Marcus Scholz

29. Dezember 2017

Letztlich blieb es beim Versuch, ihn zu halten. Der U23-Angreifer Törles Knöll wechselt im Januar, so sieht es Stand heute aus, weg vom HSV. Ob es letztlich Sandhausen wird, wie es zuletzt vermutet wurde, ist noch offen. Klar ist nur, dass der 20 Jahre alte Angreifer vom HSV nicht die Perspektive bekommt, in der Bundesliga ausreichend Spielzeit zu sammeln, während Knöll selbst nicht verliehen werden möchte. Er wolle eine Entscheidung „ganz oder gar nicht“ hieß es von Seiten seines Beraters. Und deshalb lässt der HSV seinen Toptorjäger in der U21 ziehen. Trotz 14 Treffern in 15 Spielen – eine erstaunliche Entscheidung allemal. Aber5 auch eine vertretbare?

Es ist tatsächlich schwer für mich, darauf eine klare Antwort zu finden. Denn Knöll hat in den Trainingseinheiten und den Testspielen bei der Bundesligamannschaft nicht auf ishc aufmerksam machen können. Gut, dasselbe konnte man auch von Jann-Fiete Arp sagen, der zweifelsfrei keiner ist, der über das Training auf sich aufmerksam macht. Aber hier muss man den HSV-Verantwortlichen gegenüber so fair sein und zugeben, dass Knöll noch einmal ein ganzes Stück hinter Arp anzusiedeln ist nach den bisherigen Eindrücken. Obgleich er drei Jahre jünger ist, wirkt Arp deutlich cooler, ballsicherer und robuster. Zudem ist Arp ein spielender Stürmer, während Knöll seine Qualität im Abschluss hat.

In der Regionalliga bislang, wo er in bisher 47 Spielen stattliche 31 Tore erzielte. Er ist auf seinem Niveau ein Knipser, wie ihn der HSV sonst nicht hat, aber schon lange sucht. Und schon deshalb muss die Frage erlaubt sein: Hat der HSV wirklich alles versucht, um aus Knöll einen Erstligaspieler zu machen? Und diese Frage beantworte ich mit dem wenigen, was ich über Knöll weiß, ganz eindeutig mit: NEIN:

Denn wie bei allen anderen Talenten, die wie Arp den Sprung geschafft haben, die wie Ito dabei sind, 9hn zu schaffen, oder die wie Pfeiffer den Sprung sehr zeitnah schaffen werden, muss sich der HSV auch um die Talente kümmern, die nicht in ganz vorderster Reihe stehen. Soll heißen, und ich will Eich damit nicht nerven, aber es ist nunmal für mich noch immer ein unbegreifliches Defizit: Knöll muss individuell maximal gefördert werden, um ihn auf sein Leistungslimit festzustellen. Und dazu bedarf es mehr als ein paar Gasteinheiten bei den Profis sowie den Trainingseinheiten und Spielen bei der U21 in der Regionalliga.

Hierfür muss der HSV – zumal bevor man so ein Talent verkauft! – den Spieler bei einem Spezialtrainer über Monate Extraschichten schieben lassen. Marke: Ricardo Moniz. Und auch hier ist es mir egal, wie es nervt. Ich behaupte weiterhin steif und fest, dass ein Moniz aus jedem einzelnen Spieler noch mehr herausholt, als es der normale Trainingsbetrieb schafft. Vor allem aber schließt eine Ausbildung bei Moniz Fehlentscheidungen weitgehend aus, die Spieler von hier woanders hin ziehen lassen, wo sie dann aufblühen. Kostenpunkt: Rund 250.000 Euro im Jahr. Viel Geld für einen einzelnen (Extra-)Trainer, klar. Aber angesichts dessen, was er aus den einzelnen Spielern noch herausholt, ist dieses Geld allemal absolut sinnvoll investiert.

Egal wie, es wird so nicht kommen. Darauf haben sich die Verantwortlichen offenbar festgelegt. Trainer Markus Gisdol sieht hier keinen Bedarf und Sportchef Jens Todt sieht im vorhandenen Trainerstab ausreichend Potenzial, um die maximale Ausbildung der Spieler zu gewährleisten. Eine Fehleinschätzung, wie ich finde. Aber dieses Thema inklusive das der nachzubessernden Strukturen und der notwendigen Investitionen ins Scouting/Jugend/Nachwuchs hatte ich hier gerade in den letzten Monaten so oft, dass selbst ich mich an den ständigen Wiederholungen langweile. Wobei, nein: Mich nerven sie. Weil sich leider nichts ändert, egal wie offensichtlich die Mängel sind. Von daher warten wir mal ab. Vielleicht schafft es Knöll ja auch nirgendwo sonst und der HSV macht letztlich mit 250.000 Euro Ablösesumme, bevor er im Sommer ablösefreie gehen könnte, alles richtig...

Die Frage muss allerdings auch erlaubt sein: Was hat der HSV mit der U21 vor? Wenn man mal eben den Toptorjäger ersetzen muss, dazu nicht auf das Toptalent der U19 (Arp) als Ersatz zugreifen kann, dann verliert die Mannschaft schon einen wesentlichen Baustein. Damit konfrontiert verweist Sportchef Todt darauf, dass man ja Arianit Ferati aus Aue zurückholt. Okay, der ist alles andere als ein Knipser. Ebene eher ein offensiver Mittelfeldmann. Zudem hat er in dieser Saison gerade 33 Minuten bei Zweitligist Erzgebirge Aue spielen können. Seit dem zehnten Spieltag stand er nicht mal mehr im Kader. Verletzungsfrei wohlgemerkt. Und gerade deshalb solle er sich auch erst über die U21 anbieten, bevor er zu den Profis stößt, sagt Todt – und zumindest diese Maßnahme kann ich gut nachvollziehen.

Womit ich zu einem anderen unerfreulichen Thema komme, auf das mich in den nächsten Tagen sicher sehr viele ansprechen werden:

Das Ende von Matz ab.

Heute haben es meine Kollegen vom Hamburger Abendblatt verkündet. Der einst erfolgreichste Fußballblog Deutschlands wird aufgegeben. Entgegen der wirtschaftlichen Denke vieler ist das für mich aber allemal KEIN GRUND zur Freude. Konkurrenzsituation hin oder her, Matz ab war für mich der Beginn einer neuen journalistischen Zeitrechnung – in diesem speziellen Fall rund um den HSV. Mit dem Namensgeber und Gründer Dieter Matz habe ich hier erst viele gemeinsame HSV-Jahre verbracht, ehe ich den Blog einige Jahre alleinverantwortlich betrieben habe. Zuletzt war zu spüren, dass der Blog Veränderungen benötigte, um auf der Höhe zu bleiben. Aber ich konnte mich mit dieser Meinung leider in letzter Konsequenz nicht durchsetzen.

Daher auch meine schwere Entscheidung, meinen Arbeitgeber nach knapp 18 Jahren zu verlassen und mich mit meinem innovativen Partner zusammenzutun. Eine Entscheidung, die nicht erst seit dem Matzab-Aus goldrichtig erscheint. Denn Fakt ist: Dieses Format hat Zukunft. Das Internet überholt die Printmedien im Eiltempo – ob man es mag oder nicht. Dass in so einer Phase einer der erfolgreichsten Blogs Deutschlands aufgegeben wird – für mich absolut vermeidbar und traurig. Ganz egoistisch betrachtet ist es allerdings auch eine absolute Bestätigung für die Rautenperle, die binnen weniger Wochen das Besucher-Niveau von Matz ab erreicht hat.

Und das wiederum hat uns von Rautenperle.com darin bestätigt und bestärkt, weiter vor allem auf Inhalte zu setzen. Wir werden nach dem sensationellen Blitzstart in 2017 auch im Jahr 2018 den Informationsgehalt vorneanstellen und unsere redaktionelle Bandbreite erweitern. Eben so, wie ich es mir vom HSV mit seinem Nachwuchs seit Jahren erhoffe: In aller wohl überlegten Ruhe Mut beweisen und in die richtigen Elemente investieren. Kurz: Qualitative Nachhaltigkeit schaffen.

Deshalb auch an dieser Stelle noch mal meine herzlichst gemeinte Einladung an alle, die trotz des Aus’ von Matz ab nicht auf ihre tägliche Dosis HSV-Blog verzichten wollen: Die Rautenperle freut sich auf jede und jeden einzelnen von Euch. Oder besser gesagt: Ich freue mich auf Euch.

In diesem Sinne, bis morgen. Da werde ich mich, sofern ich thematisch nicht von etwas anderem eingeholt werde, um das offensive Mittelfeld des HSV in der Hinrunde kümmern. Zudem stehen jetzt auch die Anstoßzeiten der beiden Testspiele im Wintertrainingslager fest. Am kommenden Donnerstag (17.30 Uhr) geht es um 17.30 Uhr gegen den FC Malaga. Am 7. Januar um 17 Uhr testen Kyriakos Papadopoulos und Co. dann gegen den SC Freiburg. Beide Spiele finden im Estadio Municipal de La Linea de la Concepcion in Cadiz vor den Toren Gibraltars statt.

Bis morgen!

Scholle

 

P.S.: Nicht vergessen möchte ich an dieser Stelle, die vielleicht netteste Apothekerin zu grüßen, bei der ich in diesem Jahr eingekauft habe: Liebe Andrea, Dir und Deiner Familie schon mal vorab einen guten und gesunden Rutsch ins neue Jahr. Auf dass Du möglichst wenig aus den eigenen Regalen brauchen wirst.. ;-))

 

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