Marcus Scholz

24. November 2017

Klar, Hoffenheim spielte am Donnerstag sein „Endspiel“ in der Europa League in Braga – und verlor mit 1:3 die letzte Chance aufs Weiterkommen. Ein Negativerlebnis in einem zusätzlichen Spiel, dazu reichlich Reisestress – daraus einen Vorteil für den HSV zu kreieren ist schnell gemacht. Und es muss auch nicht falsch sein. Zumal die TSG ihre bislang einzige Auswärtsniederlage in der Tat kassierte, als man am Donnerstag zuvor international auf Reisen war. Dennoch ist es tückisch für HSV-Coach Gisdol, denn in Europapokalwochen bringt Julian Nagelsmann die Rotationsmaschine mal so richtig in Gang. Beim letzten Mal gab es in den drei Spielen der Europacup-Woche 16 Wechsel in den Startaufstellungen. Das macht die Einstellung auf den Gegner nicht gerade leicht. Gisdol: „Hoffenheim ist schon eine Mannschaft, die schon sehr gutes Potenzial hat. Aber sie hat aktuell auch Schwierigkeiten. Auch in der Systematik sind sie sehr variabel, was sie schwer ausrechenbar macht. Sie wechseln auch während des Spiels häufiger ihr System. Und sie tauschen personell.“ Er rechne am Sonntag zum Beispiel mit Uth und Gnabry, die in Braga am Donnerstag nicht in der Startelf standen.

Aber mehr noch als auf den Gegner, will sich Gisdol auf die Heimspiele konzentrieren. Die von Klubboss Heribert Bruchhagen vor Wochen anvisierten 18 Punkte wären noch zu holen, wenn die Heimspiele gegen Hoffenheim, Wolfsburg und Frankfurt gewonnen werden. Und darauf setzt Gisdol. Zumal der Druck nach zuletzt fünf punktlosen gestiegen ist. Sollten Bremen oder Freiburg am Sonnabend gewinnen, ginge der HSV von Relegationsplatz 16 in die Partie. Siegen der SCF und Werder beide, dann belegen Gisdols Mannen mit Anpfiff sogar einen direkten Abstiegsplatz. Ob Gisdol die Situation auch als Drucksituation für sich selbst empfindet? „Unser Blick geht nur auf Sonntag. Wir haben bis zur Winterpause drei Heimspiele, zwei Auswärtsspiele. Und hier wollen wir so gut wie möglich punkten, damit am Sonntag beginnen. Die ganze Energie werden wir in diesen Sonntag legen, nicht an andere Dinge verschwenden.“ Was soll er auch sonst sagen...

Gleiches gilt beim Thema Julian Pollersbeck und Lewis Holtby. Ob die beiden zuletzt nicht mal mehr in den Kader berufenen Akteure am Sonntag wieder im Kader stehen würden? Gisdol schmunzelte, und wich aus – weil er es musste: „Es kann durchaus sein, dass sie wieder dabei sind. Kann auch sein, dass nicht. Das werde ich mir die nächsten zwei Tage ansehen und dann nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden.“

Klarer war Gisdol dagegen beim Thema Arp. Und das finde ich angesichts der letzten Wochen mehr als verständlich. Auch, dass Gisdol seinen Youngster nicht gleich wieder aus der Startelf nimmt, nur, weil er zwei Einheiten schulisch bedingt verpasst hatte. Gisdol deutlich: „Wir können es nur so machen. Seitdem wir uns entschieden haben, ihn komplett in den Profikader dazu zu nehmen, spielt es keine Rolle mehr, dass er mal fehlt. Er hat ja auch nicht nicht trainiert. Er hat einmal individuell mit unseren Athletiktrainer und einmal mit der U19 trainiert. Wir können es nur so machen, um den Jungen bei uns dabei zu haben. Ich finde aber ach, dass er es auf Schalke gut gemacht hat. Und für meine Grundüberlegungen für das Wochenende spielt es keine Rolle, dass er wegen der Schule einmal nicht mit uns trainieren kann.“

Ergo: Arp beginnt, wenn er gesund ist. Verdientermaßen. Und das gilt meiner Meinung nach auch für Aaron Hunt, der die letzten Tage wegen eines Infektes nur eingeschränkt individuell trainieren konnte. Dennoch, da das HSV-Spiel mit Hunt zuletzt wieder an Struktur gewonnen hat, setzt Gisdol auf dessen Genesung: „Bei Aaron haben wir die Hoffnung, dass er heute wieder voll mittrainiert und sein Körper das mitmacht. Hier müssen wir abwarten.“ Aber Gisdol plant für alle Fälle. Muss er angesichts der Ausfälle von Hahn und eventuell Hunt auch. „Wir haben momentan offensiv mehrere Optionen. Da ist noch keine Entscheidung gefallen.“ Also, außer, dass Arp zentral beginnen dürfte...

Ansonsten muss man festhalten, dass zuletzt auch Luca Waldschmidt stark aufspielte, als er in Gelsenkirchen für den gelbrot-gefährdeten Tatsuya Ito kam. Mit Arp vorn drin, Hunt über die rechte Seite, Kostic über links und mit eben jenem Waldschmidt zentral hinter der Spitze schaffte der HSV es zeitweise, auf Schalke ein spielerisches Übergewicht, das ich in der Überschrift des Spieltagsblogs als „gut“ bezeichnet hatte, herzustellen. Relativ gut natürlich – aber das Thema hatten wir ja schon. Auf jeden Fall aber war Waldschmidt sehr belebend. Und für mich bleibt er (zusammen mit Arp) der Spieler mit dem vielleicht größten Gespür für Torraumszenen. Schon deshalb würde ich ihn immer für die Startelf auf dem Zettel haben. Selbst dann, wenn alle gesund sind...

Auch deshalb stimme ich Gisdol auch komplett zu, dass er offensiv mehrere Optionen hat. Welche Option er favorisiert, können wir nicht sagen. Heute wurde wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Stadion trainiert. Morgen voraussichtlich ebenso. Hoffen wir mal, dass sich das auch auszahlt und Gisdol nicht nur uns, sondern auch die TSG erfolgreich überrascht. In diesem Sinne, bis morgen! Dann unter anderem mit einem Gastbeitrag aus Hoffenheim, über den ich mich sehr freue!

 

Bis dahin,

Scholle

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