hier eine interne Lösung findet. Es wäre für das gesamte umjubelte neue Vorhaben, hier in Hamburg mit Hilfe des beim DFB zuletzt so arg erfolgreichen Hrubesch  Talente aus dem eigenen Verein nach oben zu entwickeln, fast schon tragisch, wenn die erste große Entscheidung des neuen Direktors Nachwuchs gegen alle vorhandenen Kandidaten und für einen Externen ausfiele. Fakt sei aber auch, so bekräftigen die HSV-Offiziellen, dass man hier keine Entscheidung aus Prinzip fällen dürfe, sondern sehr wohl qualitative Messwerte als Grundlage der Entscheidung nehmen muss.

Aber sicher ist auch: Gute Trainer gibt es im HSV-Nachwuchs zweifellos. Von daher gehe ich fest davon aus, dass Hrubesch alles daran setzen wird, sich auf einen der drei Top-Kandidaten festzulegen. Soll heißen: Christian Rahn, Pit Reimers oder auch Daniel Petrowsky, der diese Position schon von September 2014 bis April 2015 innehatte, dürfen hoffen, ihren nächsten Karriereschritt gehen zu dürfen. Ein weiterer Vorteil gegenüber den in den letzten Jahren immer wieder gewählten externen Lösungen ist, dass alle internen Kandidaten schon lang und nah genug dran waren, um die Abläufe zwischen U21 und Profis zu kennen.

Soll heißen: Sie würden nicht mehr überrascht und würden entsprechend auch nicht anfangen, zu klagen, wenn ihnen im Trainingsbetrieb immer wieder Spieler von der Profiabteilung abgezogen würden. Zuletzt war genau das immer wieder von den extern geholten Trainer der U21 zu hören. Sie klagten immer wieder darüber, dass es sehr schwer sei, sich unter derartig unplanbaren Bedingungen wirklich einzuspielen. Und das ist sicherlich auch nicht grundsätzlich falsch. Andererseits gehört es zum Leistungsprinzip, dass eben alle Anstrengungen zunächst in Richtung Profimannschaft abzielen.

Hrubesch: HSV ist mit dem DFB nicht vergleichbar

Hrubesch selbst wird sich mit seiner ersten großen Entscheidung für den Nachwuchs sicher nicht mehr allzu viel Zeit lassen. Dafür sollten aber alle, die auch hier im Blog Wunderdinge von dem einstigen Weltklasse-HSV-Stürmer erwarten, bewusst machen, dass Hrubeschs bisherige und so erfolgreich ausgeübte Tätigkeit als Nachwuchstrainer beim DFB nur sehr bedingt vergleichbar ist mit seiner Rolle als Nachwuchsdirektor bei einem Profiklub. Denn während er für den DFB immer die besten Spieler seines trainierten Jahrganges an die Hand bekam und diesen „nur“ als Mannschaft hatte erfolgreichen funktionieren lassen müssen, besteht der Kern seiner Aufgabe beim HSV darin, hier aus Talenten die besten Nachwuchsspieler Deutschlands zu machen. Soll heißen: Beim DFB musste er fertige Spieler miteinander funktionieren lassen. Hier muss er unfertige Talente zu fertigen Spielern ausbilden, bzw. von den Trainern ausbilden lassen. Er muss den Trainer Leitplanken mitgeben, ein ganzheitliches Konzept für die Nachwuchsspielerausbildung in den verschiedenen Jahrgängen entwickeln und ganz nebenbei auch noch darauf achten, dass die jeweiligen Trainer ihren Job gut machen.

Insofern beginnt auch für Hrubesch ein ganz neues Kapitel seiner Trainerkarriere. 24 Jahre Erfahrung im Nachwuchsbereich des DFB haben ihm 8mmer wieder auch tiefe Einblicke in die verschiedenen Jugendabteilungen der Profiklubs beschert. Hrubesch weiß also vieles, das funktioniert und ebenso vieles, was eben nicht funktioniert. Das wird helfen. Vor allem aber wird seine Art, mit Menschen umzugehen, dem Nachwuchs guttun.  Hrubesch hat etwas verbindendes. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Bernhard Peters, der eher kühl-analytisch Regeln und Verfahrensweisen entwickelt und dessen Umsetzung akribisch kontrolliert hatte, setzt Hrubesch auf den offenen, ehrlichen Austausch. Letztlich entscheidet er – aber den Weg zur besten Entscheidung dürfen alle Mitstreiter gleichermaßen mitgehen, sofern sie sich konstruktiv einbringen und gute Ideen haben.  

Hrubesch selbst ist neben der Trainerposition übrigens auch auf Spielersuche für die U21. „Mein großer sportlicher Ziehvater Horst Hrubesch hat mich bereits angerufen und gesagt, auf welcher Position er für die HSV-Nachwuchsmannschaft Bedarf habe“, sagte Peter Neururer beim Auftakt des Camps der Spielergewerkschaft VdV für vertragslose Fußballer, unter denen sich immer wieder auch mal Kandidaten für die zweite Mannschaft des HSV befinden können. Immerhin sucht der HSV weiterhin nach Führungsspielern für die ansonsten sehr junge U21-Mannschaft. Oder doch für die Profis? Immerhin werden auch dort noch Spieler gesucht. Aber dazu m Laufe dieser Woche mehr!

Morgen stehen beim HSV erneut Leistungstests an, wobei die Gruppen die jeweiligen Orte wechseln. Soll heißen, die Jungen gehen in die Akademie und absolvieren dort ihre Leistungstests, während die ältere Garde im UKE ackert. Ich melde mich natürlich auch morgen früh um 7.30 Uhr weder mit dem MorningCall bei Euch. Auf den Trainingsplatz geht es erst am Mittwoch wieder – dann allerdings wie für den Rest der Vorbereitung unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Der HSV wird die erste Einheit allerdings live über HSV.tv übertragen und während der Einheit einige interessante Gesprächspartner aufbieten, wie ich erfahren habe. Ich könnte mir gut vorstellen, dass dort dann auch Hrubesch dabei ist...

In diesem Sinne, Euch allen einen schönen Abend und bis morgen! Scholle

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