Marcus Scholz

19. Juni 2019

Die gute Nachricht hatte Dieter Hecking gleich im Gepäck: „Ja, es stimmt. Tobias Schweinsteiger wird noch zu unserem Trainerteam dazukommen“, verriet der neue HSV-Trainer nach der ersten öffentlichen Trainingseinheit, die vor allem spielerische Elemente beinhaltete. Nach zwei Tagen Leistungstests und eine Rundum-Check (inklusive Zähne) für alle war die erste Einheit eine Art lockerer Aufgalopp. Kennenlernen vor rund 300 bis 400  Zuschauern, die es trotz der eher Zuschauer unfreundlichen Zeit von zehn Uhr an einem Mittwoch zum Platz geschafft hatte. Unter ihnen auch einige Blog-User aus den verschiedensten Teilen Deutschlands, die mich vor Ort nett angesprochen haben - und die ich hiermit noch einmal ganz explizit grüßen möchte. Euch allen eine schöne Weiterfahrt  bzw. schöne Heimreise!

Aber zurück zu Hecking und seine Mannen:  Die begannen heute um kurz nach Zehn Uhr. Dirk Bremser war es, der als erster auf den Platz kam und die wartenden - jetzt sogar applaudierenden - Fans mit einem „Moin“ begrüßte. Und mit diesem Hamburg-Style sammelte der Hecking-Vertraute den ersten fetten Pluspunkt. Ihm folgten 18 nett grüßende, zumeist sogar lächelnde Feldspieler auf den Platz, ehe Hecking kam - und das „Moin“ verpasste. Er grüßte mit „morgen!“ nett in die Runde - und bekam ebenso Applaus. „Zu sehen, dass zu diesem Zeitpunkt trotzdem 200 oder 300 Leute herkommen, war toll.“

Hecking relativiert seinen Kaderwunsch - es können auch mehr sein

Ebenso freute sich Hecking über eine gute erste Einheit, in der Josha Vagnoman und Jonas David die Fraktion der Youngster vertraten. Tatsuya Ito ist noch bei der Copa America, während Stephan Ambrosius individuell trainierte (ebenso wie der noch nicht wieder gesunde David Bates). Und obgleich es die erste Einheit war und die Aussagekraft selbiger noch überschaubar ist: Vagnoman und noch mehr David demonstrierten das, was Hecking sich von dem verschärften Konkurrenzkampf erhofft. Wobei, ein wenig Feuer nahm Hecking dem Ganzen heute, nach de  er zuletzt angekündigt hatte, auf 20 Feldspieler plus drei Torhüter im Training setzen zu wollen. Heute  stellte er klar: Die Kadergröße von 20 Feldspielern plus drei Torhüter sei nicht in Stein gemeißelt. Vielmehr würde er Valle mitnehmen, die entsprechend Leistung zeigen. „Dann können es auch 23 oder 24 plus drei werden“, so Hecking.

 

Sportlich aussagekräftig sind diese ersten Tage tatsächlich nur bedingt. Deshalb werde ich mich hier auch  nicht aufschwingen, Trainingsleistungen in Stammplatzansprüche einzuordnen. Aber dass Kyriakos Papadopoulos heute in der Nachmittagseinheit gleich mal fehlte - unglücklich! Der Grieche, dem man chronische Knieprobleme attestiert und der in der Rückrunde der abgelaufenen Saison wieder genesen schien, aber dennoch mer ausfiel als dabei war, pausierte. Stichwort Belastungssteuerung. Dass man aber für ihn tatsächlich auf Rick van Drongelen verzichten würde kann nur daran liegen, dass man sich von dem Niederländer eine ordentliche Ablösesumme erhofft -  die man von „Papa“ sicher nicht mehr erwarten kann.

Papadopoulos verpasst gleich eine von zwei Einheiten

Rund zwei Millionen Euro müsste der HSV mit dem Verkauf eines Abwehrmannes machen, wenn man 1:1 tauschen will. Und Fakt ist: Der HSV will Nürnbergs Brasilianer Ewerton verpflichten. Dieter Hecking hält große Stücke auf den Innenverteidiger vom Bundesligaabsteiger. „Er ist ein gestandener Spieler, der in Nürnberg gerade in der Rückrunde sehr zur Stabilisierung der Abwehr beigetragen hat“, urteilt der neue Coach. Ewerton sei ihm schon aufgefallen, als dieser noch in Kaiserslautern gespielt habe. Hecking hebt den „sehr, sehr guten Spielaufbau“ und „die Ruhe, die er ausstrahlt. Er ist ein sehr guter Zweikämpfer, der ein gutes Kopfballspiel. Für uns ein Spieler, der sehr interessant ist.“

 

Ewerton kam nach seinem Wechsel im Sommer 2018 aus Lissabon (Sporting) in der Hinrunde der abgelaufenen Saison für die Nürnberger nur 56 Minuten zum Einsatz. Allerdings, und das meinte Hecking: In der Rückrunde war der 30 Jahre alte Innenverteidiger gesetzt. Er stand 16-mal in der Startelf und musste nur die letzten beiden Spiele wegen eines Muskelfaserrisses passen. Bis zum 30. Juni müssen er und der HSV die Ausstiegsklausel aktivieren und dementsprechend die festgeschriebene  Ablöse von rund zwei Millionen Euro zahlen.

Hecking bleibt gelassen - und setzt "Aufstieg" auf den Index

Hecking machte genau das, was sich wahrscheinlich fast alle von ihm erhoffen: Er entschleunigt souverän. Mit der Gelassenheit von 419 Erstliga- und 136 Zweitligaspielen als Trainer setzte er das Wort „Aufstieg“ gleich mal auf den internen Index. „Ich habe der Mannschaft gesagt: Ich nenne einmal das Wort Aufstieg und dann bis Mai nicht mehr“, so der Coach. „Wir wollen gerne am Ende das Tages etwas zu feiern haben, aber es nützt jetzt nichts, wenn wir jeden Tag mit dem Wort ‚Aufstieg‘ konfrontiert werden. Das bringt uns nicht weiter.“ Stattdessen sollen die Spieler trotz maximalen Ehrgeizes sagen, sie seien „ambitioniert“. So, wie er auch. Hecking: „Wenn man vor einer neuen Aufgabe steht, dann ist man natürlich sehr motiviert. Nichtsdestotrotz wissen wir alle um die Schwierigkeit der Aufgabe. Die Gemengelage ist noch ein Puzzle, es ist viel im Umbruch, und es gibt viele neue Spieler.“ Hecking betonte, er und seine Mannen würden „mit Demut“ an die neue Aufgabe herangehen. Aber immer auch in dem Bewusstsein, „dass wir Qualität haben. Wir sind ambitioniert.“

Dabei helfen wird ab Donnerstag auch Tobias Schweinsteiger. Der Bruder von Weltmeister Bastian Schweinsteiger wird neuer Cotrainer, wie Hecking es heute selbst bestätigte, ehe es der HSV auf seiner Homepage vermeldete:

Der HSV ist sich mit Tobias Schweinsteiger über eine Anstellung einig geworden. Der ehemalige Profi (u.a. SpVgg Unterhaching und Jahn Regensburg) und ältere Bruder von Nationalspieler Bastian Schweinsteiger wird ebenfalls Assistent von Dieter Hecking. Zuletzt war Schweinsteiger als Co-Trainer und Teamchef des österreichischen Zweitligisten FC Juniors OÖ tätig. „Ich finde es gut, wenn man einen jüngeren Kollegen mit im Trainerstab hat, der vom Alter her näher an den jungen Spielern dran ist und vielleicht mit ganz anderen Ideen reinkommt. Tobi hat einen sehr guten Eindruck in den Gesprächen auf mich gemacht. Er blickt über den Tellerrand hinaus und hat auch viele andere Sportarten im Blick“, erklärte Dieter Hecking die Entscheidung.

Heckings erster Tag endete, wie man es sich von einem „alten Haudegen“ vorstellt: Er ließ seine Spieler nach zweimal 90 Minuten bei 30 Grad Celsius Steigerungsläufe absolvieren. Von nichts kommt eben nichts… In diesem Sinne, bis morgen! Da melde ich mich wie immer pünktlich um 7.30 Uhr mit dem MorningCall bei Euch. Trainiert wird übrigens in den nächsten Tagen jeweils um 10 und um 15.30 Uhr, Sonnabend wird einmal und am Sonntag nicht trainiert.

Bis morgen!

Scholle

FAQs

 
 

Über uns

Die Rautenperle - das ist ein Team aus jungen Medienschaffenden und Sportjournalisten mit großer Affinität zum HSV. Wir sind 24/7 bei den Rothosen am Ball und produzieren frischen Content für Rautenliebhaber.

Unser Ziel ist es, moderne, unabhängige Berichterstattung und attraktiven, journalistischen Content für junge und jung gebliebene HSV-Anhänger zu bieten. Wichtig ist uns dabei, eine neue Art des Sportjournalismus zu präsentieren: dynamisch, zeitgemäß, zielgruppengerecht. Weg von verstaubten Zeitungsspalten und immergleichen Phrasen.

Die Rautenperle ist aber nicht nur ein Ort, um sich zu informieren, sondern soll auch immer ein Ort des Austausches und des Miteinanders sein. Wir wollen eurer Leidenschaft einen Platz im Netz bieten: zum Diskutieren, zum Mitfiebern, zum Mitmachen.