Marcus Scholz

15. März 2018

Mann, was war ich gespannt. Und als ich ankam und sah, dass vorne elf gegen elf gespielt wurde, während auf dem Nebenplatz elf weitere Kicker vom Assistenztrainer trainiert wurden, dachte ich schon, dass der neue HSV-Cheftrainer Christian Titz bereits seine Entscheidung fürs Wochenende gefällt hätte. Wobei, dass Lewis Holtby auf dem Nebenplatz stand, war dann schon eher ein Indiz dafür, dass es noch nicht entschieden ist. Und so kam es letztlich auch. Titz ließ heute weiter alle 33 Spieler mittrainieren, während Nicolai Müller und Albin Ekdal separat mit dem Rehatrainer arbeiteten. In Turnierform wurde elf gegen elf gespielt, wobei das Hauptaugenmerk auf schnelles Umschalten und den finalen Pass bzw. Torabschluss lag.

Und dennoch traf Titz heute schon Entscheidungen für das Wochenende. Die Youngster Josha Vagnoman und Marco Drawz werden am Sonnabend statt im Volksparkstadion bei der U19 spielen, während Arianit Ferati, Mohamed Gouaida und Momo Kwarteng zur U21 stoßen werden. Weiter mit den Profis dabei sind indes Mittelfeld-Mann Matti Steinmann (23) und Linksverteidiger Young-Jae Seo (22). Letztgenannter ist tatsächlich ein sehr interessanter Mann. Vor zwei Jahren zum HSV gewechselt, legte der Südkoreaner ein erstes mehr als durchwachsenes Jahr hin. Er wirkte verunsichert, machte einfach zu viele Fehler. Seit diesem Jahr, somit seit der Übernahme durch Titz ist Seo ein absoluter Leistungsträger und wusste auch im Profitraining zu gefallen. Und auch wenn ich ein Bundesligadebüt am Sonnabend für sehr riskant halte, muss man den Namen auf dem Schirm behalten. Daher noch mal: Young-Jae Seo.

Das Offensivproblem löst aber auch das 22 Jahre alte Talent nicht. Dafür scheint ein anderer wiederbelebt zu sein: Bobby Wood ist plötzlich wieder aktiv auf dem Platz, läuft und ackert. Der US-Amerikaner scheint auf die letzten Meter der Saison unter dem neuen Trainer doch noch mal Lust zu bekommen. Wood darf sich Hoffnungen machen, wenn er so weiter macht wie heute und gestern.Wobei, ich will hier lieber nicht zu früh loben, was morgen schon wieder vorbei sein kann. Deswegen: Abwarten, auch wenn die Tendenz nach Monaten das erste Mal wieder etwas positiver ist. Und das ist sie nicht nur bei Wood. Sondern auch allgemein.

Ebenso wie Julian Pollersbeck, der darauf hofft, Christian Mathenia im Tor abzulösen. Titz hatte angekündigt, dass die Torhüterposition wie alle anderen Positionen neu ausgeschrieben würde. Und dem Vernehmen nach scheint Pollersbeck tatsächlich gute Chancen zu haben, obgleich sich das aus dem Training heraus schwer begründen lässt. Zumindest heute patzte der junge U21-Europameister wieder schlimm und hatte auch im Spiel mit dem Ball – ebenso wie Mathenia – größere Probleme, das Geforderte umzusetzen. Und das beinhaltet, dass der Keeper hinten immer auch Anspielstation ist und den Spielaufbau forciert. Ich bin gespannt, ob das funktioniert.

Der Neustart unter Titz scheint allerdings auch im Umfeld wieder etwas Optimismus entfacht zu haben. Am Sonnabend soll es wie gestern geschrieben ein Spalier bei der Busanfahrt geben. So, wie einst gegen den VfL Wolfsburg am letzten Spieltag der Vorsaison. Zudem werden sich morgen tatsächlich wie gestern angekündigt, Fans zum Abschlusstraining am Stadion treffen. Andreas Eichner, der das Ganze organisiert hat, hofft dabei auf regen Zuspruch und hat sich mit der Fanbetreuung darauf verständigt, dass der Treffpunkt um 15 Uhr der Uwe-Seeler-Fuß ist. Von dort aus soll es dann zur Mannschaft gehen, die vor dem Training begrüßt werden soll. „Es ist sehr schwer abzusehen, wie viele Leute kommen“, so Eichner, „zumal es eben auch sehr kurzfristig ist. Aber wir hoffen.“ Zudem sei es primär, dass die Mannschaft erfahren würde, dass es eben doch die Fans gibt, die in jedem Fall zu ihnen stehen...

Eine gute Aktion – und vielleicht ja auch nur die erste von vielen. Aber noch entscheidender ist, dass die Mannschaft am Sonnabend diesen zart aufkeimenden Optimismus mit entsprechenden Leistungen nährt. Nein, eigentlich nur mit Punkten. Denn gut spielen allein bringt gar nichts mehr. Und das weiß auch Titz, der immer wieder betont, wie eindimensional er auf das Spiel am Sonnabend fokussiert sei.

 

In diesem Sinne, bis morgen.

Scholle

 

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