Marcus Scholz

8. April 2020

Es sind andere, schwierige Zeiten. Das ist jeden Tag im Alltag erkennbar. Und auch beim HSV ist derzeit alles anders.Es wird in kleinen Gruppen mit Sicherheitsabstand trainiert, jeden Morgen wird Fieber gemessen, Zuschauer sind unter Androhung von Strafen verboten - und es wird einfach nicht gespielt. Der Volkspark wirkt tagtäglich verwaister, da die Mitarbeiter des HSV  fast alle im Homeoffice in Kurzarbeit sind. Und mehr als Gerüchte, wann und wie die Saison fortgesetzt wird, gibt es nicht. Und in diese Szenerie recht sich der HSV nach einem kurzen unerfreulichen „Zwischenspurt“ mit einem Führungswechsel auf Vorstandsebene nahtlos ein. Trainings- und Spielberichte sowie daraus abzuleitende Entwicklungen und Beobachtungen gibt es schlichtweg nicht. Auch beim HSV sprießen stattdessen Gerüchte, weil handfeste Geschichten mangels öffentlicher Veranstaltungen rar werden. Und zu allem Überfluss kommen dann auch noch persönliche Nummern ins Spiel. Aber dazu später mehr. Denn auch heute war wieder so ein Tag.

„Wie lange hält der Frieden noch“ titelte die „SportBild“ heute mit einer Fotomontage von HSV-Trainer Dieter Hecking und Marcell Jansen. Es ist so ein wenig der RunningGag der Kollegen, die sich in der heutigen Geschichte selbst schnell die Wirkung des Titels nehmen. Denn sowohl Trainer Dieter Hecking als auch Aufsichtsratsboss Marcell Jansen hatten längst öffentlich zu diesen Thema Stellung genommen und betont, dass sie über derlei Thesen nur müde lächeln könnten. Das erwähnt der geschätzte Kollege auch - und trotzdem wird im selben Artikel versucht, am Ende ein Drohszenario aufzubauen. Dabei wird suggeriert, dass für den HSV-Trainer von Seiten Jansens latent Gefahr ausgeht. Ich hatte zuletzt immer wieder versucht, Jansen zu diesen Vorwürfen und Andeutungen zu befragen. Aber der Ex-Profi wollte das Thema nicht mehr kommentieren, um dem Ganzen nicht noch mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, als eh schon.

Gerüchte streuen ist leichter, als sie zu widerlegen

Wer die letzten Monate verfolgt hat, der findet in der Berichterstattung fast aller Zeitungen (und sicher auch Blogs) einen Roten Faden. Das ist auch relativ normal! Selten drehen sich Berichterstattungen über ein und dasselbe Themas eil neue Erkenntnisse auftauchen. Und das nicht selten, obwohl neue Erkenntnisse auftauchen. Die aber würden eben oft auch die eigenen Berichte konterkarieren. „Was ist denn da los? Oder versucht da nur jemand, einen Keil zu treiben?“ wurde ich heute von einem ehemaligen HSV-Profi gefragt, der noch immer sehr nah am Geschehen beim HSV ist. Er fragte mich, was viele hier auch fragen und deshalb versuche ich mich mal in einer Antwort - unter erschwerten Bedingungen. Denn Kollegenschelten gehören sich (auch bei uns) nicht. Schon gar nicht, wenn ich das Gegenteil nicht beweisen kann. Denn abgesehen von den Aussagen der beiden Protagonisten selbst, die jeglichen Streit und Probleme untereinander abstreiten, kann man die These auch nicht widerlegen. Vielmehr ist es hier ein wenig so wie bei der Jatta-Geschichte: Man stellt etwas in den Raum, was sich viele vorstellen können.

 

Und obgleich man den Beweis nicht antreten kann, kann einem die Gegenseite auch nicht das Gegenteil beweisen. Es sei denn, man lebt den Gegenbeweis. Soll heißen: Wenn sich Hecking und Jansen die nächsten Monate weiterhin ruhig und kollegial verhalten und beim HSV (bestenfalls erfolgreich) zusammen wirken, könnte man das als Gegenbeweis anerkennen. Aber bis dahin wird kaum noch jemand über die reißerischen Headlines dieser Tage sprechen. Und: Die Mär vom HSV-Zoff wird seine Wirkung zuvor trotzdem nicht verfehlt haben. Leider. Das kann man so machen, muss man aber nicht.

Der Streit um Bernd Hoffmann war hierfür ein gutes Beispiel. Da lief kaum ein Tag ab, ohne dass Beeinflussungen der öffentlichen Meinungen versucht wurden. Ich hatte Euch davon berichtet. Denn fast ist: Wie wir hier haben auch die Tageszeitungen und Magazine ihre Ansprechpartner und Informanten beim HSV. Das ist auch tatsächlich nichts HSV-exklusives, sondern weltweit bei wahrscheinlich allen Profiklubs so, denen ein erhöhtes öffentliches Interesse zuteil wird. Es liegt auch weniger an den Tageszeitungen denn an den Protagonisten beim HSV, die sich immer wieder anbieten und sich im Gegenzug eine positive Darstellung erhoffen. Das war früher deutlich mehr als heute, ganz klar. Aber wer sich mal die Mühe macht und genauer hinschaut, der wird schnell erkennen können, welcher HSV-Offizielle wo und bei welchen Kollegen seine Fußspuren hinterlässt bzw. hinterlassen hat. Achtung, Spoiler: Selbst diese Jansen-Hecking-Geschichte ist letztlich nichts mehr, als vor allem der Ausläufer der Hoffmann-Entlassung.

So viel für heute in eigener Sache

Es ist immer ein schmaler Grat zwischen Erklärung und Rechtfertigung. Letzteres hat hier nichts verloren - und wird hier auch nicht stattfinden. Dennoch muss ich heute noch ein großes Missverständnis aufgreifen, dem einige (ihren Kommentaren zufolge) erlegen sind. Denn wer uns als Rautenperle für den MorningCall mit den Meldungen der Tageszeitungen und Magazinen gleichsetzt, die wir für Euch Morgen für Morgen inhaltlich zusammenfassen, der macht einen ganz entscheidenden Denkfehler. Denn wir haben den MorningCall für alle HSV-Interessierten ausschließlich ins Leben gerufen, um allen HSVern und HSV-Interessierten die Möglichkeit zu geben, sich wirklich über ALLES schnell und problemlos in zu informieren, was an dem jeweiligen Tag über den HSV geschrieben wird.

 

Dazu gehören der Vollständigkeit halber selbstverständlich alle Artikel über den HSV. Also auch die Artikel, die wir selbst hier so nicht veröffentlichen würden bzw. wo wir andere Informationen haben. In den allermeisten Fällen ordne ich die Meldungen des Tages auch inhaltlich immer ein Stück weit ein. Aber das bedeutet längst nicht, dass die Artikel von uns sind - im Gegenteil: Genau das sind sie nämlich nicht! Und wir erheben hier weder den Anspruch darauf - noch lassen wir uns an den Berichten der Konkurrenz messen. Aber das nur nebenbei. Letztlich geht es uns hier in der Rautenperle vor allem darum, Euch möglichst vollständig über alle Geschehnisse beim HSV zu informieren, ohne dabei Rücksicht auf irgendwelche Befindlichkeiten nehmen zu müssen. Weder auf unsere, noch auf Eure - und am allerwenigsten auf die des HSV. Nur so kann es funktionieren. Und genau so werden wir weitermachen. Selbst dann, wenn uns einige von Euch wie heute für den MorningCall „Hetze“ unterstellen.

Aktuell wird sehr viel künstlich am Leben erhalten

Denn bei aller hoffentlich nicht falsch verstandener Kritik kann ich behaupten, dass wir hier über die letzten Jahre ein außergewöhnlich funktionales Medium geschaffen haben, das inhaltlich auch stark vom Austausch lebt. Von dem Diskurs mit Euch und Euren Meinungen. Immer wieder gebt Ihr mir mit Euren Ansätzen Anstöße für Geschichten. Und immer wieder sprechen mir viele von Euch aus der Seele. So wie zuletzt auch „Scorpion“, als er schrieb: „Diese Saison kommt mir vor, wie ein tödlich verletzter Patient, der von den Angehörigen und Ärzten mit allen Mitteln künstlich am Leben gehalten wird, weil seine üppigen finanziellen Zuwendungen mit seinem Tod enden. Lasst ihn in Frieden sterben.“ Denn auch das, was aktuell im Volksparkstadion unter dem Mantel der Sondergenehmigung stattfindet, hat für mich den Beigeschmack der künstlichen Beatmung. Aber das Thema hatten wir vor ein paar Tagen ja an dieser und anderen Stellen ausreichend diskutiert.

Gesprochen haben wir heute auch über Eure Fragen. Im Community-Talk versuchen wir, sie zu beantworten. Dabei sind wie eben schon erwähnt auch einige interessante Ansätze wie zum Beispiel die Frage, ob Matthias Sommer für den HSV als Vorstandsboss ein interessanter Kandidat sein könnte. Aber seht und hört selbst:

 

In diesem Sinne, bis morgen. Da werde ich Euch um 7.30 Uhr wieder alles kompakt und vollständig zusammenfassen, was über den HSV berichtet wird. Un am Abend melde ich mich natürlich an dieser Stelle wieder. Bis dahin!

Scholle

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