Marcus Scholz

28. Oktober 2020

Trotz der steigenden Corona-Zahlen und der drastisch verschärften Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Pandemie herrscht beim HSV und dem FC St. Pauli so etwas wie „Derby-Stimmung light“. Gerade HSV-Trainer Daniel Thioune betonte heute die emotionale Bedeutung des 104. Stadtderbys. „Wir haben eine Verantwortung. Wir wollen dafür sorgen, dass alle Menschen, die es mit dem HSV halten, am Montag mit einem guten Gefühl zur Arbeit gehen“, sagte der 46-Jährige. „Die, die auf dem Platz stehen, müssen brennen. Und die, die nicht auf dem Platz stehen, müssen dafür sorgen, dass die Jungs angezündet werden.“ Seine Spieler müssten wissen, „wie gut es tun kann, ein Derby zu gewinnen. Ich habe ein paar Jungs in meiner Truppe, die das Gefühl kennen. Denen habe ich gesagt: Erzählt den anderen, wie schön es sein kann, ein Derby zu gewinnen. Aber hebt auch den Finger und zeigt, wie verwundbar man sein kann, wenn man ein Derby verliert.“

Trotzdem wird diese erste Hamburger „Stadtmeisterschaft“ zu Corona-Zeiten atmosphärisch nicht mit den Duellen der beiden vergangenen Saisons zu vergleichen sein. Dass im gesamten Profisport vorerst für die Dauer des Novembers keine Zuschauer mehr zugelassen werden, gilt zwar erst ab dem kommenden Montag. Also noch nicht für das Derby am Freitag dem 30. Oktober. Und noch geht der HSV davon aus, am Freitagabend im Volksparkstadion wenigstens vor 1000 Fans spielen zu dürfen. Aber es wird anders werden. „Zum Stadion zu fahren, ein paar Sprüche zu bekommen, Fangesänge zu hören - all das fehlt“, sagt auch St. Paulis Trainer Timo Schultz. „Der letzte Funken Emotionalität ist nicht möglich und wäre vielleicht auch ein Stück weit unangebracht, weil wir in der Gesellschaft gerade ganz andere Themen haben.“

Stimmt. Und ich gebe zu, dass ich heute neben der HSV-Pressekonferenz deutlich gespannter darauf gewartet habe, die Bundespressekonferenz zu hören und von den neuen Beschlüssen sowie den daraus resultierenden Einschränkungen zu erfahren. Und das wird hier sicher sehr vielen von Euch genau so ergangen sein. Da dann trotzdem den Faktor Fußball herauszukramen und für diesen Blog in den Vordergrund zu stellen ist echt nicht einfach – aber ich versuche es trotzdem in der Hoffnung, dass möglichst viele von uns hier heil und ohne großen Schaden durch diesen zweiten Lockdown kommen. Und vielleicht können der HSV und die Rautenperle ja zumindest ein wenig ablenken von etwaigen Problemen…

 

Das sportliche Thema heißt ganz klar: Revanche. Die zwei Derbyniederlagen aus der Vorsaison sitzen beim HSV noch tief. Auch wenn Thioune das Thema als abgehakt bezeichnet. „Das ist ein Gegner, der in den letzten Wochen gezeigt hat, dass er ordentlich Nehmerqualitäten hat“, mahnte Thioune und spielte damit auf die beiden 2:2 gegen den 1. FC Nürnberg und Darmstadt 98 an, als St. Pauli jeweils Rückstände zum Teil in den Schlussminuten aufholte. „Sie haben sich gewehrt und Widerstände gebrochen. Da wird etwas auf uns zukommen, das wir aufhalten müssen.“

Und so kündigt sich auch der FC St. Pauli selbst an. Trainer Schultz sagt: „Es ist unser großes Ziel, dem verlustfreien HSV die ersten Punkte wegzunehmen, möglichst drei. Einen Favoriten im Derby zu bestimmen, wäre unseriös. Wir wissen, dass wir eine gute Mannschaft haben und für den HSV ein ekliger Gegner sein können.“ Großen Respekt hat Schultz vor HSV-Stürmer Simon Terodde: „Sie haben einen Torjäger mit großen Qualitäten. Das können wir nicht im Eins-gegen-Eins lösen. Das müssen wir gemeinsam machen. Aber sie haben auch viele andere Spieler, die dann gefährlich werden können.“ Mit anderen Worten: Beide Trainer warnen vor dem jeweils anderen Team. Irgendwie sehr versöhnlich und nett. Das geht sicher auch hitziger.  Es ist aber in diesen Tagen vielleicht auch ganz angemessen.

 

Zumal sich beim HSV auf der Führungsebene entscheidend etwas verändern würde, sofern Jonas Boldt tatsächlich die Rolle des Vorstandsbosses angetragen würde. Dieser Termin steht zumindest aus und soll eventuell noch diese Woche stattfinden. Dazu würde es auch passen, dass für die nächste Woche bereits eine Aufsichtsratssitzung anberaumt ist, auf der etwaige Entscheidungen abgestimmt werden können. Boldt selbst äußert sich zu diesem Thema nicht weiter sondern betont immer wieder nur, dass er sich beim HSV sehr wohlfühle und dass er sich sehr gut vorstellen können, den eingeschlagenen Weg gemeinsam fortzusetzen. Auch in einer Führungsposition. Ob das der Posten des Vorstandsbosses wird? Dazu wollte sich Boldt nicht äußern. Und das macht er auch weiterhin nicht. Bis die Entscheidung da ist.

Fakt ist, dass der HSV-Apparat wieder auf Hochtouren läuft und Gerüchte gestreut werden ohne Ende. Jeden Tag gibt es Exklusivinfos, die an einen herangetragen werden. Vom Vorstandsvorsitz für Boldt über eine Eiszeit zwischen Boldt und Vorstandskompagnon Frank Wettstein bis hin zu Thesen, die so abstrus sind, dass es nicht lohnt, sie zu wiederholen. Dennoch deutet vieles daraufhin, dass die Personalie Vorstandsvorsitz beim HSV intern schon heiß diskutiert wird – und so auch sehr bald öffentlich zum Thema wird. Aber um es wie bei Gerüchten um Neuzugänge zu halten: Dazu mehr, wenn es tatsächlich soweit ist…

 

Heute schon sicher ist, dass ich mich morgen früh wieder bei Euch melde. Heute waren wir am Morgen (7.30 Uhr MorningCall), am Nachmittag (16 Uhr CommunityTalk) und abends um 18 Uhr via „HSV, was geht ab“ sowie jetzt hier mit dem Blog für Euch da. Und das reicht dann auch, oder? Wir wollen ja niemanden nerven. Von daher Euch allen einen möglichst schönen Abend - und bis morgen...!

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