16. Dezember 2017
Die Enttäuschung nach dem 1:3 im letzten Hinrundenspiel ist groß. Und damit meine ich nicht nur uns hier, sondern vor allem den Trainer, der endlich klare Worte gefunden hat. Endlich wird ein Spiel nicht überwiegend positiv bewertet, sondern so, wie es im Absteigskampf bewertet werden muss: nach Punkten. Und davon hat der HSV in 17 Spielen erst 15. Gisdols Gesamtbilanz liegt damit noch hinter der seines geschassten Vorgängers Bruno Labbadia. Der HSV könnte heute sogar noch auf einen direkten Abstiegsplatz zurückfallen und dort überwintern, sollte Werder die Hürde Mainz erfolgreich meistern. Alles andere als schöne Aussichten für die (zum Glück nur sehr kurze) Winterpause bis zum 13. Januar.
Ich melde mich heute Abend nach den Samstagsspielen noch mal mit einem neuen Blog, schicke Euch hier aber schon mal zusammengefasst die Stimmen zum gestrigen Spiel:
Markus Gisdol (Trainer HSV): Ich glaube, dass Gladbach in den ersten zehn Minuten des Spiels die klar bessere Mannschaft war, die uns mächtig durcheinander gewirbelt hat. Wir sind aber von Minute zu Minute besser ins Spiel reingekommen. Mit dem Start in die zweite Halbzeit haben wir auch das Heft in die Hand genommen. Nach dem 1:1 hätte das Spiel in unsere Richtung kippen müssen. Wir haben dann aber einen Fehler gemacht, den man gegen Gladbach nicht machen darf. Dieser ist bitter bestraft worden. Das Spiel ist ein Spiegelbild unserer Vorrunde, in der wir oft dem Gegner ebenbürtig oder sogar besser waren, am Ende aber ohne Punkte da stehen. Wenn ich höre, dass wir gut gespielt haben, kann ich mir nichts davon kaufen. Die ersten zehn Minuten war Gladbach herausragend gut, danach sind wir eigentlich gut drin im Spiel. Aber ich habe wie schon gesagt, keine Lust mehr das zu erzählen. Wir machen uns die Spiele immer wieder selber kaputt. 15 Punkte sind zu wenig. Durch einfachste Fehler geben wir die Punkte weg. Wenn wir das nicht abstellen, wird es unheimlich schwer zu bestehen. Wir loben uns selber, aber intern mache ich das schon längst nicht mehr. Mir geht es total auf den Keks, hinterher mit nichts dazustehen.
Dieter Hecking (Trainer Gladbach): Wenn man unsere Aufstellung sieht, vor allem unser Mittelfeld, das heute sehr jung war, dann muss man der Mannschaft ein Riesenlob aussprechen. Dass dabei noch nicht alles rund läuft, ist völlig normal. Das Freiburg-Spiel war nicht gut. Ich weiß aber, was meine Mannschaft im Stande ist zu leisten. Natürlich wollten wir die Niederlage in Freiburg schnell vergessen machen. In der ersten Halbzeit hatte Hamburg eine Torchance. Wir hatten zu unserem Tor noch zwei Lattentreffer und hätten einen Elfmeter bekommen müssen. Von daher war das, was wir im ersten Durchgang gemacht haben, richtig gut. Es hat mich etwas geärgert, dass wir uns nach der Pause so tief hinten reinfallen gelassen und Hamburg ins Spiel kommen lassen. Dadurch ist auch der Ausgleich zu Stande gekommen. Heute ist es am Ende nochmal gut gegangen. Wir müssen aber daran arbeiten.
Christian Mathenia: Gladbach ist sehr engagiert in die Partie gekommen und hat die ersten Minuten Vollgas veranstaltet. Nach der Anfangsphase und dem Gegentor sind wir aber von Minute zu Minute besser ins Spiel gekommen und haben in der zweiten Halbzeit auch verdient den Ausgleich gemacht. Ich wiederhole mich jede Woche: Im Großen und Ganzen haben wir eine gute Partei gemacht, aber keine Punkte. Wir stecken tief unten drin und überwintern da jetzt. Jetzt geht es darum, in der Rückrunde in jedem Spiel über 90 Minuten alles zu geben und den Verein da rauszuholen.
Aaron Hunt: Es fühlt sich Woche für Woche gleich scheiße an. Ich habe keine Erklärung, wie wir dieses Spiel noch aus der Hand geben konnten. Wir stellen die individuellen Fehler nicht ab. Wir hatten das Spiel besonders in der zweiten Halbzeit voll im Griff, aber schenken es dann her. Die Punktausbeute ist viel zu wenig, aber wir müsssen die Situation jetzt so annehmen, wie sie ist. Es gibt einige Dinge, die wir verbessern müssen. Wir müssen die individuelle Fehler unbedingt abstellen. Sie haben uns nicht nur heute das Genick gebrochen. Wir sind in keinem Spiel hoffnungslos unterlegen, aber müssen dringend Konstanz in unser Spiel bringen. Die Situation ist mit der vom letzten Jahr nicht vergleichbar. Wir spielen besser, erarbeiten uns mehr Chancen. Es wird dennoch bis zum Schluss eng für uns und daran sind wir selbst Schuld. Wir hätten sieben bis acht Punkte mehr holen müssen. Das haben wir aber nicht.
Gotoku Sakai: Nach dem Gegentor aus der Anfangsphase, in der wir nicht da waren, und dem Ausgleich, haben wir Gladbach einfach zu viele Konterchancen gegeben. Das war genau das, was sie wollten. Es waren zu einfache Ballverluste. Wir können jetzt nicht ruhig bleiben. Wichtig ist aber, eng zusammen zu bleiben, in der Winterpause Kraft zu tanken und mit frischem Gesicht wiederzukommen.
Andre Hahn: Es ist sehr bitter, mit 1:3 nach Hause zu fahren. Die ersten zehn Minuten hatten wir gar keinen Zugriff. Wir haben uns aber voll reingehängt, gekämpft und sind besser ins Spiel gekommen. Danach haben wir dem Gegner zum Tore schießen eingeladen. Wenn wir Gladbach zu solchen Kontern einladen, haben sie die Qualität diese auch runterzuspielen. Wir brauchen jetzt sicher ein paar Tage, um das zu analysieren. Im Winter müssen wir die Köpfe freikriegen. Wir haben noch die komplette Rückrunde, in der wir noch genug Punkte sammeln können.
Heribert Bruchhagen (HSV-Vorstandsvorsitzender): In einer Spielphase, in der wir der Führung näher waren, hat uns ein unerklärbarer Fehler zurückgeworfen. Die Chronologie solcher Phasen zieht sich leider wie ein roter Faden durch unsere Saison. Wir müssen und werden daran arbeiten. Ich bin überzeugt davon, dass wir in der Rückrunde ein besseres und klareres Bild abliefern werden. Wir haben Heimspiele gegen Teams, gegen die wir Punkte holen können. Das müssen wir dann aber auch. Wir müssen eine bessere Konstanz hinlegen. Wir haben genügen Qualität in der Mannschaft, um drei Teams hinter uns zu lassen. Das Team hat das im Gesamtbild auch heute gezeigt, aber wir müssen die Fehler unbedingt abstellen.
Jens Todt (HSV-Sportchef): Wir haben ein Beispiel dafür geliefert, wie man einen Gegner wieder aufbaut. Wir haben durch einen eigenen Fehler das Gegentor zum 1:2 kassiert und uns damit selbst in Schwierigkeiten gebracht. Das tut weh. Die Realität sind 15 Punkte aus 17 Spielen. Daran gibt es nichts schön zu reden. Es ist unsere eigene Schuld, dass wir dort stehen, wo wir stehen. Wir müssen uns jetzt schütteln, das Team den Kopf freikriegen. Die Qualität für die 1. Liga ist da und ich bin fest davon überzeugt, dass wir aus der Situation herauskommen
Lars Stindl: Wir hatten uns vor dem Spiel natürlich vorgenommen, anders aufzutreten als unter der Woche in Freiburg. Das ist uns sehr gut gelungen. Schon vor dem 1:0 hatten wir mehrere Chancen, früh in Führung zu gehen. Danach hätten wir sogar direkt das zweite und dritte Tor nachlegen können – haben die Chancen aber nicht genutzt. Wir hatten dann Schwierigkeiten das Tempo weiter hoch zu halten. Die Hamburger sind dann auch besser ins Spiel gekommen. Durch diese schwierige Phase haben wir uns aber super durchgekämpft und sind noch vor der Pause zu weiteren guten Chancen gekommen, unter anderem durch Michaël Cuisance . Mit dem 2:1 haben wir dann wieder unsere ganze spielerische Klasse gezeigt. Es war kämpferisch wie spielerisch eine überzeugende Leistung von uns.
Matthias Ginter: Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, in der wir vielleicht sogar schon das zweite Tor hätten nachlegen müssen. Auch nach der Pause vor dem Gegentreffer hatten wir wirklich gute Chancen. Im Fußball ist es dann eben so: Wenn man vorne kein Tor macht, fängt man sich hinten einen Gegentreffer. Dann war es etwas unruhig im Stadion und wir haben etwas die Kontrolle verloren. Zum Glück haben wir dann aber das 2:1 und kurz darauf das 3:1 nachgelegt.
Jannik Vestergaard: Wir wollten unbedingt mit einem guten Spiel die Hinrunde in der Bundesliga abschließen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit haben wir uns schwer getan, Hamburg kam in dieser Phase besser ins Spiel. Wir haben uns dann aber vorne gute Aktionen erarbeitet und das Spiel für uns entscheiden können. Es war sicherlich nicht alles toll, wir haben noch in vielen Bereichen Luft nach oben, aber es waren auch gute Aktionen dabei. Am Ende bin ich sehr froh über diesen Sieg. Die Bundesliga ist sehr eng. In der Rückrunde erwarten uns wieder 17 schwierige Spiele.
Patrick Herrmann: Es kam für mich etwas überraschend, dass ich in der Startelf stand. Ich denke, wir sind aber ganz gut ins Spiel reingekommen, haben direkt Druck gemacht und uns Torchancen erspielt. Vor allem in der ersten Halbzeit ist Hamburg durch Standardsituationen gefährlich geworden und hatte zwei Kopfballchancen. Das ist für uns schwierig gewesen zu verteidigen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit waren wir zu passiv und hätten aggressiver in die Zweikämpfe gehen müssen. Vor allem nach der Pause hatten wir aber die besseren Torchancen. Deswegen geht der Sieg in Ordnung.
Gladbach-Sportdirektor Max Eberl: 28 Punkte nach der Hinrunde – das ist angesichts der vielen Verletzten, die wir hatten, aus meiner Sicht eine überragende Bilanz. Dass heute mitunter zwei 18-Jährige im Mittelfeld ausgepfiffen werden, wenn sie seinen Rückpass spielen, kann ich nicht verstehen. Ich kann damit leben, wenn wir ausgepfiffen werden, wenn wir verlieren, aber ich kann nicht damit leben, wenn wir sogar bei guten Spielen ausgepfiffen werden. Die Zuschauer können gerne ihre Meinung äußern, aber nicht auf diese Art und Weise. Ich rede nicht von der Nordkurve, sondern von den Fans, die ab und zu mal Fußball gucken wollen.