Marcus Scholz

13. Juli 2018

Es war die letzte richtige Einheit auf dem Trainingsplatz des SV Bad Erlach. Und diese nutze Trainer Christian Titz erneut für taktische, spielerische Elemente. Und er ließ wieder knapp zwei Stunden trainieren,   wie zuletzt so oft. Dafür wurden im Gegenzug in der Anzahl weniger Einheiten auf dem Platz absolviert. „Unsere Einheiten sind lang. Was andere Mannschaften vielleicht auf zwei Einheiten verteilen, haben wir in eine gesteckt. Und diese Einheiten waren sehr intensiv, weil wir länger an einzelnen taktischen Elementen arbeiten wollten. Zudem haben unsere Athletiktrainier intensiv mit den Jungs gearbeitet. Da mussten wir eher schauen, nicht zu viel zu belasten“, erklärt Trainer Christian Titz, der auch heute immer wieder unterbrach, um Fehler anzumerken und Lösungen vorzugeben. „Wir nutzen die Pausen auch immer wieder, um den Spielern alles per Video zu zeigen.“

Heute wieder nicht auf dem Platz: Kapitän Aaron Hunt, Douglas Santos und Bakery Jatta. Die drei angeschlagenen Profis werden auch morgen im abschließenden Testspiel des Trainingslagers in Österreich gegen Rapid Wien verletzt ausfallen. „Da wollen wir kein Risiko eingehen“, sagte HSV-Coach Christian Titz, „aber Stand jetzt werden alle drei in der kommenden Woche wieder ins Training einsteigen können.“ Und so entspannt Titz bei dieser Aussage auch wirkte, so klar ist auch, dass ihm das Spiel gegen den Dritten der letztjährigen Bundesliga Österreich extrem wichtig ist. Rapid Wien steht eine Woche vor Saisonbeginn und ist dem HSV damit ein Stück weit voraus. „Ich bin sehr gespannt, wie wir es schaffen, gegen so eine Mannschaft zu spielen, die schon wesentlich weiter ist. Die beginnen nächste Woche mit dem Pokal. Sie sind physisch fitter und wir werden sehen, wie weit wir im Vergleich schon sind. Vor allem aber müssen wir eine hohe Passqualität hinlegen, damit wir nicht zu viel hinterherlaufen müssen.“

Dabei wird Titz wieder die vermeintlich stärkste Mannschaft von Beginn an spielen lassen. „Wir werden trotzdem wieder wechseln“, so Titz, der bereits eine Personalie festlegte: „Manuel Wintzheimer hat das gut gemacht. Der hat es sich verdient, auch heute im Training war er gut.“ Dementsprechend wird der junge Ex-Bayer morgen in der Sturmspitze beginnen, während Pierre Michel Lasogga zunächst ebenso von der Bank aus zusehen dürfte wie Jann Fiete Arp, bei dem der HSV langsam auf eine Entscheidung drängt. Gestern hatte Arp einen längeren Termin bei Sportvorstand Ralf Becker, der ihm noch einmal erklärte, den schleichenden Vorgang zu beschleunigen. So oder so. Ob Titz seinen Youngster schonen wird, um Verletzungsrisiko zu vermeiden? Titz: „Nein. Fiete wird spielen.“ Und das allerdings im Gegensatz zum wieder genesenen Julian Pollersbeck nicht von Beginn an.

Eine echte Startelf lässt sich bislang zwar nur erahnen, allerdings hat sich die Mannschaft im Trainingslager schon recht gut gefunden, wenn man den Spielern glauben darf. Und auch Titz sieht es so:  „Ja, es passt schon ganz gut intern. Man sieht auch, dass die Mannschaft fitter wird. Das macht viel aus. Die Kommunikation fällt leichter, dadurch geht die Fehlerquote runter. Wenn wir mit der Woche fertig sind und ein paar Tage Pause haben, um durchzuschnaufen, werden wir sehen, dass die Jungs noch konzentrierter sind. Und bislang haben unsere Maßnahmen sehr gut funktioniert“, so Titz, der seinen Spielern den Nachmittag heute zur freien Verfügung stellte. Therme nutzen, behandeln lassen, einfach abspannen – (fast) alles war erlaubt.

Auch für Gideon Jung, der mit leichten Knieproblemen heute vorsichtshalber pausierte. „Gideon hat mit dem Knie leichte Probleme gehabt und wir haben ihn vorsichtshalber rausgenommen. Er wird aber morgen spielen können“, so Titz, der in dem 23 Jahre jungen Innenverteidiger eine neue Führungspersönlichkeit wähnt. Auch deshalb beförderte Titz den ehemaligen U21-Europameister erstmals in den Mannschaftsrat. „Gideon hat in den letzten Monaten sehr viel Verantwortung übernommen und gezeigt, dass man auf ihn zählen kann“, so Titz, der sich von der Beförderung Jungs auch eine verbesserte Integration der neuen, jungen Talente erhofft. „Gideon ist sicher ein guter Ansprechpartner. Sein Weg beim HSV ist sicher einer, den viele junge Talente gern gehen würden.“

Allerdings trifft das nicht nur auf  Jung zu. Auch ein Rick van Drongelen hat sich in den letzten tagen und Wochen aufgedrängt. Der Niederländer besticht dabei durch unbändigen Einsatz und ein extremes Maß an Ehrgeiz. Jedes kleine Gegentor im Trainingsspiel wird von ihm verflucht und jeder eigene Treffer mehr gefeiert, als manch entscheidender Elfer bei der WM zuletzt. „Rick ist irgendwie unkaputtbar“, hatte Trainer Titz nach einem üblen Zusammenprall des Innenverteidigers mit Tobias Knost noch gesagt. Dabei hatte Knost den Niederländer im Vollsprint mit dem Oberschenkel im Gesicht getroffen. Van Drongelen blutetet auch und musste erst einmal nachsehen, ob noch alle Zähne und Kieferknochen heil sind. Aber anstatt das Training zu beenden machte er weiter, während Knost stark humpelte und anschließend zweieinhalb Tage ausfiel.

Jung und van Drongelen scheinen derzeit auf der Innenverteidigung erste Wahl zu sein. Und ich behaupte trotz der Routiniers Mergim Mavraj (ließ sich mit dem Kommentar „Trotzdem HSV“ im neuen HSV-Trikot ablichten - revidierte aber inzwischen, es sei nur ein Spaß gewesen...) und Kyriakos Papadopoulos, die plötzlich davon sprechen, gar nicht zwingend gehen zu wollen: Mit Jung und van Drongelen ist der HSV innen gut aufgestellt. Und wenn es tatsächlich mal dazu kommt, dass man hinten reingedrückt wird, hat man immer noch das Kopfballmonster David Bates in der Hinterhand. Wobei: Der Schotte, das muss man so klar sagen, ist im Laufe des Trainingslagers etwas abgefallen, da er spielerisch einfach nicht mithalten kann. Noch nicht zumindest.  

Apropos Führungsspieler: Zwei fehlen noch. Oder besser gesagt, einer darf noch nicht mitmachen: Gotoku Sakai. Der Japaner, der mit seiner Nationalmannschaft bei der WM dabei war, soll am 24.7. wiederkommen. „Er hatte eine ganz lange Saison, hat Kinder und Frau. Es ist wichtig, dass er auch da eine gewisse Zufriedenheit in sich trägt. Er selbst wäre auch früher gekommen. Er wollte gern mittrainieren.  Aber ich habe für mich die Entscheidung getroffen, dass man die drei Wochen Pause braucht“, so Titz.

Und wenn wir schon bei der Pause sind: ich mache jetzt auch eine. Gewohnt kurz nur bis morgen, aber da melde ich mich dann wieder bei Euch nach dem Spiel in Wien. Dementsprechend wird es morgen ein späterer Blog als gewohnt.

Bis dahin, Euch allen einen schönen Abend! Und anbei das letzte Tagebuch aus Bad Erlach:

Scholle

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