Marcus Scholz

6. April 2018

Die Zahlen sprechen für sich. Und es klingt alles auch echt gut. In den zwei Spielen unter Trainer Christian Titz spielte der HSV 516 Pässe pro Spiel bei einer Passquote von 83,4 Prozent. Der Bundesliga-Schnitt liegt bei 424 Pässen pro Spiel und einer Passquote von 81,7 Prozent. Zudem ging man jeweils mit 1:0 in Führung – und dennoch sprang nur ein Punkt aus den beiden Spielen heraus. Und das wiederum ist zu wenig. „Wir müssen Spiele gewinnen und Ergebnisse erzielen“, hatte Titz nach dem 1:1 beim VfB Stuttgart gefordert. Und nur darum darf es morgen gegen Schalke gehen. Und dafür hat der HSV-Coach gestern bei der Pressekonferenz auch versucht, die Fans noch einmal gesondert zu aktivieren. Titz sprach dabei (siehe Video) von einem Spiel, das seine Mannschaft physisch an die Grenzen gehen muss, um gegen die spiel- und laufstarken Champions-League-Anwärter aus Gelsenkirchen bestehen zu können. Soll heißen: Allein mit fußballerischen Mitteln wird es gegen Schalke nichts.

Problem dabei: Es gibt Ärger zwischen dem HSV und einem Teil seiner Anhänger. Die Fanclubs auf der Nordtribüne haben zwischenzeitlich sogar ein Stimmungsboykott in Erwägung gezogen, nachdem der HSV gestern knapp 100 Anhängern per Einschreiben Stadionverbote erteilt hatte idn damit auch einige Unbeteiligte traf. In dem Schreiben wurde zudem mitgeteilt, dass diesen Anhängern auch das Vorkaufsrecht auf Dauerkarten entzögen würde – aber das wurde wieder aufgehoben. Nach einer Intervention der „Fanhilfe Nordtribüne“ wurde zumindest der Dauerkartenentzug wieder ausgesetzt. Dennoch dürfen die Angeschriebenen nicht zu den letzten drei Heimspielen der Saison, was sich auf die Stimmung im Stadion auswirken wird, da dort etliche Mitglieder der taktgebenden Fans.

Betroffen sind die Anhänger, die nach dem Hertha-Spiel von der Polizei festgesetzt wurden, als sie versuchten, die Kabine zu stürmen. Zurecht. Problem hierbei: Es wurden schlichtweg alle angeschrieben, die festgesetzt wurden – also auch die, die gerade zur falschen zeit am falschen Ort waren. „Ich habe mir zunächst gar nichts dabei gedacht, als die Personalien aufgenommen wurden, weil die Polizisten alles gefilmt hatten und somit auch sehen konnten, dass ich wirklich nur die Treppen (hinter der Osttribüne) runtergegangen bin, als unten der Trubel begann“, erzählte mir heute mein Freund Marcel, der in ungefähr so gefährlich einzustufen ist wie Sven Schipplock im Angriff. „Aber anscheinend ist das nicht passiert. Jetzt muss ich drei Spiele pausieren, was ein echter Schock für mich ist.“

Bitter für alle. Wobei klar ist, dass nach der Partie gegen Hertha BSC mit dem versuchten Kabinensturm gleich mehrere Grenzen überschritten wurden und die Polizei sowie das HSV-Stadionmanagement reagieren mussten. Dass es dann derart pauschal passiert, spricht allerdings nicht für die Ermittlungskünste der Verantwortlichen und tut mir Leid für die Unschuldigen, die wie Marcel jetzt im Saisonendspurt nicht live vor Ort ihre Mannschaft unterstützen können.

Um intern bei der Mannschaft die Spannung besonders hoch zu halten, hat sich auch Titz noch mal etwas einfallen lassen. Anstatt heute den Kader zu nominieren und ins Mannschaftshotel zu fahren dürfen alle Spieler zu Hause übernachten. Erst morgen, wenn nach dem gemeinsamen Frühstück das kurze „Anschwitztraining“ absolviert wurde, soll der Kader nominiert werden. Und nachdem im Training einige Formationen ausprobiert wurden, glaube ich, dass morgenfolgende Elf beginnt: Pollersbeck – Sakai, Papadopoulos, van Drongelen, Santos – Steinmann – Ito, Holtby, Hunt, Kostic – Waldschmidt. In der Offensive wie gehabt also, wobei Ito ein wenig wackelt. Gut möglich, dass sich Titz hier noch etwas einfallen lässt. Zumal er im Training immer wieder mal mit Andre Hahn als zweite Spitze agierte und diesen auch über außen kommen ließ. Zudem spielte zuletzt in Stuttgart Mohamed Gouaida.

In der Innenverteidigung spricht tatsächlich vieles dafür, dass Titz weiter auf Stephan Ambrosius setzt und van Drongelen zunächst draußen bleibt. Ich habe den Niederländer trotzdem in die Startelf gesetzt, weil ich diese Lösung für die bessere halte. Denn bei allem Respekt vor dem guten Debüt von Ambrosius und Stuttgart, ist van Drongelen noch ein Stück weiter, erfahrener – und als Typ einer, der seine Kollegen mitreißt. So hätte der HSV mit dem Duo Papadopoulos/van Drongelen auf jeden Fall ausreichende ansteckende Leidenschaft auf dem Platz.

Egal wie, morgen wird es noch mal spannend. Denn schon mit Anpfiff werden wir wissen, ob der HSV mit einem Sieg tatsächlich noch mal in die Nähe des Relegationsplatzes kommen kann, da schon um 15.30 Uhr Köln gegen Mainz sowie Wolfsburg beim SC Freiburg (übrigens mit Nils Petersen, dessen gelbrote Karte vom vergangenen Spieltag vom DFB-Bundesgericht wieder aufgehoben wurde) antreten. Beide Spiele werden beendet sein, bevor es beim HSV losgeht. In diesem Sinne, noch einmal Daumen drücken und darauf hoffen, dass passiert, womit keiner mehr wirklich rechnet. „Abschlach“ mal ausgenommen. Aber für alle, die nichts gegen rockige Musik haben, hört selbst:

Bis morgen!

Scholle

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