Lars Pegelow

21. März 2019

15,4 Millionen Euro – diesen Wert hat die neue HSV-Anleihe inzwischen erreicht. Das verkündete der HSV-Vorsitzende Bernd Hoffmann gestern bei der Küchenparty mit Sponsoren im Elysée Hotel stolz. Damit sind von der neuen Fan-Anleihe 2019/26 nur noch gut zwei Millionen Euro übrig. Und selbst wenn das Tempo der Anleihen-Verkäufe diesmal etwas langsamer ist als bei der alten Jubiläums-Anleihe vor sieben Jahren, so deutet sich nun auch diesmal eine Vollplatzierung an, die bei 17,5 Millionen Euro liegt. Allen Gefahrenhinweisen im Anleihen-Prospekt zum Trotz, ungeachtet der einen oder anderen medialen Warnung von Finanz-Experten, auch im Schatten der Diskussionen um die Aussagen von Klaus-Michael Kühne in den vergangenen Tagen. Die Anleihe, und das ist das entscheidende für die HSV-Fußball-AG, scheint erneut ein Erfolg zu werden. Noch bis zum 19. April läuft die Zeichnungsfrist.

 

Die HSV-Verantwortlichen mit Bernd Hoffmann und Frank Wettstein hatten zuletzt immer betont, der komplette Erfolg der Anleihe sei keine Bedingung für den Erfolg des Lizenzantrags für die kommende Saison. Eine Summe von Einzelmaßnahmen würde ansonsten zusammengefasst werden, um fehlende Nachweise der dauerhaften Zahlungsfähigkeit zu liefern. Eine dieser Maßnahmen soll laut NDR.de der Verkauf des alten Jugend-Internats in Norderstedt, der Jürgen-Werner-Schule, von der AG an den e.V. sein. Ein nachvollziehbarer Gedanke, schließlich liegt dieses Internat tatsächlich auf dem Gelände des HSV-e.V.-Zentrums mit Fußball- und Hockeyplätzen, der Tennisanlage, dem neuen Umkleidehaus und dem neuen gastronomischen Vereinshaus. Offen scheint zu sein – egal ob der HSV e.V. wirklich der Käufer wird oder sogar die Stadt Norderstedt, mit der in der Vergangenheit bereits Gespräche bezüglich einer Weiternutzung des Gebäudes geführt wurden -, was dann tatsächlich mit dem Haus geschieht. Zuletzt war zu hören, dass das Internat sich nicht im besten Zustand befindet und Sanierungsbedarf herrsche. Wie auch immer – der Draht zwischen AG-Chef Bernd Hoffmann und e.V.-Präsident Marcell Jansen dürfte in dieser Frage ein kurzer sein.

 

Was geschieht nun im Sommer in der 24,9-Prozent-Frage? Die Verantwortlichen schieben derartige Diskussionen erstens zeitlich in die Zukunft, wenn klar ist, in welcher Liga der HSV 2019/2020 spielen wird. Zweitens koppeln sie es sinnigerweise an die Haltung der HSV-Mitgliedschaft, die bei der Versammlung in Wilhelmsburg im Januar recht deutlich für eine Festschreibung eben jener 24,9 Prozent als maximale Obergrenze für den Verkauf von Anteilen an der HSV AG gestimmt hatte. Was die Liga-Zugehörigkeit angeht, lassen sich in beiden möglichen Fällen (gemeint ist: 1. oder 2. Liga) viele Gründe skizzieren, warum der HSV für die Erhaltung (oder Schaffung) der Wettbewerbsfähigkeit gezwungen sein müsste, Geld in die Mannschaft zu investieren. Scheitert der Aufstieg, wäre der HSV Stand heute gezwungen, massiv beim Lizenz-Kader zu sparen. Dies betrifft die Gehaltskosten (Bobby Wood kommt übrigens mit einem Jahresgehalt von 3,5 Millionen Euro aus Hannover zurück), als auch Ablösezahlungen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der HSV auf Erlöse durch Verkäufe von Leistungsträgern spekuliert. Wer kommt da infrage? Douglas Santos, Pollersbeck, van Drongelen kommen in erster Linie in Betracht. Für Fiete Arp kann der HSV bereits 2,5 Millionen Euro einplanen (früher oder später). Die Verträge weiterer Profis laufen aus. Hier sind Mangala (Leihspieler), Holtby und Lasogga beispielshaft zu nennen. Klar ist: Entweder müssen diese Spieler neue Angebote erhalten, oder andere müssen geholt werden. Kostet alles.

 

Für den Fall des Bundesliga-Aufstiegs gilt dies im Prinzip genauso – mit dem feinen Unterschied, dass die sportlichen Anforderungen an die Spieler noch höher sein werden. Immerhin: Wenn der HSV Tabellenzweiter bleibt und aufsteigt, dann werden in der kommenden Saison die Einnahmen aus den TV-Geldern von aktuell 20,7 Millionen auf 34,1 Millionen Euro zunehmen (Quelle: fernsehgelder.de). Ein saftiger Batzen, doch auch hier könnte die Diskussion an Fahrt aufnehmen, ob eine Anschubfinanzierung durch weitere Anteilsverkäufe sinnvoll und erstrebenswert ist. Nicht ausgeschlossen, dass der HSV sich im Sommer nach dem Ende aller sportlichen Entscheidungen intensiv mit dieser Gesamt-Thematik befasst. Sollte dies geschehen und in letzter Konsequenz umgesetzt werden sollen, reden wir über eine Beschlussfassung über eine außerordentliche Mitgliederversammlung.

 

Klaus-Michael Kühne hatte im Interview mit NDR 90,3 darauf hingewiesen, dass neue Modelle besprochen werden könnten und sollten. Seine Aussagen haben den Schluss nahegelegt, dass es sich hierbei um Modelle handelt jenseits der 24,9-Diskussion. Doch welche alternativen Wege könnten das sein? Außer den Besitzanteilen an seiner AG (etwa 76 Prozent in der Hand des HSV e.V., der Rest an verschiedene Eigner veräußert) hat der HSV als Wert vor allem sein Stadion. Auf der Versammlung hatte ein Mitglied darauf hingewiesen, dass vor einer Schreckensvision Insolvenz immer noch der Besitz und damit die mögliche Veräußerung des Volksparkstadions stehe. Der Gedanke liegt nahe, dummerweise bräuchte man in diesem Fall aber auch einen Käufer. Es ist äußerst unwahrscheinlich wenn nicht ausgeschlossen, dass dies im Worst Case die Stadt Hamburg sein würde. Im Zusammenhang mit der Austragung der Europameisterschaft 2024 in Deutschland kann der HSV wohl auf öffentliche Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen an seinem Eigentum freuen. Dies allein würde schon helfen, denn es können hier schnell Millionen-Summen anfallen. Aber einen Verkauf oder Teilverkauf an die Stadt, wenn alle Stricke reißen – so viel Hoffnung sollte man sich nicht machen. Könnte man sich dagegen vorstellen, Teile des Stadions an Klaus-Michael Kühne abzutreten – etwa gegen die lange Vereinbarung der Namensgebung „Volksparkstadion“? Vielleicht ist das eine Option, jedoch besitzt die Stadt Hamburg was das Stadion angeht eine Art Vorkaufsrecht. Hier kann der HSV nicht agieren, wie er möchte. Es bleibt spannend.

 

Apropos spannend: kommen wir zum runden Bällchen. Der einzige aktuelle A-Nationalspieler des HSV (der fit ist), David Bates, war heute in der EM-Qualifikation im Einsatz. In der kasachischen Hauptstadt Astana war Bates mit seinem schottischen Nationalteam im Einsatz. In dieser Gruppe I gab es zum Start gleich eine herbe 0:3-Schlappe für die Schotten – gleich in der ersten Partie ein herber Rückschlag. Bates spielte 90 Minuten durch, konnte aber am Ergebnis auch nichts ändern. Im Internet schrieb ein Fan in einem Chat: „Probably the worst game of Scots so far.“ War wohl nicht so doll…

 

Kurz zur Personalsituation: Hannes Wolf trainierte heute Nachmittag wieder mit einer kleinen Gruppe. Pierre-Michel Lasogga mischte mit, Bakery Jatta konnte schon wieder Laufrunden drehen. Kyriakos Papadopulos wuchtete beim abschließenden Torschusstraining mit Füßen und Kopf alles in den Kasten, was ging. Das sah gut aus und sorgte für einen fröhliches Ende des Trainingstages. Am morgigen Freitag kommt Hannes Wolf mit seinem Dutzend verbliebener um 11 Uhr auf den Trainingsplatz. Scholle wird dann wie gewohnt wieder an der Seite stehen.

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