Christian Hoch

22. Juli 2019

Der Countdown läuft unermüdlich: In sechs Tagen trifft der Hamburger Sportverein am ersten Spieltag der zweiten Bundesliga im heimischen Volkspark auf Darmstadt 98. Die 2:3-Pleite der Vorsaison war der endgültige Startpunkt für den Zerfall des HSV und dem daraus resultierenden Nicht-Aufstieg. Nun also doch das zweite Jahr in der zweiten Bundesliga, womit sich vor der Saison und vor allem nach der Hinrunde eigentlich niemand so richtig beschäftigt hatte. Der HSV hat dennoch noch einmal das große Besteck aufgefahren, Dieter Hecking als Trainer, Jonas Boldt als Vorstand Sport und noch dazu bislang neun Neuverpflichtungen präsentiert. Gegen Darmstadt am Sonntag (13:30 Uhr) geht es wahrlich noch nicht um alles, wohl aber in dieser Saison. Und dann?

Bereits in der vergangenen Woche lautete die Frage des Blogs: „Der HSV und seine letzte Chance?“ Und eigentlich kann dieses Thema vor dem Saisonstart nicht oft genug behandelt werden, um wirklich alle Sinne zu schärfen: Sollte der HSV - ja, auch wenn es der Konjunktiv ist - auch nach dieser Spielzeit nicht auf dem Rathausbalkon den Aufstieg in die Bundesliga feiern, dann droht das Schicksal, das schon Traditionsvereine á la 1. FC Kaiserslautern erlitten haben. Der aktuelle Kader mit einem bisherigen Volumen von 25 Millionen Euro wäre eigenständig nicht mal mehr im Ansatz zu finanzieren, auch der Kredit bei den treuen Anhängern dürfte dann letztlich doch aufgebraucht sein, Hamburg würde sich mehr und mehr zum „normalen“ Zweitligisten entwickeln.

Klare Strategie: Der Aufstieg soll erzwungen werden

Die Verantwortlichen haben insgesamt die Zeichen der Zeit erkannt: Mit aller Macht soll der Aufstieg erzwungen werden. Es gibt schließlich auch keinerlei Alternative. Der klare Kurs des Vereins: Erfahrung in allen Bereichen. Sowohl auf der Trainerbank, in den Vorstandspositionen als auch in der Mannschaft. Dass die aktuelle Strategie - vor allem die Transferstrategie - eine vorsichtig formuliert geringe Halbwertszeit hat, wird billigend in Kauf genommen. Die große weite Zukunft interessiert beim HSV aktuell niemanden, es zählt die Gegenwart, es geht um alles.

Nein, das Gegenargument, diese Sichtweise sei zu „ultimativ“ oder zu „schwarz gedacht“ kann nach Jahren des Misserfolgs nicht mehr zählen. Dafür wurden in der Vergangenheit zu oft Probleme locker abgetan, frei nach André Hahn: „Wir sind der HSV, wir haben es immer geschafft.“ Die Notwendigkeit des Aufstiegs muss jedem Einzelnen bei den Rothosen bewusst sein: jedem Spieler, jedem Mitarbeiter und jedem Verantwortlichen. Die Wohlfühloase HSV sollte es dieses Jahr nicht mehr geben.

Letschert im Anflug - Harnik vorerst kein Thema

Derweil ist der Transfer von Timo Leitsch zum HSV so gut wie perfekt. Zwischen den Hamburgern und dem italienischen Erstligisten Sassuolo sind wohl laut BILD nur noch die Höhe der Ablöse und anschließende Bonuszahlungen zu klären. Auch die MOPO legt sich fest: Der Transfer des 26-jährigen Innenverteidigers aus den Niederlanden wird noch vor dem Darmstadt-Spiel offiziell verkündet. Pikant: Landsmann Rick van Drongelen abonnierte Letschert vorsorglich schon einmal auf der Sozialen Plattform „Instagram“ und Letschert selbst gefiel folgender Kommentar eines Fans: „Welcome to HSV.“ Noch Fragen?

Anders stellt sich die Situation offenbar bei Martin Harnik dar, zumindest nahm Sportvorstand Jonas Boldt den Druck von dieser Personalie. Der 37-Jährige gegenüber dem Radiosender NDR 90,3: „Martin ist in der Tat immer ein Mann für Tore, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das in der aktuellen Konstellation realisierbar ist.“ Übersetzt lautet zumindest dieses Zitat: Harnik, der in Bremen noch zwei Jahre Vertrag zu Erstliga-Konditionen besitzt, ist zu teuer für den HSV. Offen bleibt aber weiterhin, ob nicht mithilfe finanzieller Zugeständnisse doch eine Lösung gefunden werden könnte. Denn klar ist auch: Der HSV ist grundsätzlich interessiert, Harnik zu verpflichten und auch Bremen ist grundsätzlich nicht abgeneigt, den 32-Jährigen abzugeben.

Transfers ohne Zukunftsgedanken

Aber auch bei den Personalien Letschert und Harnik zeigt sich ganz deutlich: Der HSV fahndet nur nach Sofortverstärkungen, längerfristige Investitionen werden aktuell nicht in Betracht gezogen. Grundsätzlich ist diese Herangehensweise nach dem Desaster der Vorsaison, als man das Gegenteil probierte, verständlich und höchstwahrscheinlich momentan auch alternativlos. Dennoch bleiben Fragen: Sollte es funktionieren und der HSV tatsächlich aufsteigen, was passiert dann mit dieser dann sehr erfahrenen Mannschaft? Und fast noch problematischer: Was passiert, wenn sie es nicht packen? Alles noch Zukunftsmusik - klar - aber diese Fragen dürfen nicht außer Acht gelassen werden.

P.S.

Für das verspätete Erscheinen des heutigen Blogs entschuldigen wir uns ausdrücklich bei euch - kommt hoffentlich nicht mehr vor.

Bis morgen - dann haben wir wieder ein Date am Frühstückstisch miteinander. Wenn nicht dieser Morning-Call zwischen uns stünde... ;-)

Christian

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