HSK

26. Dezember 2019

Ich saß am Montag nach dem Sandhausen Spiel in meinem Büro. Eigentlich wollte ich mir den Tag Zeit nehmen, um ein paar Angebote für das nächste Jahr fertig zu stellen, aber irgendwie ging mir dieses Spiel sowie einige Reaktionen diesbezüglich von Kollegen und Freunden nicht aus dem Kopf. Besonders beschäftigte mich eine Aussage von einem Blogger, zu dem ich auch privaten Kontakt pflege und der mich durch eine Aussage neulich daran erinnerte, wie es um unseren HSV steht.

Ein Thema was derzeit immer häufiger am Rand der Medien geäußert wird, dennoch schnell wieder abgehakt wird. Ein Thema das sicherlich in der herkömmlichen Fan Seele eher ein Randprodukt darstellt, weil das sportliche nun mal auch viel interessanter erscheint und warum sollte man sich über etwas Sorgen machen, was Jahrzehnte lang doch vermeintlich funktionierte und doch eigentlich selbstverständlich war.

Ich meine natürlich die finanzielle Lage des Vereins bzw. der AG. Mitten in diesen Gedankengängen kamen einige WhatsApp Nachrichten, die mich immer wieder in diese Richtung lenkten. Dann eine Nachricht von Kevin, der mir vorschlug doch einmal selbst einen Blog zu schreiben, dieser würde in den Weihnachtstagen veröffentlicht werden. Ein wenig ungewöhnlich ist das schon, man denkt über ein Thema intensiv nach, vermeidet es dennoch, dies im Blog erneut anzusprechen und dann kommt so eine Nachricht. Eigentlich doch auch kein schönes Thema zu Weihnachten, dennoch vielleicht ist es sogar die Gelegenheit über gewisse Dinge mal ganz anders nachzudenken, als in der Hektik des Alltags, natürlich liegt mir fern irgendjemanden damit die Weihnachtsstimmung zu vermiesen. Deshalb sollte jeder für sich selbst entscheiden, ob er diesen Text zu Ende liest.

Der Weg in die Zweitklassigkeit

Eigentlich begann dieser Weg für mich schon mit der damaligen Trennung von Martin Jol 2009. Zuvor hatte man mit diesem innerhalb von 18 Tagen, drei wichtige Spiele verloren und das gegen Werder Bremen (DFB Pokal Halbfinale 2:4, UEFA CUP Halbfinale 2:3, zuvor hatte man in Bremen das Hinspiel noch 1:0 für sich entschieden und in der Liga 2:0 in Bremen). Unvergessen die Papierkugel über die Michael Gravgaard stolperte. Die daraus resultierende Ecke zum entscheidenden 3:1 für Werder ging in die Geschichtsbücher ein.

Schockmomente von denen sich das gesamte Umfeld bis heute nicht vollständig erholte.

Dennoch war es eigentlich eine erfolgreiche Saison, man stand nach Jahren mal wieder in zwei Halbfinal Spielen und spielte in der Liga sogar um die Meisterschaft mit, auch weil Martin Jol neue Ideen mitbrachte, die die Mannschaft gut umsetzte.

Die Trennung wurde mit Unstimmigkeiten seinerseits mit der Chefetage begründet. Jol wollte zum Beispiel neue Spieler, dessen Ablöse anscheinend aber unerschwinglich war. So verließ Jol am Saisonende den HSV und wurde Trainer bei Ajax Amsterdam.

Ihm folgten bis zum heutigen Tag 18 Trainer!

Ein Europalpokal Platz wurde nie wieder erreicht, stattdessen kämpfte man ab 2014 jede Saison gegen den Abstieg, den man 2018 dann bekanntlich nicht mehr abwenden konnte.

Dabei sollte doch alles besser werden 2014 entstand nach 10-jähriger Debatte „HSV PLUS“ Karl Gernandt der am 07.07.2014 das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden übernahm, hatte daran maßgeblichen Anteil.

Das hieß man dürfte 24,9 Prozent seiner Anteile an Investoren verkaufen und verkleinert seinen Aufsichtsrat. Aus dem Dino wurde die Dino AG. 

Der wichtigste Mann dieser Reform wurde Dietmar Beiersdorfer, den man zum Vorstandsvorsitzenden wählte. Beiersdorfer war bei den Fans und im gesamten Vereinsumfeld schon als Spieler beliebt, auch als Sportdirektor war es zuvor schon einmal 7 Jahre aktiv. Er hatte einen guten Riecher für neue Spieler, die er damals verpflichtete. Allerdings verhinderte er auch die Verpflichtung Jürgen Klopps und somit vielleicht den Beginn einer neuen Ära, wegen zu starker, konservativer Ansichten (meine Meinung).

Neues Geld für den HSV und das nicht zu knapp. Immer wieder fehlt der Name Klaus Michael Kühne, ein Unterstützer von HSV Plus und ein Fan des Vereins. Ein Kreditgeber, der bezüglich der Transfers aber auch immer wieder mitbestimmen wollte obwohl er keine Funktion im Verein hatte die dies rechtfertigte. Die Ära der HSV Altstars begann praktisch mit ihm. Rafael van der Vaart, sein damaliger Lieblingsspieler, wurde quasi durch seinen Rat zurückgeholt. Dieser Transfer gilt für den Anfang der Ineffizienz des HSV.

Hohe Kosten, niedriger Ertrag!

Spieler die beim HSV den Durchbruch nicht schafften, weil das Prinzip Leistung anscheinend nicht die höchste Priorität hatte, hohe, regelmäßige Gehälter die anscheinend nicht dazu beitrugen, hochmotiviert an seine Leistungsgrenzen zu gehen.

„Geschuldet durch einen VV der seinen der seinen Sportchefs immer wieder alles durchwinkte, bis er zum Schluss das Amt zusätzlich bekleidete!“

Ich spare mir hier alle Namen zu erwähnen. Interessant hierzu dieser Link (Transfermark.de), der zeigt wie viele Transfers ab 2014 abgeschlossen wurden. Fast alles Spieler ohne hohen Wiederverkaufswert, oder wie zum Beispiel im Fall Kostic im Nachhinein ein Minusgeschäft, auch weil er bei seinem neuen Arbeitgeber regelrecht aufblühte. 

Durch den Hauptinvestor K.M. Kühne wurde dies größtenteils ermöglicht, auch weil ein Dietmar Beiersdorfer sich hier immer wieder von Kühne beeinflussen ließ und dies damit entschuldigte, dass Kühne als Geldgeber doch ein gewisses Mitspracherecht genieße. Obwohl ja eigentlich bekannt war, dass Kühne von dieser Art Geschäft, wenig Kompetenzen vorzuweisen hat, was er bestätigte indem er sich Rainer Calmund als Berater holte.

Alles Dinge die im Profibereich eigentlich nicht vorkommen sollten. Prozesse die dazu führten, den HSV praktisch zu ruinieren.

Knapp 100 Millionen Euro wurden in neue Spieler investiert, dazu über Jahre überhöhte Gehälter gezahlt.

Vom 07.07.2014 bis zum 31.12.2016 lief die Ära Beiersdorfer, in dieser Zeit schaffte man vorgenanntes zu verwirklichen. Nach deren Amtszeit verpflichtete man Heribert Bruchhagen, dieser sollte als VV den HSV etwas stabilisieren um das eigentlich unvermeidliche noch zu verhindern. Stattdessen verpflichtete man Trainer, die seit Jahren aus dem Geschäft oder einfach noch zu unerfahren waren. Vorerst schaffte man mit Gisdol 2017 noch einmal den Klassenerhalt. Gisdol brauchte allerdings sehr lange, um die ersten Erfolge einzufahren. In der darauffolgenden Saison war eigentlich schon früh zu erkennen, wohin die Reise geht. Dennoch hielt man weiter an ihm fest und verließ sich darauf, die Wende noch zu schaffen, was sang und klanglos scheiterte, auch ein Bernd Hollerbach, schaffte als Nachfolger in 7 Spielen keine Besserung mehr. Zwischenzeitlich musste auch Heribert Bruchhagen gehen. Bernd Hoffmann wurde als Präsident gewählt und ebnete sich nach und nach den von vielen vorhergesagten Weg zum VV. Marcel Jansen als neuer Präsident ließ die Hoffnung auf eine bessere Zukunft aufkeimen.

Man holte Christian Tietz den Amateurtrainer, der in der HSV Jugend bis Dato erfolgreiche Arbeit leistete. Mit seinem neuen Offensivspiel mit hochstehendem Torwart, überraschte er die Nachfolgenden Gegner und es keimte sogar wieder ein wenig Hoffnung auf. Leider reichte es zum Schluss nicht ganz.

Dennoch ging man mit dem auch im Fanlager beliebten Trainer in Liga zwei.

Das erste Spiel verlor man gleich mit 0:3 gegen Kiel. Pleiten wie das 0:6 gegen Regensburg folgten, dennoch stand man nicht so schlecht da. Allerdings sah man im Vorstand den Aufstieg gefährdet und wechselte noch einmal den Trainer. Am 23.10.2018 kam Hannes Wolf. Nach ein paar überschaubaren, knappen Siegen, begann dann allerdings ein Abwärtstrend, den man nicht mehr stoppen konnte. So verpasste man schließlich den Aufstieg und auch H.Wolf ging zum Saisonende.

Die Verluste der ganzen Jahre sowie die fehlenden Einnahmen, die durch den Verbleib in Liga 2 bestehen, versetzten den HSV nun in eine Lage, in der es um alles oder nichts geht. Ein weiteres Jahr zweite Liga, würde wahrscheinlich den Absturz in die Bedeutungslosigkeit nach sich ziehen. Schlimmstenfalls könnte es wie bei anderen Traditionsvereinen wie Kaiserlautern, 1860 München etc. laufen.

Dies will man nun mit Bern Hoffmann, Dieter Hecking und H. Boldt verhindern, auch der neue Aufsichtsratsvorsitzender Max-Arnold Koettgen lässt hoffen. Scheitert diese Mission, wäre wohl vorgenanntes die Folge.

Eine Havarie nicht nur für uns Fans, denn auch viele Arbeitsplätze sind damit in Gefahr.

 

Zum Schluss bleibt mal wieder nur die Hoffnung!

Allseits wünsche ich euch eine frohe Weihnachtszeit und hoffe, dass all eure Wünsche in Erfüllung gehen. Gesundheit steht dabei vorrangig, alles andere ist machbar.

 

Gruß HSK

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