Marcus Scholz

22. August 2018

„Die Wahrheit über den Arp-Vertrag mit dem HSV“ wird heute von meinen Kollegen getitelt und sich dabei auf einen „SportBild“-Artikel berufen. Die wiederum hat einen BILD-Artikel aus der letzten Woche zum Anlass genommen, noch mal nachzuforschen, nachdem die BILD schon „Die Wahrheit über Arp und Bayern“ vor etwas mehr als einer Woche verkündet hatte. Grund genug, auch noch mal in dieses Horn zu blasen. Ich will meinen Kollegen einfach in nichts nachstehen und verkünde hiermit die Wahrheit über die Wahrheit der Wahrheit zu wissen, weshalb Arp nicht zum FC Bayern wechselt:

WEIL ER BEIM HSV BLEIBEN WOLLTE!

Ich hatte es in den letzten Monaten, in denen fast alle (inklusive mir) eigentlich nur nach darüber rätselten, wann genau Arp zum Rekordmeister geht, häufiger geschrieben: Fiete Arp hat nie nur monetäre Kriterien angelegt, sondern vor allem sportliche. Die sprachen im Paket mit dem unmoralischen Finanziellen anfänglich für den FC Bayern, während für den HSV „nur“ die Emotion sprach – bis Titz kam. Und mit Titz hat Arp seine Mentor auf dem entscheidenden Posten sitzen. Mehr noch: Zu Titz hatte Arp in den letzten Monaten immer wieder den Kontakt gesucht, um seine sportlichen Möglichkeiten auszuloten. Titz überzeigte Arp, während Arps beratendes Umfeld noch anderer Meinung war. Letztlich aber entschied Arp - und das Ergebnis ist bekannt. Übrigens auch, weil Arp zuletzt nicht so performte, wie er und alle anderen es von ihm erwarten.

Knapp 400.000 Euro zuzüglich Prämien verdient Arp beim HSV. Auf zwölf Monate verteilt bedeutet das gut 33.000 Euro im Monat. Relativ viel Geld für einen 18-Jährigen, der gerade sein Abi gebaut hat. „Relativ“ deswegen, weil Arp beim FC Bayern in einem Monat mehr verdient hätte, als hier im Jahr. Rund 5 Millionen Euro im Jahr hatte der Rekordmeister geboten, hinzu kamen die „Nebengeräusche“, wie man es so gern betitelt. Darin enthalten sind die an den Berater bzw. hier: die Berater und den Spieler zu zahlenden Einmalzahlungen. Jürgen Milewski und Fietes Vater als Berater sowie Arp als 2019 ablösefreier Spieler  selbst hätten allein durch die Nebengeräusche mehr Geld bekommen, als viele von uns im gesamten Leben summiert verdienen. Und alles das hat Arp am Ende ausgeschlagen. Weil er eben einfach nur der Söldner ist, den viele plötzlich in ihm sahen, als das Gerücht mit den Bayern aufkam. Er solle sich „einfach verpissen“ und ich solle endlich aufhören, den Jungen zu heroisieren.

Hab ich nicht gemacht. Und Arp auch nicht.

Im Gegenteil: Arp hat sogar beim HSV verlängert. Auch wenn der Titel des Vodeos irgendwie etwas anderes aussagt... Arp ist aktuell ohne Vorvertrag beim FC Bayern. Der Junge riskiert seinen Wechsel zu dem Verein, zu dem viele Topspieler zu Fuß laufen würden, wenn es auch nur den Ansatz von Interesse gäbe. Und er riskiert 20 Millionen Euro, die ihm der angebotene Vierjahresvertrag eingebracht hätte. Weil er an sich und seinen Weg beim und mit dem HSV glaubt. Weil er dem Trainer vertraut, der ihm sogar den Schritt zur U21 als Aufbau für seine Rückkehr ins Profiteam vorschlug. Und vor allem bin ich froh, nicht an ihm gezweifelt zu haben, weil Arp den HSV tatsächlich im Herzen trägt. Also genau so, wie er es immer gesagt hat.

Aber das ist letztlich nur meine ganz persönliche Wahrheit über die Causa Arp/Bayern München. Und es ist ausdrücklich an diejenigen gerichtet, die jeden HSV-Spieler wie einen Messias feiern - und jeden wechselnden Spieler zum Judas deklarieren. Denkt doch vielleicht mal drüber nach.

Auch heute im Training war Arp wieder voll bei der Sache. Der junge Mann, der sich vielleicht am meisten von allen über Trainingstore freut, lieferte sich im aufgeteilten Torabschlusstraining ein kleines Wettschießen mit seinen Konkurrenten Manuel Wintzheimer und Pierre Michel Lasogga. Wobei sich Letztgenannter zwar am treffsichersten präsentierte, aber letztlich im Abschlussspiel dennoch nur im vermeintlichen B-Team (zusammen mit Wintzheimer) wiederfand. Im Gegensatz zu Arp, dessen Qualitäten in diesem Spiel ebenso wenig zum Tragen wie die seiner Konkurrenten im B-Team Der Grund: Das Spiel hinten raus stockte auf beiden Seiten.

„Wer noch einmal diesen Fehler macht, sorgt für 20 Liegestütze – für die ganze Mannschaft“, platzte Titz im Abschlussspiel irgendwann der Kragen, nachdem die beiden Innenverteidiger wieder zu weit vorgerückt waren. Titz beorderte beide quasi auf die Torauslinie, damit sie den Ball vom jeweiligen Keeper in den Lauf gespielt bekamen. Wobei: Auch nicht immer. Julian Pollersbeck hatte heute jedenfalls einen rabenschwarten Tag und verdaddelte gleich dreimal fahrlässig den Ball und leitete damit die einzigen Gegentore des Spiels ein.

Es war keine gute Trainingseinheit heute. Und sie begann gleich mit einer schlechten Nachricht, da Aaron Hunt einen Tag nach seiner Rückkehr aus einer langen Verletzungspause schon wieder passen musste. Ein Infekt so teilte es der HSV mit, hätte den Kapitän flachgelegt. Er sei bereits zur Vitaminbehandlung gewesen. Sollte Hunt morgen wieder dabei sein können, stünde seinem Einsatz gegen Bielefeld am kommenden Montag nichts im Wege. Sollte er morgen fehlen, würde es auch für Montag eng werden.

Eng ist auch der Kampf um die beiden Plätze in der Innenverteidigung. Wobei, nein: Eigentlich geht es nur um den Platz neben Rick van Drongelen. Und um den streiten sich aktuell drei Spieler: Stephan Ambrosius, der gegen Erndtebrück ran durfte, David Bates und der letzte Neuzugang Leo Lacroix. Heute im Training durften alle vier bei den Torabschlussübungen pausieren und parallel Passspiel üben. Im Quadrat wurden lange Pässe in allen Variationen gespielt. Und ich hoffe einfach mal, dass es nur nicht zu hören war, weil es zu weit weg war. Aber in unserer Oberligatruppe hätten wir die Passübungen nach wenigen Minuten abgebrochen wegen Aussichtslosigkeit...

Aber im Ernst: Ein so selten unkonzentriertes, ungenaues Passspiel muss ein Trainer – in dem Fall betreute Maik Goebbels die Übung – unterbrechen und neu aufbauen. Vor allem, da das Passspiel ansonsten schlimme Folgen haben dürfte. Eben genau die, die es im Training zu sehen gab und die Titz dazu veranlassten, lautstark vom Rand aus einzugreifen. Und ich würde wetten, dass das Passspiel insbesondere der Spielaufbau über Keeper und Viererkette morgen ab 11 Uhr am Volksparkstadion wieder auf dem Plan stehen wird. Muss es auch.

Bis morgen!

Scholle

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