Marcus Scholz

21. März 2018

Er wurde lange zurückerwartet, jetzt trainiert er beim HSV. „Obwohl einige schreiben, ich würde zur Nationalmannschaft zum Spielen fliegen“, sagt Albin Ekdal, der seit dem Spiel am 19. Spieltag gegen den 1. FC Köln nicht mehr eingesetzt werden konnte. Er will aufräumen mit dem Image, er sei nur noch hier, um sich auf die WM vorzubereiten und bis dahin fit zu werden. Heute im Training zumindest zog er voll mit. Problemlos. Alles gut für Stuttgart in zehn Tagen, dachten wir zumindest. Bis uns Ekdal im Anschluss verriet: „Ich spüre noch etwas, ich muss gucken. Ich kann noch nicht sagen, ob es klappt.“

Ich zähle sicher nicht zu denen, die die Personalie Ekdal beim HSV noch groß verteidigen. So spielintelligent der Schwede auch ist, ein (zudem teurer) Spieler, der so oft ausfällt, ist für keinen Verein tragbar. Aktuell fehlte der defensive Mittelfeldspieler in 14 von 17 Bundesligaspielen. Mehr als vier Spiele in Folge schaffte er bislang nicht. Dass er in den wenigen Spielen, in denen er mitspielte, eine gute Rolle einnahm und andeutete, wie wichtig er sein könnte – alles akzeptiert. Aber wie schon gesagt: Als Stützpfeiler eines Systems kann ein derart angeschlagener Spieler nicht herhalten. Ihn abzugeben und zu ersetzen ist zwingend erforderlich und wird intern auch schon angeschoben. Von beiden Seiten.

Ekdal wird eh nicht über den Sommer hinaus bleiben, wenn der HSV absteigt. Dann ist er zum Einen finanziell nicht mehr tragbar und wird schon von sich aus auf einen Wechsel drängen. So, wie es Fiete Arp machen könnte. Immerhin liegen dem zuletzt formschwachen Angreifer diverse Offerten vor. Auch eine vom FC Bayern, wie die BILD heute berichtete. Allerdings soll Arp vorerst abgelehnt haben, weil er sich ansehen wolle, wie sich die Situation beim HSV unter seinem Förderer Christian Titz entwickelt. Der ist bekanntermaßen eine Vertrauensperson für Arp. Und vor allem ist Titz ein Freund von Arps Qualitäten. Titz sieht Arp als „Paradebeispiel für die Arbeit des HSV im Nachwuchsbereich. Dass wir ihn als 15-Jährigen zur U17 hochgezogen haben, war außergewöhnlich. Zumal er in der U15 als Außenstürmer oder offensiver Mittelfeldspieler unterwegs war. Wir haben aber einen klaren Plan aufgestellt, wie wir seine Stärken fördern und die Schwächen dezimieren können“.

Titz wiederum gilt als Entwickler. Zumindest sagte der Direktor Sport, Bernhard Peters, dass Titz ein Trainer sei, der es verstehe, einzelne Spieler individuell stärker“ zu machen. Und deshalb wartet Arp jetzt ab. Ein Vorgehen, das sein Berater Jürgen Milewski übrigens schon vor Monaten gegenüber der HSV-Führung angekündigt hatte und das sehr vernünftig klingt. Nicht allein, weil es weiterhin die Chance erhält, dass Arp hier bleiben könnte, sondern vielmehr, weil sich Arp nicht vom erstbesten finanziell lukrativeren Angebot weglocken lässt, sondern tatsächlich die sportliche Perspektive priorisiert. Zusammen mit seinem Berater, der in der Branche tatsächlich den Ruf genießt, die Karriereplanung seiner Mandanten besser als viele andere voranbringen zu können.

Dass Arp auf Dauer kein HSV-Spieler bleibt, wenn er die Entwicklung nimmt, die ihm die Experten zutrauen – logisch. Denn der HSV muss irgendwann wieder ein Ausbildungsverein werden – egal wie oft die Vorstandsvorsitzenden des HSV das zuletzt bestritten haben. Zumindest dann, wenn man es nicht schafft sich mit einem großen Geldgeber auf ein langfristiges Projekt zu einigen, dass zur Folge hat, dass der HSV sich aus seinem eigenen Nachwuchs tragen kann.

Talente entwickeln, sie gewinnbringend verkaufen und mit neuen Talenten nachbessern, bis diese gewinnbringend verkauft werden. Dazu sportlichen Erfolg haben, aus dem man besondere Erlöse erzielen kann – das muss das große Ziel des HSV sein. Klingt einfach – aber daran scheitern seit Jahren beim HSV alle Macher, weil sie sich am Ende doch immer auf die großen Millionenhilfen eines Klaus Michael Kühne verlassen haben. Und wenn dieser nicht so wollte wie sie, dann wurden faule Kompromisse gemacht – oder, wie in dieser Wintertransferphase, trotz überdeutlich erkennbarer Not, gar nichts. Mit fatalen Folgen, wie wir gerade live miterleben.

Noch ohne anfänglich befürchtete Folgen blieb das neue Titz-System mit dem Keeper als Anspielpunkt vor dem Sechzehner. „Man muss halt ein bisschen mehr mitspielen“, so die erste Erkenntnis von Julian Pollersbeck, der gegen Hertha am Wochenende trotz zweier Gegentreffer zu den wenigen Gewinnern des Spiels gehörte. Auch heute im Training übte Titz wieder mit Pollersbeck als fünften Anspielpunkt in der Viererkette. Und es wurde deutlich, dass dieses neue System noch ein paar weitere Tage einstudiert werden muss, wenn man nicht zu viel Risiko gehen will.

In diesem Sinne, bis morgen.

Scholle

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