Marcus Scholz

16. Oktober 2018

****AKTUALISIERT mit neuem MORNINGCALL am Textende*****

Es ist immer wieder nett, am Trainingsplatz zu stehen und mit den Kollegen zu sprechen. Wir unterhalten uns dabei fast immer über das, was wir gerade auf dem Platz sehen, was kurz zuvor in der Liga zu sehen war - und natürlich immer auch über die Vereinspolitik beim HSV. Manchmal mischen sich diese Themen auch. Fast zwangsläufig ist das der Fall, wenn beispielsweise der Vorstand Sport mit im Spiel ist. Und das ist dieser immer, wenn es um die sportlichen Belange der Bundesligamannschaft geht. Insbesondere, wenn es um die Kaderzusammenstellung geht. Heute beispielsweise habe ich mit einem immer sehr gut informierten Kollegen darüber diskutiert, wie Pierre Michel Lasogga tatsächlich (sportlich) am gewinnbringendsten eingesetzt werden kann. Seine These war, dass man den Angreifer nach seinen Toren länger hätte spielen lassen und ihm das Vertrauen hätte schenken müssen. „So hätte man seinen positiven Lauf“ mitgenommen und er hätte sicher noch mehr als die bisherigen fünf Treffer erzielt. Eine These, die Lasogga im Abschlussspiel übrigens just in dem Moment, wo mein Kollege den Satz ausgesprochen hatte, mit einem sehr schönen Treffer per Kopf untermauerte.

Allerdings bleibe ich dabei, dass die Tore, die Lasogga macht, zumeist dann fallen, wenn dieser mehr Platz vorn hat und seltener (an)laufen muss. Immer dann also, wenn er sich auf seine reine Stürmertätigkeit beschränken darf. Und das sollte in Spielen mit bis zu 70 Prozent HSV-Ballbesitz an sich ja auch umsetzbar sein. Allerdings nicht zu Beginn des Spiels. Denn da stehen gegen den HSV alle Gegner extrem massiert tief hinten drin und lauern auf Konter. Das heißt, der HSV muss über sein Passspiel Lücken reißen, die Betonabwehr aufbrechen mit Dribblings und Pässen - und gerade dafür ist Lasogga nicht gemacht. Im Gegenteil. In diesen Phasen fällt der Strafraumstürmer ab. Wenn er dazu auch noch der erste Anläufer ist und sich hier seinem Naturell entsprechend voll reinwirft, dann reibt er sich in Szenen auf, die nichts mit Torabschlüssen zu tun haben und es fehlen ihm diese Prozentpunkte später bei seinen entscheidenden Sprints.

Kurzum, für mich gibt es nur zwei Szenarien, in denen ich Lasogga beginnen lassen würde: Entweder, er darf sich tatsächlich allein um sein Sturmspiel kümmern und wird nicht zusätzlich als Anspielpunkt genutzt. Denn darin ist er in etwa so gut wie ein Bernardo Romeo seinerzeit - wenn Ihr Euch noch an den Argentinier mit der unglaublichen Torquote erinnern könnt. Das bedeutet, der HSV müsste hinter Lasogga mit vier laufstarken Mittelfeldspielern arbeiten, die das Anlaufen übernehmen, ohne dabei die Defensive (im Mittelfeld beginnend) zu vernachlässigen. Damit wäre ein Einsatz von Aaron Hunt eher schwierig. Und da der Trainer den zuletzt sogar (für mich zumindest) stärksten HSVer als Kapitän und Leitfigur auf dem Platz als gesetzt ansieht, ist diese Variante eher unwahrscheinlich.

Aber es gäbe meiner Meinung nach noch eine zweite Variante: Der HSV spielt mit zwei Spitzen. Einer, die die Laufwege macht und mitspielen kann (Arp, Hwang) - und eben dem Abschlussspieler Lasogga. Aber auch hier würde Trainer Titz im Mittelfeld unter Druck geraten. Denn ein Orel Mangala ist aktuell für mich unersetzbar. Zumindest lange nicht gleichwertig. Und auf einer der beiden Außen sollte Khaled Narey gesetzt sein, auf der anderen ein Hee-chan Hwang, sofern diese gesund und fit sind. Das wiederum bedeutet, es bliebe nur noch eine Position offen bei vielen Kandidaten, die ansonsten unter Titz als gesetzt gelten.

Womit wir zum Ist-Zustand kommen, der heute mit einer guten und einer schlechten Nachricht aufwartete. Die schlechte zuerst: Fiete Are hat sich bei seinem Länderspieltrip das Außenband im Sprunggelenk angerissen und kann vorerst nicht trainieren. Ob er bis zum Wochenende wieder fit wird, ist fraglich. Aber eher unwahrscheinlich. Womit wir zur guten Nachricht kommen: Hee-chan Hwang, der zuletzt auf dem Platz ein wenig überspielt wirkte, konnte heute beim 2:2 der Südkoreaner gegen Panama einen Treffer für seine Mannschaft vorbereiten und lieferte eine gute Partie.

Allerdings, das hatte ich heute Morgen schon in unserem neuen, täglichen Podcast „Morning Call“ angerissen, steht ein Gespräch zwischen Hwang und Titz an, wo man sich über die Belastung der letzten und der kommenden Woche intensiv austauschen will, um bei der Salzburg-Leihgabe nicht zu viel zu riskieren. Gut möglich, dass Hwang in  den nächsten Wochen so zu einer Art Teilzeitkraft wird und Ito mehr Spielzeit bekommt. Aktuell scheint für das Spiel am Sonntag gegen das Spitzenteam des VfL Bochum auch die Variante mit Khaled Narey als einzige Spitze eine Option zu sein. Zumindest testete Titz heute so im Training. Es wird auf jeden Fall spannend bleiben, die nächsten Einheiten (Mittwoch ist frei, Donnerstag wird um elf trainiert, während die Einheiten am Freitag und Sonnabend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden) aussehen, wenn die Nationalspieler wieder an Bord sind.

Fazit der Runde von heute morgen: Ich bin weiterhin fest davon überzeugt, dass Pierre Michel Lasogga in dieser Saison seine 12 bis 15 Tore sicher machen wird, wenn er zielgerichtet da eingesetzt wird, wo er am meisten seine Qualitäten ausspielen kann. Und das sind der generische Sechzehner und die Phasen, in denen der Gegner müde wird und ihm Räume lässt - also die letzten 30, vielleicht auch mal 45 Minuten. Aber eben nicht von Beginn an als anlaufende, einzige Spitze. Von daher kann ich das Titz’sche Modell, erst Arp oder einen anderen laufstarken Neuner (Narey, Hwang - oder auch beide zugleich im Wechsel Außen/Sturmzentrum) zu bringen, um dann im Spielverlauf mit der Einwechslung Lasoggas nachlegen zu können, sehr gut nachempfinden. Obwohl mein Kollege da trotz aller Argumentationsbemühungen meinerseits weiterhin anderer Meinung ist.

Erste Meinungen und Reaktionen habe ich heute übrigens auch schon via Facebook bekommen und gelesen - über unser neues Format. Der ab heute täglich abrufbare Podcast „Morning Call“ soll Euch auf dem Weg zur Arbeit oder auch am Frühstückstisch einen möglichst vollumfänglichen Überblick über alle Berichte der aktuellen Tagespresse ermöglichen. Ich werde Euch dabei erzählen, was die Medienlandschaft über den HSV berichtet und die wichtigsten Berichte immer auch einordnen. Die fertigen „Morning Call“-Podcasts findet Ihr auf unserer Facebookseite (klickt hier!)  und unserer Twitter-Seite (klickt bitte hier!)  sowie per Link morgen früh natürlich auch hier in den Blog gestellt. Anbei die erste Ausgabe von heute Morgen. Viel Spaß dabei!

Ich verabschiede mich dann auch mit zwei kurzen Meldungen. Zum einen wurden Tom Mickel und Lewis Holtby heute im Nachmittagstraining geschont, zum anderen erwartet der HSV am Sonntag nach dem FC St. Pauli zum zweiten Mal eine größere Menge  Gästefans. Der VfL Bochum reist mit rund 3000 Anhängern im Gepäck an. Klingt nach super Stimmung.

Und mit selbiger verabschiede ich mich auch für heute und wünsche Euch allen einen schönen Abend! Bis morgen. Vielleicht ja bei dem einen oder anderen schon bis morgen früh!

Scholle

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