Marcus Scholz

8. September 2020

Ich muss mich heute kurz halten. Termine, die keiner braucht, haben mich heute ganz schön ins Straucheln gebracht, da sie so nicht eingeplant waren. Aber so ist das manchmal. Geht Euch und dem HSV ja auch nicht anders. Da läuft auch nicht alles nach Plan. So hat der HSV als einzige Mannschaft sein neues Trikot noch nicht vorgestellt – weil man noch keinen Hauptsponsor hat. Die Gespräche laufen gut und in die richtige Richtung heißt es. Aber inzwischen ist klar, dass der HSV seine ursprünglich erhoffte Summe von rund 3 Millionen Euro pro Jahr nicht erreichen wird. Inzwischen ist es eh ein Kampf gegen die Uhr – und je länger es dauert, desto schwieriger wird die Verhandlungsposition für den HSV, der öffentlich eh schon unter Druck steht.

Und während beim Hauptsponsor schon allein der Faktor Finanzen Druck ausübt, muss man sich personell nicht unter Druck setzen lassen. Macht man auch nicht – wie Sportvorstand Jonas Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel nicht müde werden zu betonen. Noch gibt es ein  paar offene Themen. Sowohl was mögliche Abgänge betrifft,. Wie auch bezüglich möglicher Neuzugänge. Julian Pollersbeck könnte noch gehen, Bobby Wood soll nach wie vor gehen. Ein neuer Innenverteidiger soll beispielsweise noch kommen – was angesichts der jüngsten Äußerungen von Stephan Ambrosius‘ Berater Nochi Hamaso („Ambrosius ist zu gut für die Zweite Liga“) vielleicht schon allein quantitativ nötig wird - wenn der Spieler genauso denkt. Zudem wird Ambrosius von seinem neuen Berater, der ganz offensichtlich nicht die sportliche Entwicklung sondern den schnöden Mammon im Blick hat, im In- und Ausland angeboten.

Ambrosius sollte sich vom Berater distanzieren

Ich hatte es gestern schon geschrieben und schreibe es noch mal: Der Spieler kann nicht immer was dafür, wenn sein Berater Blödsinn redet. Er kann auch nicht immer was dafür, wenn er überall auf der Welt feilgeboten wird.  Wie sowas passieren kann hatten zuletzt ja die Beispiele Vagnoman und David gezeigt, die von einem freien Agenten nicht nur ohne jede Zustimmung bei anderen Klubs angeboten wurden, sondern denen von diesem windigen Berater auch noch Wechselabsichten nachgesagt wurden, bis erste italienische Zeitungen davon berichteten.

Fakt aber ist auch, dass sich der Spieler schnellstmöglich von derlei Quacksalbern lösen sollten, wenn sie ihre Karriere beim HSV nicht beenden wollen, bevor sie wirklich angefangen hat. Auch Ambrosius. Zur Erinnerung: Der junge Innenverteidiger bringt es in seiner Karriere bislang auf eine Halbzeit Erste und eine Halbzeit Zweite Liga. Jetzt hat er seine erste gute Vorbereitung hinter sich und einen Trainer, der tatsächlich bereit ist, auf ihn zu setzen.

Wäre ich er – ich würde das Gespräch mit Daniel Thioune schnellstmöglich suchen. Zumal der HSV eh in Sachen Innenverteidiger noch auf der Suche ist und Ambrosius‘ Position beim HSV nicht mit der eines unverzichtbaren Leistungsträgers gleichgesetzt werden kann. Und wie ich gehört habe, gab es zwischen Sportlicher leitung und Ambrosius auch schon einen ersten, kurzen Austausch

 

Das war auch Gideon Jung lange nicht mehr, aus meiner Sicht. Und dennoch wollte ihn sein Extrainerteam Hecking/Schweinsteiger zu einem Wechsel nach Nürnberg überreden – und scheiterte am HSV. Der teilte mit, dass man Jung nicht unter einer siebenstelligen Summe ziehen lassen würde. Das schreiben heute die Kollegen der BILD und zitieren dabei auch Hecking, der das Interesse an Jung bestätigt. Und wie ich gehört habe, ist das Thema damit noch nicht beendet – nur unterbrochen.  Das Transferfenster ist noch bis zum 5. Oktober offen und ich bin mir sicher, dass hier noch einmal Bewegung reinkommt.

Nonsens: Tennis darf Zuschauer - Fußball nicht?

Apropos Bewegung: Es tut sich was in Sachen Zuschauern. Der Hamburger Senat hat sich heute zumindest zum Thema Zuschauer in den Stadion geäußert (im Video unten ab Minute 11:00). Und ich bleibe bei meiner Auffassung, dass der Fußball keine Sondergenehmigung in Sachen Zuschauern braucht. Dazu gehört auch, dass es in diesem Fall eben keine Ungleichbehandlung geben sollte. Nein, es darf sie meiner Meinung nach einfach nicht geben.

Also auch nicht so, wie es heute hier in Hamburg verkündet wurde. Denn während sich Tennisfreunde freuen dürfen, schauen die Fußballfans wohl weiter in die Röhre: Nach der am heute beschlossenen Anpassung der Verordnung zur Eindämmung des Coronavirus können bei den „Hamburg European Open“ der Tennisprofis (19. bis 27. September am Rothenbaum) bis zu 2300 Zuschauer auf die traditionsreiche Anlage. Für die Spiele der Fußball-Zweitligisten HSV und FC St. Pauli träfe das aber offenbar nicht zu. „Dies ist keine regelhafte Genehmigung von Bundesliga-Veranstaltungen“, sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) in einer Art und Weise, die ich sehr anstrengend fand. Inhaltlich wie tonal.

 

Leonhard betonte, genehmigte Veranstaltungen müssten „von herausragender Bedeutung für Deutschland“ sein. Das trifft auf die Spiele in der 2. Bundesliga anscheinend nicht zu. Vom HSV gab es bislang keine Stellungnahme. Ist vielleicht auch besser so. Mir jedenfalls fällt zu so viel Dumm-Gesabbel – Berater und Stadt geben sich da gerade nicht allzu viel – einfach nichts mehr ein.

In diesem Sinne, bis morgen! Da sabbel ich dann wieder ab 7.30 Uhr im MorningCall für alle diejenigen, die gern kompakt zum Frühstück über alles informiert werden wollen, was so über den HSV geschrieben wird.

Bis dahin!

Scholle

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