Marcus Scholz

19. März 2020

 

So ist das in diesen Tagen. Der Umgang mit Nachrichten, der schon in normalen Zeiten nicht leicht war und der zuletzt dank Fake-News immer weniger funktionierte, hat auch in diesen Tagen große Probleme. Noch immer gibt es selbst in Phasen, wo es um Menschenleben geht, zu viele unseriöse Quellen. Und nicht selten sind es dabei niedere Instinkte, die als Motivation diesen, die Leute bewusst falsch zu informieren. Selbst jetzt, wo Menschen um Ihre Leben und ihre Existenzen bangen müssen, verstehen viele nicht, dass ihr persönlicher kleiner Erfolg für den kurzen Moment am Ende nichts mehr wert ist, wenn sich das Ganze nicht erholt. Dumm und verantwortungslos ist das - aber offenbar nicht zu vermeiden. Leider. Das Verhalten vieler ist von einer Dummheit geprägt, die bestraft gehört. Und hierbei spreche ich nicht über den HSV, sondern über uns alle. Wobei es zwischen dem HSV und dem wahren Leben eigentlich nur einen echten Unterschied gibt: Uns fehlt ein guter Aufsichtsrat. Einer, der im richtigen Moment einschreitet und korrigiert.

 

Und genau das soll heute Abend passieren. Heute wird der Aufsichtsrat seine erste echte Feuerprobe bestehen müssen. Seit 17 Uhr tagen die sieben Aufsichtsräte im Campus am Volkspark und haben eine volle Agenda. Zum einen, weil man seit Dezember nicht mehr zusammengekommen war und sich die üblichen Themen aufgestaut haben. Aber dann natürlich auch wegen der Corona-Krise, deren drohende Folgen die Kontrolleure heute Abend nach einem Bericht von Finanzvorstand Frank Wettstein besprechen werden. Und letztlich auch, weil es intern Gesprächsbedarf gibt. „Gerade jetzt müssen wir alle Kräfte bündeln“, sagte gestern Aufsichtsratsboss Max Arnold Köttgen und kann sich in dieser Einschätzung der Unterstützung aller anderen sechs Räte sicher sein. Allein die Frage, was genau man dafür tun oder auch ändern muss, ist offen. Und die wird in dieser Aufsichtsratssitzung diskutiert.

Der Aufsichtsrat hat einen langen Abend

Es könne eine sehr lange Veranstaltung werden, hatte Köttgen mir am Telefon gesagt und dabei nicht ausgeschlossen, dass auch Themen auf den Tisch kommen könnten, die noch nicht als TOP aufgeführt waren. „Wir müssen jetzt zusehen, den Laden zu stabilisieren und den HSV heil in den Sommer zu bringen“, so der Aufsichtsratsboss auch heute vor der Sitzung. „Und dabei sind Eigeninteressen das letzte, was Bedeutung haben kann“, ergänzte Marcel Jansen. Er sei zufrieden, wo er ist, so der Präsident des HSV e.V., der sich ansonsten nicht weiter zu den Vorwürfen äußern wollte, er wolle an einen hoch bezahlten Vorstandsjob kommen. Man habe jetzt andere Themen.Stimmt. Es geht darum, Schäden zu minimieren. Auf allen Ebenen. Aber dazu mehr im Kommentar.

 

Wann es sportlich weitergehen kann ist weiter offen. Während die DFL den Spielbetrieb vorerst nur bis zum 2. April ausgesetzt hat, hat die Premiere League die Zwangspause inzwischen auf Ende April verlängert. Und auch HSV-Trainer Dieter Hecking sowie alle Funktionsträger, mit denen ich gesprochen habe, erwarten in Deutschland eine Pause bis mindestens Mai. Wobei Jansen mir im Gespräch heute einen flammenden Appell für den Sport in Zeiten von Corona hielt, der zumindest diskutabel ist. Jansen stellte dabei die These in den Raum, dass man den Sport als verbindendes Element sehen und vor allem nutzen könne.

Jansen würde schnell wieder spielen lassen

So soll schnellstmöglich in leeren Stadien gespielt werden. In allen möglichen Sportarten. Die jeweiligen Partien soll es seiner Meinung nach dann im Free-TV geben. Zum einen, um die Menschen in ihren Heim-Quarantänen abzulenken. Zum anderen, weil der Sport dadurch noch einmal an Bedeutung gewinnen würde. Allein die Frage, wie es um Corona-Infektionen und -Übertragungen unter den Spielern bestellt sei, vermochte auch Jansen nicht endgültig zu beantworten.

Ich persönlich, und damit beende ich den heute etwas kürzeren Blog ohne zu viel zu dem unsinnigen (und mir gegenüber klar dementierten) Gerücht zu schreiben, der HSV sei an Keeper Timo Wellenreuther interessiert, glaube daran, dass ein Shutdown die nächste Stufe sein muss. Wenn ich sehe, wie viele Menschen noch immer in Gruppen unterwegs, auf Spielplätzen und in überfüllten Supermärkten unterwegs sind, dann kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das Home-Office allein die Lösung sein kann. Dafür ist der Mensch an sich einfach zu unvernünftig.

Auch deshalb habe ich Jansen heute bei seiner Idee widersprochen. Ich bin mir sicher - und habe in Teilen auch Verständnis dafür - dass Ausnahmeregelungen wie für Fußballer die Situation weniger befrieden als Neid und Verärgerung derer schüren würde, die ihr Gewerbe nicht betreiben können/dürfen und im Gegensatz zu den zumeist finanziell gut gestellten Fußballprofis und -Klubs um ihre Existenz bangen. Ich glaube, und da ziehe ich eine hundertprozentige Parallele zum HSV, wir müssen und können durch diese Krise nur geschlossen kommen. Wenn es Ausbrecher gibt, wird es nicht funktionieren.

Und ich hoffe, der Aufsichtsrat des HSV sieht es genau so und handelt genau so. In diesem Sinne, bis morgen!

Bleibt zuhause - und vor allem: bleibt gesund!

Scholle

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