Marcus Scholz

19. November 2017

Am Ende war es Enttäuschung. Nichts anderes als Enttäuschung über eine Niederlage, die es so nicht hätte geben dürfen. Mit 0:2 musste sich der HSV auf Schalke geschlagen geben, obwohl man teilweise sogar spielerisch besser war als der deutlich effektiver spielende Gastgeber. Di Santo per Elfer-Geschenk in der ersten und Burgstaller in der zweiten Hälfte trafen für die Schalker, die damit auf Rang zwei vorrücken, während der HSV Tabellen-15. bleibt und aus diesem Spiel den Schluss ziehen darf, dass es spielerisch zwar besser wird. Aber eben auch, dass der letzte Punch vor dem Tor fehlt. Trotz eines Fiete Arps, der wieder gut spielte. Aber der Reihe nach:

Viererkette also. Wieder so, wie gegen den VfB Stuttgart. Sogar fast genauso, denn nur der verletzte Ekdal wurde ausgetauscht. Gegen den wieder spielberechtigten Gideon Jung – und der sollte gleich zu Beginn eine wesentliche Rolle in diesem Spiel einnehmen. Denn nachdem der HSV zwei gute Angriffe nicht zum Abschluss bringen konnte, war es Jung, der den Schalkern die Führung schenkte, indem er äußerst stumpf in den Zweikampf gegen Konoplyanka ging, diesem in den mit dem Knie am linken Unterschenkel traf und ihn so zu Fall brachte – Foulelfmeter für Schalke in der 16. Minute. Und diese Entscheidung war ebenso korrekt, wie ungeschickt von Jung. Franco di Santo  war es natürlich völlig schnurz. Der Angreifer verwandelte den Strafstoß sicher - das 1:0 für die Gastgeber, die bis dahin nicht gefährlich vors Tor gekommen waren.

Der HSV aber eben auch noch nicht. Kostic kam zwar das eine oder Mal gefährlich über links zum Flanken, allerdings erreichten diese nicht den Empfänger, der zumeist Jann-Fiete Arp  hieß. Einmal hätte es auch fast geklappt, als sich der 17-Jährige Angreifer im Sechzehner mit dem Ball am Fuß in Schusspositionen zu bringen versuchte dabei drei Schalke beschäftigte und am Ende trotzdem zum Abschluss kam – allerdings deutlich verzog (23.). Dennoch war das eine Szene, die zeigte, dass mit Arp immer zu rechnen ist. Kommt er in der Nähe des Tores an den Ball, wird es gefährlich. Und das ist allemal mehr Torgefahr, als die meisten anderen Stürmer im HSV-Kader ausstrahlen.

Und wenn wir schon bei den jungen Hoffnungen sind, Tatsuya Ito erwischte heute einen gebrauchten Tag und musste schon nach 35 Minuten den Platz verlassen, weil er gelbrot-gefährdet war. Dennoch war es ein Strich mehr auf der Liste seiner Einsätze, was laut Klubboss Heribert Bruchhagen nicht unwichtig ist. Denn demnach verlängert sich Itos Vertrag automatisch um ein Jahr bei einer Anzahl von Bundesliga-Einsätzen. „Und das wird schon bald der Fall sein“, so Bruchhagen bei „Sky“. Für Ito kam der im Training in den letzten Wochen auffällig gute Luca Waldschmidt, der ins Zentrum rückte, während Hunt auf Itos Außenposition schob.

Ein Wechsel, der für Belebung sorgte. Er hätte sich sogar gerade mal fünf Minuten später schon fast ausgezahlt, als Waldschmidt nach schönen Pass von Gideon Jung aus zu spitzem Winkel den Abschluss suchte und an Schalkes Keeper Fährmann scheiterte (41.). Hätte, würde, könnte – alles half nichts. Der HSV lag zur Halbzeit zurück. Und das völlig ohne Not.

Wobei, formuliert man es positiv, dann kann man sagen, das sich der HSV hier bislang auf Augenhöhe präsentierte. Und so ging es auch in der zweiten Hälfte los- Gerade zwei Minuten waren gespielt, als ein sehr schöner Angriff über Kostic und Santos landete bei Waldschmidt, der den Ball scharf flach hereinbrachte. Der wieder sehr starke Fiete Arp kam zwar einen Tick zu spät, aber Fährmann konnte den Ball nur prallen lassen und brachte so Diekmeier in Schussposition, der – wie immer – nicht traf (47.). Auch den reklamierten Handelfmeter gab es nach Videoanalyse zurecht nicht. Leider.

Aber der HSV fand schnell wieder ins Spiel und war jetzt sogar besser als die Schalker. Aktiver allemal gegen defensivorientierte Schalker dauerte es aber, bis der HSV zu seiner nächsten Chance kam – aber die hatte es in sich. Arp hatte am Sechzehner den Ball bekommen, zog zwei Gegenspieler auf sich und steckte den Ball schön in den Lauf von Hunt – aber der traf nur den Pfosten (57.). Und jetzt setzte Gisdol alles auf eine Karte, brachte Bobby Wood für Gotoku Sakai und stellte auf zwei Spitzen um. Und das Spiel wurde zunächst einmal hektisch. Erst eine Rudelbildung nach einem (dummen und harmlosen) Schubser von Jung gegen Schalkes Max Meyer, dann will Papdopoulos seine Jungs verteidigen und dafür mal eben die komplette Schalker Mannschaft auffressen und erhält dafür Gelb.

Und so sehr der Wille beim HSV zu erkennen war, Schalke war es, das traf. Caligiuri konnte den Ball 30 oder 40 Meter weit bis in den HSV-Strafraum tragen, wurde dabei nur begleitet und legte quer auf Konoplyanka, der wiederum auf Burgstaller – das 2:0. Ein bitterer Gegentreffer, der das Spiel vorentschied. Und: Wie sich in dieser Szene ein Mavraj quasi ohne Gegenwehr ausspielen ließ – das war nicht bundesligatauglich. Und so verlor der HSV am Ende ein Spiel, das wieder mal nicht hätte verloren werden müssen, um nicht zu sagen: Ein Spiel, das man nicht hätte verlieren dürfen. Ein tatsächlich enttäuschendes Spiel, weil der HSV nichts aus seinen Chancen machte während die Schalker eiskalt nutzten, was es zu nutzen gab.

In diesem Sinne, bis morgen. Ich wünsche Euch allen einen schönen Restabend trotz der bitteren Niederlage, die eine heute noch ärgern darf. Morgen auch noch, klar. Aber spätestens ab Dienstag sollte es weitergehen. Denn insgesamt ist der HSV auf einem ordentlichen Weg, nicht mehr nur allein über den Kampf kommen zu müssen. Es entwickelt sich etwas, was schnell auch in Punkte umgewandelt werden muss.

Scholle

 

Stimmen zum Spiel:

Mergim Mavraj: „Wir haben uns zwei Mal auskontern lassen. Wir waren auf Augenhöhe. Es war ein couragierter Auftritt.“

Aaron Hunt: „Unnötige Niederlage für uns. Wir waren nicht konsequent genug. Die Chance hätte ich rein machen müssen“

Sportchef Jens Todt: „Es war ein cooles Auswärtsspiel von uns. Es war mehr drin für den HSV“

FAQs

 
 

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