Marcus Scholz

9. Juli 2018

Tag zwei im Trainingslager in Bad Erlach und es stimmt - fast alles. Auch Ralf Becker ist gut gelaunt, weil er Bobby Wood tatsächlich noch für Geld abgeben konnte. Hannover 96 präsentierte den US-Amerikaner heute und überweist parallel dazu dem Vernehmen nach zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Euro Leihgebühr an den HSV. Sollten die Niedersachsen über die Saison hinaus ihre unbedingte Kaufoption ziehen, werden weitere gut sieben Millionen Euro fällig. Gelder, mit denen man angesichts der schwachen zwei letzten Serien von Wood nicht mehr zwingend rechnen durfte. Und es sind Gelder, die der HSV nutzen will, um seinen Kader weiter zu verstärken. „Aktuell warten wir erst einmal, was noch passiert“, so Becker, der sich mit Trainer Christian Titz darin einig ist, dass man auf der zentralen Mittelefeldposition und ggf. im Sturmzentrum noch etwas machen muss. Zumal dann, wenn wie erwartet auch Albin Ekdal noch den Verein verlässt.

Dennoch wirkt Becker aktuell entspannt. „Wir sind mit dem Stand der Kaderplanung zum jetzigen Zeitpunkt recht zufrieden“, umschifft Becker das, was man ihm nachsagt, geschickt. Denn Becker gilt als jemand, der eigentlich nie zufrieden ist. In Kiel beispielsweise plante er nur Stunden nach dem damals sensationellen Aufstieg in die Zweite Liga bereits  die nächsten, größeren Scoutingtouren – für den nächsten Tag.

Und das dürfte sich angesichts der wachsenden Aufgaben nicht verändert haben. „Dass es etwas leichter ist, Spieler vom HSV zu überzeigen als damals von Kiel ist klar“, so Becker. Allein er lächelt dabei nicht glücklich, sondern weiß dass auch die Ansprüche in Hamburg vor der ersten Zweitligasaison ungleich größer sind als noch vor einem Jahr in Kiel. Zudem können Ekdal, Mavraj, Kostic und Papadopoulos nicht eingeplant werden und sind es auch nicht. Alle vier werden den Verein noch verlassen. Mit und ohne Ablösesumme. Aber im Ergebnis sollen sie die Millionen einbringen/einsparen, die nötig sind, um den Kader des HSV weiter zu verstärken. Und Becker muss den Fall der Fälle vorbereiten. Wirklich fertig seien Kaderplanungen maximal für einen kurzen Moment, ehe die nächsten Schritte gegangen werden müssten.

Und ich würde Stand jetzt alles darauf setzen, dass der HSV sich noch weiter verstärken wird. Vernünftig im Verhältnis von mindestens 2:1, also mindestens zwei Euro Einnahmen bei einem Euro Ausgaben. Übrigens: Auch für diese sparsame Art war der HSV-Vorstand in Kiel bekannt. Auch deshalb hat Becker dem Topverdiener des HSV, Pierre Michel Lasogga, ein Angebot gemacht, das beiden Seiten gefallen könnte. Wie meine Kollegen vom „kicker“ heute berichten, soll Lasogga seitens des HSV eine Vertragsverlängerung vorliegen, zu leicht verringerten Bezügen. Eine gute Idee -  wenn Lasogga sportlich überzeugt.

Im Training ist der Angreifer bislang sehr gut drauf. Körperlich fit scheint sich Lasogga trotz zunächst anderslautender Aussagen aus seinem Umfeld, sich inzwischen sehr wohl mit einem verbleib beim HSV sehr gut anfreunden zu können. Zumal ihm der Trainer vertraut. „Pierre hat nachgewiesene Qualitäten“, so der Trainer, „und wenn er sich voll einbringt, und das ist bislang absolut der Fall, dann wird er sicher eine Verstärkung sein.“

 

Sportlich ist man also soweit im Soll. Und auch im Trainingslager stimmen die Bedingungen. Dass hier WLAN-Verhältnisse wie in den 90ern herrschen war leider nicht vorhersehbar. Auch nicht, dass sich schon am zweiten Tag vier Spieler zu Aaron Hunt gesellen, der bereits mit Adduktoren-Problemen angereist war und noch aussetzt. Gestern prallte Tobias Knost mit Rick van Drongelen zusammen – und musste heute pausieren. „ICH bin da“, lächelte der Niederländer, als ich ihn heute fragte, ob Knosts Knie größeren Schaden in seinem Gesicht verursacht hätte. Hatte es nicht. Heute war der knallharte Innenverteidiger schon wieder voll dabei.

Bei den heutigen Einheiten fehlten neben Hunt und Knost (Oberschenkel) auch Julian Pollersbeck (Gesäßmuskel leicht gezerrt) sowie Josha Vagnoman (Bänderdehnung im Sprunggelenk). Mehr Spieler, als Trainer Christian Titz zu diesem Zeitpunkt erwartet hätte. Und am Nachmittag, wo Titz eine Krafteinheit angesetzt hatte, musste auch noch Bakery Jatta vorzeitig abbrechen. Der Gambier fasste sich kurz vor Ende der  16 Läufe über 400 Meter (immer zwei schnelle Runden, dann zwei regenerative Runden) an die Leiste und brach dann ab, während Douglas Santos mit Problemen am Hüftbeuger schon die Vormittagseinheit abgebrochen hatte. Dennoch, läuft es nach Plan, sollen alle  Angeschlagenen sehr zeitnah wieder ins Training einsteigen.

 

Am Abend indes waren sie alle wieder dabei. Der Fan-Abend stand an. Und nachdem bei den Einheiten im Vergleich zu den letzten Trainingslagern vergleichsweise wenig Zuschauer waren (rund 80), war es Abend dann doch noch voll. Rund 200 HSV-Fans (darunter auch viele Blog-User, die ich an dieser Stelle noch mal explizit grüßen möchte!!) waren gekommen, um die Spieler, Trainer und das Management hautnah zu erleben. Und die nahmen sich die Zeit.

Der HSV seinerseits hatte sich sogar erstmals dazu bereiterklärt, seinen Fans einen auszugeben. „Eine tolle Veranstaltung“, freute sich Trainer Christian Titz, „wir wissen nur zu gut, wie wichtig die Unterstützung war und vor allem noch werden wird. Zu sehen, dass hier einige die ganze Strecke aus Hamburg her machen, dafür sogar extra Urlaub nehmen – Wahnsinn!“ Aber okay, dass der HSV auf Seiten der Fans seit Jahren konstant erstklassig ist, wissen wir mehr als genug.

Ich muss mich jetzt darum bemühen, Tom Mickel ans Mikrofon zu bekommen, ohne ihn dabei den Fans vorzuenthalten. Den Blog werde ich dementsprechend in Kürze um den neuen Tagebucheintrag ergänzen! Gesagt, getan:

 

 

Bis morgen!

Scholle

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