Marcus Scholz

23. August 2019

Kein Tag ohne Jatta. Was auf dem Platz gut ist, ist drumherum schwierig. Vor allem für Jatta selbst. Aber auch für das Gemüt des Zuschauers. Denn wenn der HSV morgen nach Karlsruhe fährt, wo er am Sonntag um 13.30 Uhr im Wildparkstadion um die nächsten Punkte kämpft, dann wissen alle Beteiligten schon: dieses Spiel findet unter Protest statt. Zumindest hat das der ehemalige HSV-Sportchef und heute beim KSC verantwortliche Oliver Kreuzer so angekündigt. Mehrfach. Für Dieter Hecking ist das ein lästiges Thema. Das macht er schnell deutlich. Aber es beschäftigt beim HSV weiterhin alle.

„Mit mir macht das gar nichts, weil ich nach wie vor davon ausgehe, dass der Protest im Sande verläuft“, sagt Hecking zwar. Aber er weiß, dass es für Jatta eine Belastung ist. „Für Baka ist es eine unsägliche Situation, wenn man sowas über sich lesen muss, wenn man so angezweifelt wird. Er geht damit sensationell um. Für mich gibt es nach wie vor kein Indiz dafür, dass hier etwas falsch gelaufen ist. Es kommt ja auch nichts.“ Und ja, Hecking hat recht. Auch deshalb werde ich das Thema an dieser Stelle vorerst aussparen und mich mehr dem Sportlichen widmen. Denn dort könnte es am Sonntag Veränderungen geben – sagte der HSV-Coach heute.

HSV-Trainer Hecking kündigt Veränderungen im Mittelfeld an

Im Training am Nachmittag war nichts davon zu sehen. Nach einem kurzen Warmmachprogramm wurden auf drei Stationen im Wechsel Torabschlüsse nach langen Flanken, Fußball-Tennis und Flankengenauigkeit geübt. In Gruppen, die nichts darüber auszusagen vermochten, wo wer am Sonntag eingeplant wird. Dafür aber deutete Hecking Veränderungen im Mittelfeld an. Adrian Fein, so der HSV-Trainer, könnte von seiner bisherigen Position als alleiniger Sechser das erste Mal auf eine andere Position wechseln: „Es gibt bei mir Überlegungen, ihn auf eine andere Position zu stellen. Auch schon für das Spiel am Wochenende.“ Auch den Grund schob Hecking gleich hinterher: „Bochum schon versucht, ihn mehr zuzustellen. Ich glaube dass der KSC auch darauf spekuliert, sowas zu machen. Die Gegner werden auch darauf reagieren, deshalb überlegen wir, uns im Mittelfeld anderes aufzustellen. Es wird auf jeden Fall spannend.“

 

Eine Variante wäre die Variante „Kopfballspiel“. Denn mit dem KSC trifft der HSV auf eine sehr kopfballstarke, körperlich große Mannschaft. Und mit Gideon Jung sowie Rick van Drongelen hat der HSV nicht besonders starke Kopfballspieler.  Rechnet man das zuletzt aufgestellte Mittelfeld (Fein, Dudziak, Kinsombi) dazu – besteht weiterhin ein Mangel an guten Kopfballspielern. Wobei: Diesen Mangel birgt dieser Kader ganz generell. Mit Ewerton und Letschert fallen ausgerechnet die Spieler noch länger verletzt aus, die genau diese Qualität haben.

Setzt Hecking auf Papadopoulos als Kopfballungeheuer?

Lediglich Kyriakos Papadopoulos bringt eine ausreichende Kopfballstärke mit. Aber der Grieche schien zuletzt für Hecking eher keine Startelfalternative zu sein. Sollte sich Hecking das doch noch anders überlegen, könnte er Jung so auf die Sechs vorziehen, um dort etwas mehr Abräumerqualität gegen die physisch sehr starken Karlsruher hinzubekommen. Dann könnte der Trainer Papadopoulos in die Innenverteidigung neben van Drongelen stellen und Fein für den noch nicht ganz wieder bei 100 Prozent befindlichen Kinsombi auf die Acht stellen. Oder Hecking könnte Fein mit Kinsombi zusammen als eine Art Mischung aus Zweikampfstärke, Robustheit und Spielmacherqualität bringen. In diesem Fall wäre Dudziak der Leidtragende.

Auffällig ist: Der Mangel an Kopfballspielern könnte am Wochenende das erste Mal so richtig zum Tragen kommen. Karlsruhe hat sein Spiel vor allem auf Zweikampf- und Kopfballspiel ausgelegt. Hohe, lange Bälle in den gegnerischen Sechzehner sind für die Mannschaft von Trainer Alois Schwarz probate Mittel. Und genau deshalb fordert Hecking „clever“ zu spielen, Fouls zu vermeiden und möglichst keine bzw. nur wenige Standardsituationen für die Karlsruher zuzulassen. Ein schwieriges Unterfangen, das zweifellos nie ganz aufgehen wird. Aber: „Es ist ein Stilmittel des KSC, solche Situationen zu provozieren“, warnt Hecking, „und wir müssen das gut verteidigen.“ Am besten, indem man dem Gegner sein Spiel aufzwingt, womit ich zur zweiten Variante komme: Einer unveränderten Aufstellung gegenüber Bochum.

Aaron Hunt fällt aus - aber das muss nichts mehr heißen

Denn gegen den VfL hatte der HSV zumindest in der zweiten Halbzeit gezeigt, wie man tief stehende Gegner bespielen kann. Mit Geduld und Dauerbeschallung in Form von Angriffen. Dass man hierbei noch Luft nach oben hat, ist klar. Gerade Sonny Kittel, der mit seinen Freistößen und Distanzschüssen sehr gefährlich war, fand ansonsten im Spiel zu wenig statt, finde ich. Bakery Jatta kam seinerseits vor allem dann richtig in Fahrt, als er für Kittel auf die linke Seite wechselte. Das wiederum eröffnete dem Trainer die Option, mit Jatta links zu beginnen und Kittel ins Zentrum auf die Zehn (mit Kinsombi/Fein als Achter- bzw. Sechserduo dahinter) zu ziehen. Auf die Position, auf der ich ihn zu gern mal sehen würde. Denn Fakt ist: Aaron Hunt wird weiter ausfallen. Generell – aber im Speziellen auch am Sonntag. Darauf legte sich Hecking fest.

Heute wurden bei den Kollegen schon Statistiken bemüht, die aufzeigen, wie schwer es der HSV ohne den Kapitän hat. Zum Beispiel hat man 2015 das letzte Mal zwei Spiele in Folge ohne ihn gewinnen können. „Aaron wird noch nicht mitgehen nach Karlsruhe“, so Hecking heute, ehe der „Das-Glas-ist-immer-halbvoll“-Trainer ergänzte: „Er hat noch kein Mannschaftstraining gehabt. Die Verletzung ist weitgehend ausgeheilt. Aber so macht es keinen Sinn und wir haben gegen Bochum gesehen, dass wir auch ohne ihn gewinnen können.“ Hunt sei, das betonte Hecking zugleich, gesund natürlich immer eine Bereicherung für die Mannschaft. „Das hat man ja gesehen“, so der Trainer weiter, „aber gegen Bochum haben wir gerade in der zweiten Halbzeit auch gesehen, dass wir in der Lage sind, das zu kompensieren. Es ist schade einerseits, dass Aaron nicht dabei ist. Aber andererseits habe ich auch ein gutes Gefühl, was die anderen Jungs betrifft.“ Klingt gut.

Und dann noch eine gute Nachticht in eigener Sache...

In diesem Sinne, bis morgen! Da werden wir uns nach dem Abschlusstraining, das um 9.30 Uhr beginnt, intensiv mit einem Direktvergleich Karlsruhe/HSV hier beschäftigen. Und mit „wir“ meine ich meinen neuen Blog-Co-Autoren Christian Hoch und mich. Womit ich zum Abschluss noch mit einer sehr schönen Nachricht in eigener Sache den Blog beschließen kann. Denn Christian ist ab sofort offiziell mein neuer Co-Autor in der Rautenperle. Dauerhaft. Und darüber freut sich sicher niemand mehr als ich mich selbst. Auch deshalb möchte ich es an dieser Stelle noch einmal ganz offiziell sagen:

Herzlich Willkommen im Team, Christian!

Übrigens freue ich ich ebenso sehr auf die nächste Auswärtscouch am Sonntag. Denn ebenso spanend wie ich das Spiel erwarte, erwarte ich mit Lasse und Nando vom HSV-Podcast "Volksparkgeflüster" zwei Gäste bei mir, die voll mitgehen werden. Hoffentlich gibt das Spiel das alles am Ende auch her...!

Bis morgen, liebe Alle.

Scholle

FAQs

 
 

Über uns

Die Rautenperle - das ist ein Team aus jungen Medienschaffenden und Sportjournalisten mit großer Affinität zum HSV. Wir sind 24/7 bei den Rothosen am Ball und produzieren frischen Content für Rautenliebhaber.

Unser Ziel ist es, moderne, unabhängige Berichterstattung und attraktiven, journalistischen Content für junge und jung gebliebene HSV-Anhänger zu bieten. Wichtig ist uns dabei, eine neue Art des Sportjournalismus zu präsentieren: dynamisch, zeitgemäß, zielgruppengerecht. Weg von verstaubten Zeitungsspalten und immergleichen Phrasen.

Die Rautenperle ist aber nicht nur ein Ort, um sich zu informieren, sondern soll auch immer ein Ort des Austausches und des Miteinanders sein. Wir wollen eurer Leidenschaft einen Platz im Netz bieten: zum Diskutieren, zum Mitfiebern, zum Mitmachen.