Marcus Scholz

4. Januar 2019

Es geht wieder los. Heute standen schon die ersten Leistungstests im Volkspark an, morgen geht es dann auch  das erste Mal 2019 auf den Platz. Es wird öffentlich trainiert. An meiner Stelle wird Lars Euch morgen ausgiebig von eben jenem Auftakt berichten, der wie angekündigt ohne Neue auskommt. Zudem werden Kyriakos Papadopoulos (Aufbautraining) und Jairo Samperio (bis Saisonende) ebenso fehlen wie der bei den Asienmeisterschaften weilende Hee-chan Hwang. Statt dieser drei werden aus der U21 Innenverteidiger Patric Pfeiffer und das Offensivtalent Aaron Opoku die Vorbereitung bei den Profis mitmachen. Beide waren schon im Sommer in der Vorbereitung unter Christian Titz dabei. Und während Pfeiffer sportlich nicht zu überzeugen wusste, musste sich Opoku der Gesundheit beugen, nachdem er wegen eines Pneumothorax (Lungenkollaps) monatelang ausfiel. Beide Youngster erhalten somit eine zweite Chance, sich über längeren Vorbereitungszeitraum für die Zweitligamannschaft zu empfehlen.

Empfehlen wollen sich derweil auch die drei Kandidaten für den Posten des Präsidenten im HSV e.V. Nachdem sich Marcell Jansen in der BILD schon ein-, zweimal äußern durfte, war heute mit Dr. Ralph Hartmann der zweite Kandidat an der Reihe. Und der ehemalige Schatzmeister des HSV e.V. (damals im Präsidium von Jens Meier) nutzte diese Gelegenheit, um zu verdeutlichen, worum es ihm im Kern gehen würde: „Als Präsident würde ich eine deutlich stärkere Rolle im Aufsichtsrat der Fußball AG wahrnehmen wollen, als dies bislang der Fall war. Aus meiner Sicht muss mehr Balance zwischen dem e.V. und der AG hergestellt werden.“ Worte, die Bernd Hoffmann vor seiner Wahl zum Präsidenten im Februar 2018 in sehr ähnlicher Form gewählt hatte - und die sicherlich weiterhin Berechtigung haben. Allein schon, weil der bisherige Präsident - Bernd Hoffmann - inzwischen längst in den AG-Vorstand gewechselt ist.

Parallel dazu äußert sich der dritte Kandidat: Jürgen Hunke beschreibt seine Beweggründe, weshalb er für das Amt antritt, weshalb er besonders geeignet wäre, dass er nichts gegen Bernd Hoffmann hätte - und noch einiges mehr. Ich werde dennoch auch heute darauf verzichten, die inhaltlichen Themen Hartmanns zu erläutern und einzuordnen. Schon allein, weil wir von der Rautenperle am kommenden Donnerstag die erste TV-Debatte der HSV-Geschichte mit allen drei Kandidaten präsentieren können. Im Zuge dieser einmaligen Sondersendung werden wir allen drei Kandidaten die Möglichkeit geben, sich in identischem Umfang zu den wesentlichen Themen zu äußern und den Wählerinnen und Wählern ihre Sicht der Dinge näherzubringen.

Auf diese Art kann ich zumindest unsererseits allen drei Kandidaten ein Maximum an Fairness und demokratischer Gleichbehandlung garantieren. Das wiederum wäre beim Bewerten der drei Kandidaten schon nicht mehr gegeben. Zudem wäre es fahrlässig (und unnötig), der ersten TV-Debatte der HSV-Geschichte vorzugreifen und selbige damit zu konterkarieren. Nein, ich freue mich sehr darüber, meinen journalistischen Teil dazu beitragen zu können, allen HSVerinnen und HSVern eine größtmöglich objektive Sicht auf die Kandidaten zu geben.

Und ich hoffe, dass meine Kollegen von den Tageszeitungen, den TV-Sendern und dem Radio ihre Berichterstattung ebenso ausrichten. Denn letztlich geht es hier um einen Posten, der für die nächsten Jahre des HSV extrem wichtig ist. Immerhin vertritt derjenige zusammen mit seinen beiden Vizepräsidenten - sofern dem für den 19. Januar eingereichten Antrag auf Abwahl selbiger nicht zugestimmt wird - immer Mindestens 75,1 Prozent der HSV AG. Ergo: Ohne die Zustimmung des e.V.-Präsidenten kann die AG-Versammlung keine weitreichenden (die Satzung betreffenden) Entscheidungen treffen.

Und davon werden sehr zeitnah sehr viele anstehen. Finanziell muss der HSV bis März erklären können, wie er trotz erneut erwarteten Minus’ für das laufende Geschäftsjahr die Liquidität für einen Aufstieg (oder Zweitligaverbleib) stemmen will. Die HSV AG muss zudem erklären, wie man die 17,5 Millionen Euro aus der Fan-Anleihe im September bedienen will. Der HSV muss Wege finden, Gelder zu akquirieren. Wege, die er trotz intensiver Suche bislang nicht gefunden hat. Klaus Michael Kühne ist dem Vernehmen nach weiterhin keine Alternative, da auch Anteilsverkäufe über 24,9 Prozent hinaus vom Präsidium des e.V. wie auch von Bernd Hoffmann als AG-Vorstandsvorsitzender kategorisch ausgeschlossen werden. Aber es gibt auch keine Alternative zur ausgeschlossenen Alternative.

Zudem soll die Mitgliederversammlung auf Antrag der Supporters beschließen, diese bislang nur geäußerte Haltung auch in der Satzung zu verankern. Kurzum: Die Entscheidungen der nächsten Wochen und Monate werden die vielleicht wichtigsten sein, die der HSV bzw. seine Mitglieder seit Jahren (um nicht Jahrzehnte zu sagen) zu treffen hatten. Wie wichtig hierbei die richtigen Personen auf den richtigen Posten sind, wurde den HSV-Mitgliedern seit der Ausgliederung 2014 mehr als deutlich vorgeführt. Denn hier wurde mehr als deutlich, dass „gut gedacht“ (wie mit dem Beschluss auszugliedern) nicht automatisch gleichbedeutend ist mit „gut gemacht“. Im Gegenteil: Gut gedacht allein reicht nicht.

Womit wir noch mal zur Transferstrategie des HSV kommen, die hier ja munter diskutiert wird. Zurecht, wie ich finde. „Blogfan“ hat es mit dem Satz „Dass aus finanziellen Gründen nicht investiert werden kann ist die Wahrheit, und nicht weil der Kader gut aufgestellt ist. Also muss man mit dem was man hat versuchen aufzusteigen und sollte nichts anderes in die Luft/Mikro blasen.“ ganz gut veranschaulicht. Denn genau das macht Sportvorstand Ralf Becker. Oder besser gesagt: Er „bläst“ eben nichts anderes in die Mikros als, dass mann mit dem aktuellen Kader sehr zufrieden sei und der Mannschaft das Vertrauen schenken wolle. Er tut so, als sei (s)eine gewählte Entscheidung. So versucht er, die Mannschaft starkzureden, weil es nicht einmal theoretisch die Möglichkeit gibt, großartig nachzubessern. Es bleibt den Verantwortlichen schlicht gar nichts anderes übrig, als aus dieser Not eine Tugend zu machen.

Und ganz ehrlich: dieser Weg kann mit dieser Mannschaft in dieser Saison auch funktionieren. Warum auch nicht? Zum einen sind 18 von 34 Spielen bereits gespielt - und der HSV führt die Tabelle an. Zum anderen - und das ist viel wichtiger - war bislang noch keine Mannschaft dabei, die dem HSV normalerweise überlegen sein sollte. Kiel in den zwei Spielen gegen den HSV mal ausgenommen. Aber selbst die Kieler haben im Laufe der Saison noch zu starke Schwankungen, um als klare Aufstiegsfavoriten herhalten zu können. Zudem werden nicht alle Konkurrenten ihre Mannschaften personell so nachbessern können, dass der HSV plötzlich nur noch eine Außenseiterrolle in Sachen Aufstieg hat.

Meier bei Pauli? Kann funktionieren. Ebenso wie Simon Zoller beim VfL Bochum. Aber was genau veranlasst hier einige, den HSV schwächer zu sehen als eben diese Konkurrenten? Ohne personelle Verstärkungen - und selbst diese sind nie Garantien - wird es ich nicht wahrscheinlicher, dass der HSV seine Führung ausbaut/sichert. Aber eben auch nicht unwahrscheinlicher. Ich behaupte sogar, dass die Rückkehr von Jung und Papadopoulos berechtigt auf eine Steigerung hoffen lässt. Ebenso würde ich nicht ausschließen, dass einige Spieler (beispielsweise Hwang und Arp) in der Rückrunde noch deutlich stärker werden. Dazu der Faktor Eingespieltheit - das klingt doch interessant...

In diesem Sinne, ich freue mich auf mehr Fußball in den nächsten Wochen. Die vielen angesetzten Einheiten werden uns zumindest eine Andeutung auf das geben, was wir sportlich von der Rückrunde erwarten können. Morgen beginnend mit dem ersten öffentlichen Training 2019 von dem Euch Lars im Anschluss daran an dieser Stelle berichten wird.

 

Bis dahin!

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