Marcus Scholz

7. Mai 2020

DFL-Boss Christian Seifert war die Erleichterung anzusehen, als er die ersehnte Fortsetzung der Saison in der Ersten und Zweiten Bundesliga mit dem 26. Spieltag am 16. Mai verkündete. „Das ermöglicht allen Clubs die Weiterführung ihrer betrieblichen Tätigkeit und bedeutet für manche Clubs das wirtschaftliche Überleben“, betonte der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga am Donnerstag nach der Mitgliederversammlung der 36 Profivereine. Für den HSV bedeutet das, dass es nicht am Freitag wie zuletzt am 13. März nach Fürth geht, sondern erst am Sonntag den 17. Mai. Und auch für die HSV-Fans ohne Sky-Abo gab es eine gute Nachricht. Der Pay-TV-Sender Sky zeigt die Live-Konferenzen beider Ligen an den ersten zwei Spieltagen jeweils im Free-TV. Ein kleines, aber gutes Zeichen wie ich finde.

Auch den HSV-Profis war die Freude über die Nachrichten aus Berlin anzumerken. Heute durften sie samt Trainerteam das erste Mal wieder im Mannschaftsverbund trainieren. Also alles - inklusive Zweikämpfe und Spielformen. Trainer Dieter Hecking verzichtete heute zwar noch weitgehend darauf, kündigte aber parallel dazu an, am Wochenende unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Stadion ein internes Testspiel so anzusetzen, dass es einem Geisterspiel möglichst nahekommt. „Wir werden die Jungs elf gegen elf spielen lassen, wahrscheinlich mit Trikots und allem“, so der HSV-Coach. Ob das am Ende eine reale Simulation der bevorstehenden Geisterspiele sein kann vermochte aber auch Hecking nicht zu sagen. Klar ist dagegen, dass Jan Gyamerah weder am Wochenende noch in der Woche darauf in Fürth dabei sein kann. Er fällt verletzt zwei, drei Wochen lang aus.

Hecking betont, dass alle unter Beobachtung stehen

„Ansonsten ist die Stimmung sehr gut“, sagte Hecking heute und sprach davon, dass er in den letzten fünf Wochen nicht einen Trainingstag gehabt habe, an dem er bei der täglichen Videokonferenz mit seinem Trainer- und Asisstententeam von einem schlechten Trainingstag habe sprechen können. Dennoch sei er weit davon entfernt, hier irgendwas zu locker zu nehmen. Er wüsste sehr wohl, dass der HSV ebenso wie die anderen 35 Profiklubs unter Beobachtung stünden.

Ähnlich, wie es Seifert fast zeitgleich in Berlin verkündete: „Mit der Aufnahme des Spielbetriebes ist maximal ein Zwischenziel erreicht. Wir haben noch mal eine ordentliche Etappe vor uns. Es ist nicht die Zeit, sich zurückzulehnen“, so der DFL-Geschäftsführer. „Diesem Vertrauensvorschuss müssen wir gerecht werden. Wir halten uns ganz exakt an die Vorgaben der Politik. Jedem muss klar sein, dass wir auf Bewährung spielen und jeder Spieltag eine Chance ist, dass wir den nächsten verdient haben. Ich erwarte von jedem Einzelnen, dass er der Verantwortung gerecht wird. Und ich gehe davon aus, dass die Umsetzung unseres Konzepts bei allen Vereinen Chefsache ist.“

HSV würde Spieler Entscheidung überlassen

Beim HSV ist es so. Zumindest machte Hecking heute den Eindruck, als wir ihn zur ersten Pressekonferenz nach der Coronapause via Videoschalte sprechen konnten. Im Gegensatz zu mir frisch frisierten und gut gelaunt sprach er über die große Chance, die der Neustart allen Bundesligisten bieten würde. Er sieht den deutschen Fußball als Vorreiter, er nannte die eigene medizinische Abteilung um die Mannschaftsärzte Götz Welsch und Wolfgang Schilling „Faustpfand“ und gab an, dass man sich noch nicht festgelegt habe, in welches Hotel man ab Montag ziehen würde zur Mannschaftsquarantäne.

Zudem wollte ich von ihm wissen, wie der HSV damit umgehen würde, wenn ein Spieler aus Risikogründen Bedenken anmelden würde und darum bitten würde, nicht mitspielen zu müssen. Und ich bekam eine klare Antwort: „Wir würden nicht einfach drüber hinweg gehen“, so der Trainer, „gerade in den letzten Monaten haben wir als HSV bewiesen, dass es uns immer auch um den Menschen geht.“ Deshalb könne jeder Spieler kommen und sich äußern, ohne, dass er mit negativen Folgen für sich rechnen müsse. Bislang sei aber noch kein Spieler auf ihn oder den HSV zugekommen. Aber das könnt ihr in dem oben eingestellten Video selbst nachschauen und hören.

 

Am Freitag wird wieder voll trainiert, allerdings wird es in absehbarer Zeit keine Doppelschichten geben, wie Hecking ankündigte. Dafür sei die Belastung im Wettkampf einfach noch einmal eine ganz andere als zuletzt in den fünf Wochen mit eingeschränktem Mannschaftstraining in kleinen Gruppen. Auch er hätte sicher gern ein paar Tage länger Vorbereitung auf das erste Spiel gehabt. Aber nun sei es nunmal so und man müsse sich damit arrangieren. „Wir werden alle die ersten Spiele sicher noch merken“, so Hecking, der schon heute bei den Spielern eine erhöhte Erschöpfung festgestellt hatte. Und das werde sich auch nach den ersten Spielen so einstellen. Hecking: „Aber das ist nicht nur bei uns so, das werden auch alle Kollegen genau so haben.“ Soll heißen: Alle haben die gleichen Voraussetzungen und keiner hat Grund, sich mehr zu beschweren als der andere.

Nicht beschweren kann ich mich über das heutige Quiz. So viel vorweg. Denn in einem Herzschlagfinale gegen eine mal wieder sehr starke Community hat mir ein HSV-Profi maßgeblich geholfen. Wer? Und wie? Schaut es Euch an. Oder besser noch, seid das nächste Mal einfach selbst dabei. Und bevor ich mich hier von Euch für heute verabschiede noch der Hinweis, dass ich Euch im Nachklang noch ein paar wesentliche Infos zum Ligastart zusammengestellt habe. Aber das nur für die, die es interessiert.

 

Ich melde mich dann morgen früh wieder um 7.30 Uhr bei Euch mit dem MorningCall und werde Euch am Abend natürlich wieder über alles berichten, was es beim HSV an Neuigkeiten gibt. Wer sich zwischendurch auf dem Laufenden halten will, dem kann ich unseren neuen Newsticker sowie unsere sozialen Kanäle wärmstens empfehlen. Bis dahin Euch allen alles Gute, habt einen schönen Abend, und vor allem: bleibt gesund.

Scholle

 

So beginnen Erste und Zweite Liga, so geht es im DFB-Pokal weiter:

- Der erste Spieltag seit der Unterbrechung wegen der Corona-Krise wird am Montagabend (20.30 Uhr) mit der Begegnung zwischen Werder Bremen und Bayer Leverkusen abgeschlossen. Damit trage die DFLauch der Tatsache Rechnung, dass die Bremer als einer der letzten Clubs mit dem Teamtraining beginnen konnten.
- Die beiden Englischen Wochen sind für den 26. und 27. Mai - unter anderem mit dem Schlager Borussia Dortmund gegen Bayern München - sowie für den 16./17. Juni angesetzt. Das ausstehende Nachholspiel Werder Bremen gegen Eintracht Frankfurt ist am 2. oder 3. Juni eingeplant. Eine weitere Entzerrung des verabschiedeten Regelspielplans schloss Seifert aus. Einen reibungslosen Verlauf vorausgesetzt, wird das Saisonfinale in den beiden Profiligen am 27./28. Juni steigen.
- Wohl erst im Juli stattfinden werden das Endspiel um den DFB-Pokal und die Relegation zwischen dem Bundesliga-16. und dem Dritten der 2. Liga, für die noch keine konkreten Termine feststehen. Ob es eine Relegation zwischen dem Zweitliga-16. und dem Drittliga-Dritten geben wird, ist aufgrund der derzeit unklaren Lage in der 3. Liga offen. Noch nicht festgelegt wurde ein Starttermin für die Saison 2020/21.
- Bevor es losgeht, müssen sich alle Teams in eine einwöchige Quarantäne begeben. Die Politik hatte diese Maßnahme und die Einhaltung von strikten Hygieneregeln, die auch Bestandteil des DFL-Konzepts sind, zur Bedingung für eine Saison-Fortsetzung gemacht. «Ein bisschen Bauchgrummeln hat jeder dabei. Die Liga steht auch schwer unter Bewährung, das einzuhalten. Die Öffentlichkeit wird genau hinschauen», sagte Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder am Donnerstag im Radiosender Bayern1.
- Laut Seifert sollen auch die Referees der 1. und 2. Bundesliga vor dem Wiederanpfiff getestet werden. «Selbstverständlich wird es für Schiedsrichter, Linienrichter und Vierte Offizielle ebenfalls hygienische und medizinische Anforderungen geben», sagte er.
- Bei der zweiten Testwelle in den Vereinen zwei weitere Positiv-Befunde festgestellt. In einer ersten Testreihe waren von 1724 Proben zehn positiv ausgefallen. Seifert stellte in diesem Zusammenhang klar, dass eine Mannschaft auch bei einer Vielzahl von Corona-Fällen im Kader antreten müsse, sofern sie grundsätzlich noch genug gesunde Spieler zur Verfügung habe. Zudem kündigte er an, dass die DFL befristet fünf Auswechslungen pro Mannschaft erlauben werde, sollte die FIFA diese Regelung beschließen.

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