Marcus Scholz

4. Januar 2018

Der erste Test des HSV am Fuße des Felsen von Gibraltar in einem Fußballstadion, das nostalgische Fußballerherzen höherschlagen lässt. Oldschool alles. Verrostete Sitzschalen auf der einen Seite, offene Stehtraversen in den Kurven und Holzbänke auf der Gegentribüne. Und rundherum marodes Spielertunnel, Umläufe, wo der Putz von den Wänden kommt – und dazu der Blick auf den Treffpunkt des Mittelmeeres mit dem Atlantik. Es konnte eigentlich nichts von diesem Event ablenken, zumal es das erste von nur zwei Testspielen bis zum Rückrundenbeginn am 13. Januar in Augsburg war. Und dennoch überlagerte die Rückkehr eines Spielers, der den HSV mit Nachdruck verlassen will, alles: Walace. Der Brasilianer war um 14 Uhr im Mannschaftshotel angekommen und hatte unmittelbar im Anschluss das Gespräch mit Sportchef Jens Todt. Und das war ähnlich erfolgreicher wie der Test, den der HSV....

„Es ist zu spüren, dass er eine Menge mit sic herumträgt “, so Todt nach dem ersten von drei Gesprächen, die Walace führen müssen wird. „Für bestimmte persönliche Probleme habe ich auch Verständnis, aber bei weitem nicht für alle. Wir haben relativ klar gesprochen und ich gehe davon aus, dass er sehr bald auf den Trainer zugehen wird und anschließend wieder ins Training einsteigt.“ Mit „relativ klar“ meinte Todt, dass man dem Spieler deutlich gemacht habe, dass der Verein seinem Wechselwunsch weder entsprechen noch die Gründe fürs Fernbleiben hinnehmen werde. „Wir können uns gar nicht erlauben, einen abzugeben zu können“, stellte auch Heribert Bruchhagen am Rande des Testspiels gegen Malaga klar und wurde noch  deutlicher: „Es wird eine Abmahnung geben. Es gibt hier eine sportliche Seite und eine vereinsrechtliche - das werde ich ihm sehr deutlich erzählen.“ Jens Todt ließ zwar noch ein kleines Hintertürchen offen (. Auf der einen Seite schloss er einen Wechsel auf Leihbasis nach Brasilien (Flamengo soll Interesse haben) definitiv aus.

Und während die Mannschaft schon auf dem Weg zum Testspiel war, absolvierte Walace am Mannschaftshotel separates Training. Ob er trotz allem daran glaubt, sich auf Walace in der Rückrunde verlassen oder gar stützen zu können? Todt: „Er ist HSV-Spieler, die Tür Richtung HSV ist immer offen  für ihn. Er muss  jetzt auf dem Platz und neben dem Platz noch eine entsprechende Reaktion zeigen, dann kann man das Thema auch abhaken.“ Nicht zu vergessen natürlich, NACH einer entsprechenden Geldstrafe, die sich um 50.000 Euro herum bewegen soll.

Apropos Fußballspielen: Darum ging es am Abend in La Linea de la Concepcion. Sollte es zumindest. Aber nach einem starken Start des HSV, den Filip Kostic nach sechs Minuten schon zur 1:0-Führung (Abpraller nach Wood-Schuss) verfiel der HSV wieder in alte Muster. Statt schnellem Umschaltspiel gab es wenig kreativen Spielaufbau nach vorn, dafür aber immer wieder schnelle Gegenstöße, die hätten gefährlich werden können, wenn man hier nicht gegen den Vorletzten der spanischen Liga gespielt hätte, sondern gegen ein Team der Qualität FC Augsburg. Und angesichts der nur noch neun Tage Vorbereitungszeit bis zum Spiel bei eben jenem FCA muss man schon wieder in Alarmbereitschaft gehen. Auch, wenn das der Trainer - wie im Sommer auch – sicher wieder relativieren wird.

Logische Folge des Spielverlaufs war das 1:1 für Malaga. Könnte man sagen. Allerdings war das Zustandekommen eher sinnbildlich für die Hinrunde, da es mal wieder ein kapitaler individueller Fehler war. Diesmal in Kooperation zwischen dem in diesem Fall Hauptschuldigen Kyriakos Papadopoulos und Keeper Christian Mathenia, der nicht aufmerksam genug mitspielte. Denn während der Grieche seinen Rückpass zum Torwart deutlich zu kurz ansetzte, hätte dieser vielleicht sogar noch die Chance gehabt, den Ball zu bekommen, wenn er nicht gezögert und sich verschätzt hätte. So aber nutzte Malagas Angreifer  Youssef En-Nesyri die Fehler der beiden Hamburger und schob Mathenia den Ball aus 15 Metern durch die Beine ins Tor. Das 1:1 vor 1500 Zuschauern in der 22. Minute. Allein die Tatsache, dass Sejad Salihovic den HSV in der 39. Minute nach Pass von Kostic wieder in Führung brachte, versöhnte die Zuschauer – nicht aber Gisdol, wenn ich dessen gestenreichen Kommentar am Rand richtig gedeutet habe.

Zur zweiten Halbzeit wurde mächtig gewechselt. Bis auf Mathenia, Diekmeier und Janjicic alle (siehe Statistik). Doch wirklich besser wurde das Spiel zu Beginn der zweiten Hälfte nicht. Im Gegenteil. Der HSV drückte die Spanier jetzt in deren Hälfte zurück, allerdings stellte man sich so auch Räume zu, die man benötigte. Ergebnis: Der Einsatz war da, die Zweikämpfe wurden angenommen – aber es wurde wenig bis nichts nach vorn kreiert. Und das, obwohl sich Gisdol mit der Hereinnahme von Ekdal, Hunt, Holtby, Ito und Arp sicherlich mehr spielerische Elemente erhofft hatte.

Nach einer schönen Direktabnahme von Albin Ekdal nach Flanke Holtby, die der Schwede allerdings aus 13 Metern weit verzog, dauerte es bis zur 62. Minute, bis der HSV zu seiner ersten richtig guten Chance kam. Und die hatte  es in sich. Ito wurde schön links freigespielt und passte flach und scharf nach innen, wo Arp den Ball direkt nahm, aber zu zentral zielte, sodass Malagas Keeper Prieto den Ball parieren konnte. Und es dauerte nur drei Minuten, da hätte – Dennis Diekmeier – fast das 3:1 erzielt, als er einen Fehler der Spanier Rechtsaußen aufnahm, den Ball aufs leere Tor schoss – und natürlich verfehlte. Dann gab es noch einen Freistoß und einen Fernschuss der Spanier - mehr passierte nicht.

Dachte ich zumindest. Aber kurz vor der Abfahrt gen Mannschaftshotel konnte ich Dennis Diekeier doch noch sprechen. Das Video stelle ich Euch hier in gewohnt hochauflösenden Bildern und mit perfektem Ton zur Verfügung. Genau wie die Interviews mit Andre Hahn und Jens Todt nach dem Spiel. In diesem Sinne, bis morgen! Da ist vormittags eine Regenerationseinheit angesetzt und nachmittags trainingsfrei. Bis dahin: Gutsnächtle aus Gibraltar, wo wir Journalisten jetzt noch ein spätes Abendbrot zu uns nehmen.

Scholle

 

Das Spiel im Stenogramm:

HSV: Mathenia – Diekmeier (77. Behounek), Papadopoulos (46. Jung), van Drongelen (46. Mavraj), Douglas (46. Sakai) – Waldschmidt (46. Hunt), Janjiicic (77. Pfeiffer), Salihovic (46. Ekdal), Kostic (46. Ito, 84. Jatta) – Hahn (46. Arp, 84. Schipplock), Wood (46. Holtby).

Tore: 1:0 Kostic (7.), 1:1 En-Nesyri (22.) 2:1 Salihovic (39.)

Gelbe Karten: Papadopoulos (32.), Rosales (71.), Hunt (79.), Cifuentes (87.)

 

 

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