Marcus Scholz

29. April 2018

Diese Nacht war ebenso kurz wie schön. Es schläft sich einfach besser nach einem Sieg wie dem gegen Wolfsburg. Denn dieser Sieg hat nicht nur bestätigt, was viele hier wie ich sehen: Dieser HSV versucht nicht mehr nur, guten Fußball zu spielen - er sielt ihn. Und das auch noch vergleichsweise erfolgreich. Wobei das „vergleichsweise“ auch nur deshalb eingefügt ist, weil dem HSV weiterhin der GAU mit dem Abstieg in die Zweite Liga droht. Ansonsten, wenn man nur die Titz-Zeit nimmt, könnte man behaupten: Dieser HSV hat Erfolg. Und das 3:1 in Wolfsburg ist nur einer von vielen Beweisen in den letzten Wochen. Auch dafür, dass der HSV innerhalb kürzester Zeit vom leblosen Haufen zum Team auferstanden ist. Holzfüße, wie die HSVer vorher genannt wurden, dominieren plötzlich sogar auswärts bei an sich spielstarken (wenn auch verunsicherten) Wolfsburgern und lassen sich auch durch Rückschläge wie das völlig unnötige Anschlusstor nicht mehr aus dem Tritt bringen.

Wer jetzt immer noch der Meinung ist, dieser Trainer müsse sich mit Ergebnissen beweisen, liegt meiner Meinung nach falsch. Wenn man das Wunder als Maßstab nimmt, ob ein Trainer gut ist oder nicht, dann hat man es nicht verstanden, man will nicht. Oder man hat den gleichen Gedanken wie mein Studiogast gestern, Alexander Laas. Der Ex-HSV-Profi sagte, er würde an der aktuellen Situation auch nichts verändern. Weil jede Veränderung den grundsätzlich positiven Lauf nur stören könnte. Allerdings sagte Alexander auch, dass er nicht verstehen würde, wenn man letztlich nicht an Titz festhalten würde. Und darauf kann ich mich verständigen. Insofern hoffe ich einfach mal, dass man intern schon weiter ist, als man es extern bislang verkündet hat.

Denn dieser HSV macht in dieser Verfassung tatsächlich wieder Spaß. Wenn selbst der von allen (zugegeben auch von mir) totgesagte Bobby Wood plötzlich wieder funktioniert, indem er sich für das Team auf dem Platz zerreißt und Verantwortung (beim Elfer) übernimmt, dann muss etwas Gutes passiert sein. Zumindest scheint Titz ein gutes Händchen zu haben. Oder einfach die richtige Art, mit dem Spielern umzugehen. „Ich habe ihm schon in der Woche gesagt, dass er so weitermachen soll, dass er gut trainiert. Und es freut mich enorm, dass er sich jetzt dafür belohnt hat“, sagt Titz über den US-Amerikaner, der gegen Wolfsburg das erste Mal seit Februar wieder in der Startelf stand. Und der seinen zweiten Saisontreffer erzielt, nachdem ihm der letzte am zweiten Spieltag in Köln gelang.

Wenn man das Training unter der Woche genau beobachtet, dabei auf die Ansagen achtet und dann sieht, wie viele dieser Forderungen im Spiel umgesetzt werden, dann weiß man, dass die aktuelle Entwicklung dieser Mannschaft nur einen Namen trägt: Christian Titz. Wobei, nein: Sie trägt den Namen seines ganzen Trainerteams. Also auch den von Cotrainer Soner Uysal, vom Assistenten Matthias Kreutzer und den vom Torwarttrainer Nico Stremlau. Darauf, dass der Erfolg ein Ergebnis der Teamarbeit ist, legt Titz ganz besonders großen Wert, wie er gestern im Sportstudio betonte. Denn bei ihm gibt es nicht „die Mannschaft“, bei ihm werden Erfolge wie Niederlagen im „Wir“ begründet. Titz lebt den Teamgedanken. Er fördert ihn mehr als bislang alle Trainer, die ich hier in den letzten 18,5 Jahren miterlebt habe. Und das strahlt auf die Mannschaft ab, die sich endlich als Team präsentiert. So, wie zuletzt gegen Schalke, in Wolfsburg – und hoffentlich auch in Frankfurt sowie gegen Mönchengladbach.

 

Das nur fürs Erste, bis später! Dann mit der Titz-Runde.

 

Scholle

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