Marcus Scholz

8. März 2019

 

„Es ist noch nicht klar, ob er spielen kann. Er konnte gestern noch nicht trainieren, wird heute auch nur Teile mitmachen können. Morgen müsste er mit dabei sein, damit er spielen kann. Ganz ohne Einheit, das wollen wir nicht. Und wir haben mit Tom Mickel ja einen guten Mann in der Hinterhand.“ Das sagte HSV-Trainer Hannes Wolf vor dem heutigen Geheimtraining, das dann wiederum so aussah, als wäre nichts gewesen. Denn obwohl Wolf für Julian Pollersbeck nur ein eingeschränktes Training angekündigt hatte, war dieser heute vol dabei. Zumindest absolvierte er mit den anderen Torhütern sowie Torwarttrainer Nico Stremlau das komplette Programm. Läufe, Hürdensprünge, Schuss- und Wurfübungen waren kein Problem. Pollersbeck hielt durch und dürfte unter diesen Umständen am Sonntag wieder in den Kasten zurückkehren.

 

 

Und da die Feldspieler auf dem Nebenplatz ihre Passübungen und Spielformen trainierten, sah es so aus, als wären vor dem wichtigen Derby alle wieder gesund - Jairo Samperio mal ausgenommen. Denn der Spanier lief nur seine Runden, teilweise allerdings auch mit Ball am Fuß. Seine Rückkehr ist allerdings noch lange nicht absehbar. Ebenso wenig bei Kyriakos Papadopoulos, der immer mal wieder ins Training reinschnuppert, kurz und augenscheinlich problemlos voll belastet, um dann wieder auszusetzen. Auch heute fehlte er auf dem Platz ebenso wie die Verletzten Stephan Ambrosius, Josh Vagnoman und Hee chan Hwang.

Wirklich zu erkennen, wie Wolf spielen wird, war es heute nicht. Dafür gestern, wo er Bakery Jatta und Lewis Holtby rausgenommen hatte, dafür Tatsuya Ito auf die Außenbahn und Janjicic neben Mangala ins Zentrum stellte. Heute probierte Wolf es erneut mit dem zentralen Trio Vasilije Janjicic (als defensivster), Orel Mangala (als Schnittstellenspieler) und Aaron Hunt hinter der einzigen Spitze Pierre Michel Lasogga, den der Trainer heute noch mal lobte. „Pierre ist in einer körperlich sehr guten Verfassung. Er hat in den letzten beiden Spielen drei Chancen gehabt, aus denen er sehr oft in seiner Karriere Tore gemacht hat. Diesmal nicht, aber wir müssen schauen, dass wir ihn wieder in Szene sitzen. Er ist fit, hat viel gearbeitet gegen Fürth, hat jede Standardsituation vom Gegner weggeköpft. Ich bin mit ihm zufrieden.“ Im Gegensatz zu Fiete Arp, der bislang nicht in Form kommt. Auch deshalb zog Wolf gestern Ito auf außen vor. Und heute war es Berkay Özcan, der als verkappter Linksaußen agierte. Heute sah es nach folgender A-Elf aus:

Pollersbeck - Sakai, Bates, van Drongelen, Santos - Janjicic - Narey, Mangala, Hunt, Özcan - Lasogga.

Eine Startelf, die ich so unterschreiben würde. Warum nicht Ito? Weil ich glaube, dass das Spiel auf dem holprigen Rasen am Millerntor mindestens die ersten 45 Minuten vorrangig ein Abnutzungskampf sein wird. Viele (taktische) Fouls, viele Unzulänglichkeiten, viel Nervosität auf beiden Seiten, harte Zweikämpfe und explosiver Stimmung im Stadion. Einfach insgesamt sehr viel Kraftaufwand. „Der Hexenkessel spricht nicht gegen uns“, frohlockt Wolf. „Dass der Platz nicht top ist, ist auch in anderen Spielen so. Das war in Duisburg auch kein Problem. Wir müssen voll dagegenhalten und einen Riesen-Fight liefern, sonst tut es richtig weh.“ Und dafür ist ein etwas stabilerer Spieler wie Özcan sicher wertvoller. Zumal Itos schnelle Dribblings in einer späteren Phase, wo beim Gegner die Beine müde werden, Gold wert sein könnten. Und: Sollte der HSV in Führung gehen können und der FC St. Pauli aufmachen müssen, hätte Wolf mit Jatta seinen schnellsten und geeignetsten Konterstürmer noch frisch auf der Bank parat.

 

 

Im Training heute legte Wolf Wert auf ein kompaktes Mittelfeldzentrum und übte insbesondere die Laufwege von Mangala in Verbindung mit seiner etwas offensiveren Ausrichtung als sonst. Wolf weiß, dass der FC St. Pauli gefährlich ist, weil der Millerntorklub sehr geduldig agiert. Immer in dem Wissen ganz vorn einen der vielleicht effektivsten aller deutschen Stürmer zu haben: Alex Meier. „Ja“, so die kurze und klare AntwortWolfs auf die Frage, ob er noch mal explizit vor Meier warnen und seine Mannschaft auf den Angreifer einstellen werde. Insgesamt sei es ein Spiel auf Augenhöhe, so der Trainer. Ob es auch ein erneutes Torlosremis wie im Hinspiel geben könnte?  „Im Fußball kann immer alles passieren. Real Madrid kann 1:4 gegen Ajax verlieren. Deswegen kann das Spiel am Sonntag auch 0:0 ausgehen.“

Insgesamt war Wolf wieder sehr darum bemüht, alte Serien und Statistiken den Wert zu nehmen und auf das Hier und Jetzt zu verweisen. Auch in Sachen Auswärtsschwäche. Wolf genervt: „Das spielt keine Rolle. Ich habe auch gar keine Lust darüber zu reden. Wir sind in einer guten Position in der Tabelle. Die statistischen Werte sind auch zu klein, um daraus ein Muster abzulesen.“

Und während ich mir den kleinen, kräftigen und mit hochrotem Kopf oftmals am Rand leicht cholerisch wirkenden Markus Kauczinski sehr gut bei seiner Motivationsrede an die Mannschaft vorstellen kann, fehlt mir dieses emotionale Bild in meiner Vorstellung bei Wolf. Allerdings weiß ich, dass Wolf intern auch anders kann. Intern soll er seit dem Abpfiff gegen Fürth die Bedeutung des Derbys sehr wohl deutlich herausstellen. „Jeder weiß bei uns, was das Spiel bedeutet“, versicherte Wolf heute, „und dazu kommt, dass eine ganze Generation von HSV-Fans noch keinen Derby-Sieg erlebt hat. Es wäre Zeit.“ Das stimmt. Wenn es denn so einfach wäre…

 

 

In diesem Sinne, morgen wird noch mal um 13.30 Uhr trainiert. Dann öffentlich, um die eigenen fans noch mal mitzunehmen, wie es Hannes Wolf heute formulierte. Dann wissen wir auch endgültig, ob  Pollersbeck am Sonntag spielen kann. Euch allen einen schönen Abend, dem 1. FC Köln morgen und Union Berlin gern heute keine Punkte - und bis morgen!

 

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