Marcus Scholz

14. August 2019

„Wie jetzt“, fragte Lukas Hinterseer nach, „wenn wir beide den Ball sicher reinmachen können?“, so die Nachfrage des Stürmers auf die Frage, ob er den Ball lieber selbst reinmacht oder Bakery Jatta den Ball auflegt. Nach kurzer Klärung seiner Nachfrage ist die Antwort des Angreifers blitzschnell gefunden. „Ganz klar ich selbst!“ Und das obwohl Hinterher keine zwei Minuten vorher noch einmal lobend erwähnt hatte, wie git die Mannschaft in den letzten Tagen zusammengefunden habe. Auch wegen der Causa Bakery Jatta, die heute in der SportBild eine moralisch zu verurteilende Fortsetzung erfahren hat. Erneut ohne jeden Beweis, dafür mit einigen entlastenden Fakten und Zeugen, die ihre Aussagen gegen Jatta zurückziehen, versuchen die Kollegen aus ihrer weiterhin unbewiesenen Behauptung einen Kriminalfall zu konstruieren. So suggerieren es die Kollegen mit dem Verweis auf verschiedene Ungereimtheiten (alles, was Jatta entlastet) heute im Blatt zumindest.

„Sie sollten sich was schämen“, hatte Ewald Lienen am Sonntag im Sportclub in Richtung der Kollegen gesagt. Und völlig unabhängig davon, was am Ende herauskommt - das sollten sich die Kollegen für ihr bisher Geschriebenes tatsächlich. Zumal sie heute in dieser substanzlosen Folgegeschichte einen Kampf weiterkämpfen, den sie schon lange verloren haben. Anstatt zu versuchen, den von ihnen angerichteten (Image-)Schaden Jattas zu reparieren bzw. ihn wenigstens nicht zu verschlimmern, versuchen mit Gerüchten weiterhin, Jatta als als Lügner dastehen zu lassen. Mehr noch: Inzwischen ist der Umstand, dass man keine neuen Beweise findet, einem riesigen Komplott geschuldet. Verschwörungstheorien anstelle von Fakten.

Das ist peinlich. Das ist menschenverachtend. Das ist einfach schlecht.

Besser macht es derweil der HSV - neben dem Platz, wie schon erwähnt. Aber zum Glück auch zunehmend auf dem Platz gefallen Jatta und Co. Insgesamt 20 Feldspieler plus drei Torhüter standen heute auf dem Trainingsplatz, als Dieter Hecking seine vermeintliche A-Elf präsentierte. Und das ohne Überraschung:

Heuer Fernandes – Gyamerah, Jung, van Drongelen, Leibold – Fein – Dudziak, Kinsombi – Jatta, Hinterseer, Kittel

So hatte der HSV auch in Chemnitz begonnen. Und so ließ Hecking heute trainieren. Die B-Elf sollte dabei den VfL Bochum simulieren. Und wenn es nach der Trainingsaufstellung geht, scheint Hecking die Bochumer am Freitag im 4-3-3-System zu erwarten. Auch Hinterseer rechnet übrigens mit mutigen Gästen, die nach zwei Spielen ohne Sieg angeschlagen - aber eben auch noch gefährlicher sind: „Letztes Jahr sind wir mit Bochum hierher gefahren, um Hamburg zu ärgern. Bochum hat keinen so einfachen Start gehabt. Das Pokalspiel in Baunatal war jetzt auch nicht so, wie der Trainer sich das vorgestellt hat. Aber ich weiß auch, dass wir letztes Jahr immer wieder Hochs und Tiefs gehabt haben. Und wenn keiner mehr mit uns gerechnet hat, haben wir plötzlich 3:2 in Köln gewonnen. Daher ist es sehr gefährlich.“

 

Auf jeden Fall sei sein Exklub, bei dem Hinterseer noch immer Mitglied einer internen Whattsapp-Gruppe („Pokergruppe VfL 2018/2019“) ist, nie darauf aus gewesen, sich nur hinten reinzustellen: „Wir haben immer spätestens im Mittelfeld Pressing gespielt und versucht, Druck aufzubauen. Letzte Saison sollten wir immer wieder Polle (Julian Pollersbeck, d. Red.) anlaufen. Das ist uns nicht so gut gelungen. Aber wir haben immer versucht, mutig zu spielen. Und ich glaube, dass sich der VfL auch Freitag hier nicht verstecken wird.“ Alle Mannschaften hätten sich besonders auf das Spiel im Volksparkstadion gefreut, das würden viele Neue beim HSV noch aus eigener Erfahrung wissen. Und das stimmt: Adrian Fein (5:0 mit Regensburg), Hinterseer und Gyamerah mit Bochum beim Remis, Heuer-Fernandes mit Darmstadt beim 3:2-Sieg - sie alle haben den HSV geärgert und wissen aus eigener Erfahrung, was der HSV diese Saison unterlassen muss, um nicht auch am Freitag geärgert zu werden.

Kinsombi ist noch nicht topfit - wird aber immer wichtiger  

Auch Hecking weiß das. Deshalb ließ er heute das B-Team früh attackieren und forderte von seiner vermeintlichen Startelf einen konzentrierten Spielaufbau. Jeremy Dudziak, Adrian Fein und auffällig oft David Kinsombi sollten als Bindeglied die Bälle aus der Abwehr in den Sturm verteilen. Und das machten sie heute sehr ordentlich. Fein in der ihm eigenen, eleganten und passsicheren Art, Dudziak als Lösung auf engem Raum - und Kinsombi als Allzweckwaffe im Umschaltspiel. Ein Trio, das in den drei Offensiven (Jatta, Hinterseer, Kittel) brandgefährliche, schnelle Abnehmer hatte. Und während sich Dudziak und Fein schon in sehr guter Verfassung befinden, ist Kinsombi gefühlt erst bei 60 Prozent - aber schon das ist gut.

100 Minuten hatte der Zugang aus Kiel im Pokal durchgehalten. Trotz teilweiser Zurückhaltung in harten Zweikämpfen und noch erkennbar fehlender Spielpraxis war Kinsombi ein wichtiger Bestandteil des Mittelfeldes. Auch im Training wird er vom Trainerteam immer wieder gefordert. Er selbst fordert zudem jeden Ball und gibt schon lautstark Anweisungen. Er will schnellstmöglich wieder in Topform kommen und Hecking erlaubt sich bei dem 23-Jährigen den Luxus, ihn über frühe Einsätze in der Liga und dem Pokal wieder heranzuführen. Während bei den meisten anderen noch zwei, drei Wochen gewartet würde, schmeißt Hecking Kinsombi rein - weil er es wert ist. Und dessen Mannschaftskollegen freuen sich darüber. Denn eines ist ganz offensichtlich: Kinsombi bringt alles mit, um im Mittelfeldzentrum der Leader zu werden. Wenn er es noch nicht ist.

Die Mannschaft findet sich - Jatta präsentiert sich unbeeindruckt

Interessant wird, was Hecking macht, wenn Aaron Hunt wider zurückkehrt. Den Kapitän draußen lassen wäre eine Möglichkeit. Aber das wird eher nicht passieren. Daher wird ein anderer weichen müssen. Und wenn alles normal läuft und Hunt in einer Woche wieder dabei ist, wird das aus meiner Sicht einer sicher nicht sein: Kinsombi. Da lege ich mich fest. Und wenn wir schon beim heutigen Training sind, noch eine Auffälligkeit: Bakery Jatta, der zu Beginn des Trainings von rund 50 Fußballschul-Teilnehmern gefeiert wurde, trainierte heute stark. Obwohl Josha Vagnoman als sein Gegenspieler einen starken Tag hatte, konnte er sich mit seinem Tempo immer wieder entscheidend durchsetzen. Und das trotz des ganzen Schmierentheaters um ihn herum - Chapeau…!!

Warmer Empfang für den HSV und Bakery Jatta heute beim Training

 

Fazit: Die Räder beim HSV fangen an, ineinander zu greifen. „Wir finden uns als Mannschaft“, sagte Hinterseer heute und beschrieb den Trainer als einen ganz wesentlichen Faktor dafür. „Er hat klare Ansagen. Er sagt uns, wie wir uns fußballerisch und als Mannschaft verhalten müssen. Er ist schon eine Person, auf die man aufschaut und der man gern zuhört. Auf dem Platz und in der Kabine. Das passt sehr gut.“ Und es hilft der Mannschaft. Sie hat den Anfang, den obersten Punkt ihrer Hierarchie im Trainer gefunden und kann sich dahinter in aller Ruhe einordnen.

 

in diesem Sinne, bis morgen! Da wird wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert. Ich melde mich natürlich um 7.30 Uhr wieder mit dem MorningCall bei Euch und werde ab 13 Uhr live von der Pressekonferenz berichten.

Scholle

 

P.S.: Gotoku Sakai Abschied steht inzwischen fest. Und wir verabschieden uns von unserem ehemaligen Kapitän auch an dieser Stelle noch einmal mit warmen Worten und den allerbesten Grüßen. Auch im Community-Talk. 

 

 

FAQs

 
 

Über uns

Die Rautenperle - das ist ein Team aus jungen Medienschaffenden und Sportjournalisten mit großer Affinität zum HSV. Wir sind 24/7 bei den Rothosen am Ball und produzieren frischen Content für Rautenliebhaber.

Unser Ziel ist es, moderne, unabhängige Berichterstattung und attraktiven, journalistischen Content für junge und jung gebliebene HSV-Anhänger zu bieten. Wichtig ist uns dabei, eine neue Art des Sportjournalismus zu präsentieren: dynamisch, zeitgemäß, zielgruppengerecht. Weg von verstaubten Zeitungsspalten und immergleichen Phrasen.

Die Rautenperle ist aber nicht nur ein Ort, um sich zu informieren, sondern soll auch immer ein Ort des Austausches und des Miteinanders sein. Wir wollen eurer Leidenschaft einen Platz im Netz bieten: zum Diskutieren, zum Mitfiebern, zum Mitmachen.