Lars Pegelow

27. Juli 2018

Wenn die alten Recken zurückkehren, dann kommt für ein paar Momente immer wieder die Erinnerung hoch an die Zeiten, als noch alles gut war. Oder zumindest in der Erinnerung gut scheint, denn auch als Mladen Petric noch beim HSV seine Tore schoss, war ja nicht alles umwerfend – dennoch war es die letzte gute Zeit des HSV mit Erfolgen in Bundesliga, DFB-Pokal und UEFA-Cup bzw. Europa League. Jedenfalls war es ein fröhliches Wiedersehen heute im Museum des Volksparkstadions. Mladen Petric war da, genauso wie die alten Europapokalhelden des HSV, Caspar „Cappi“ Memering und Peter „Chita“ Hidien, die mit der Raute in den 70er und frühen 80er Jahren Erfolge feierten. Am nächsten am aktuellen Fußball-Geschehen ist sicher Mladen Petric dran, denn der Kroate hat den HSV erst 2012 verlassen.

 

Petric hat heute einen Silikon-Abdruck seines linken Fußes nehmen lassen, der nun in Bronze gegossen und in den mittlerweile legendären „Walk of Fame“ am Fuß von Uwe Seeler aufgenommen wird. Der HSV hatte die Wahl initiiert, welche Spieler neu aufgenommen werden sollen. Und Petric wurde an erster Stelle genannt – außerdem eben Memering und Hidien sowie Jürgen Groh, Europapokalsieger von 1983, der heute allerdings nicht in Hamburg sein konnte. Von 2008 bis 2012 stürmte Petric für den HSV, und er bezeichnet diese vier Jahre im Rückblick als „die emotionalste und schönste Zeit in meiner Karriere“. Mit Tränen in den Augen verließ Petric damals das Volksparkstadion. „Ich habe mein Herz auf diesem Platz gelassen“, sagt Petric bei der Erinnerung an damals. Was geblieben ist? Stets ein Blick auf den HSV, egal wo er sich gerade aufhält, und ein tätowierter Anker auf seinem linken Oberarm, der ihn immer an die Jahre in Hamburg erinnern soll.

 

Wie schätzt Mladen Petric die Situation des HSV ein? „Die letzte Saison hat natürlich wehgetan“, sagt Petric. „Klar blutet das Herz, wenn man sieht, dass der HSV in der nächsten Woche hier gegen Holstein Kiel in der 2. Liga spielt. Aber ich freue mich auch, dass es nun losgeht. Jetzt kann man sich wieder nach oben orientieren und neue Ziele anpeilen. Ob der HSV aufsteigen muss? Sie sollten wieder aufsteigen. Der HSV gehört in die Bundesliga, keine Frage.“

 

Mladen Petric, der mit seiner Frau und zwei Kindern angereist ist, hat dann auch noch von seinen persönlichen Plänen berichtet. In Kroatien arbeitet er gerade an seinem Trainer-A-Schein. Den B-Schein hat er bereits in der Tasche. Anschließend steht noch der Fußballlehrer auf dem Programm. Aktuell, so betont der Ex-Knipser, ziehe es ihn noch nicht total zurück auf den Rasen. „Jedes Wochenende im Hotel – im Moment möchte ich das noch nicht.“ Aber irgendwann werde der Moment kommen, und dann will er vorbereitet sein. Christian Groß und Slaven Bilic bezeichnet er dabei als die beiden Trainer, die ihn als Spieler am meisten geprägt haben. Und die HSV-Trainer? Petric muss schmunzeln. „Also, ich hatte neun Trainer in vier Jahren...“ Und dann geht er sie innerlich durch: „Bruno Labbadia hat mit taktisch am meisten imponiert, und Martin Jol mit seiner gelassenen Art. Aber jeder Trainer hatte etwas Gutes, ich will niemanden ausschließen.“ Für seine Karriere hat sich Petric Plan B, Sport-Management-Schule im St. Gallen, und Plan C, ein Einstieg bei Spielerberater Volker Struth, auch schon vorbereitet. Für die nächsten drei Jahren hat er überdies beim schweizerischen Fernsehen als TV-Experte für die Champions League unterschrieben.

 

Sehr angeregt hat sich Mladen Petric beim Fußabdruck-Nehmen mit Caspar Memering unterhalten. Der Europameister von 1980 (in dem Jahr gehörte er auch zu den HSV-Torschützen beim legendären 5:1 gegen Real Madrid) fachsimpelte mit Petric über die aktuelle Lage beim HSV. „Wir müssen die Zweite Liga so schnell annehmen, wie es möglich ist. Wir müssen so schnell wie möglich einen Strich ziehen und die alten Zöpfe abschneiden“, so Memering. „Das geht nächste Woche mit dem Top-Spiel gegen Kiel los. Ich wünsche mir, dass sich der Trainer mit der Mannschaft schnell auf die Zweite Liga einstellt. Hier wird der Kampf mehr gefordert sein. Damit muss der HSV zurechtkommen. Genauso muss er mit seiner Favoritenrolle zurechtkommen – die wird immer beim HSV liegen. Das erste Auswärtsspiel in Sandhausen ist gleich die Nagelprobe. Da wird sich zeigen, ob sie vorbereitet sind und sich durchsetzen können. Dann kann es am Ende zum Aufstieg langen.“

 

Der Vollständigkeit halber das Statement von Peter Hidien: „Es ist eine Ehre, hier mit dem Fußabdruck dabei zu sein. Es macht mich schon stolz. Ansonsten habe ich natürlich auch mit dem HSV mitgelitten. Die Saison wird hammerhart – alle anderen haben nur zwei echte Gegner: Köln und den HSV. Die Härte der Zweiten Liga ist anders. Aber Christian Titz hat ja schon gezeigt, dass es spielerisch aufwärts gehen kann. Ich hoffe und wünsche, dass wir als Meister aufsteigen. Der HSV hat so viel schon geschafft – da fehlt in der Titelsammlung eigentlich noch der Zweitliga-Titel.“

 

Sport-Vorstand Ralf Becker ließ es sich nicht nehmen, den drei Ehemaligen Hallo zu sagen. Das Gespräch mit Petric begann er mit einem Glückwunsch zur kroatischen Vize-Weltmeisterschaft in Russland. Anschließend hat Becker dann auch noch Wasserstände zu den Personalien kommentieren dürfen. Was die Suche nach einer Verstärkung für die Abwehr angeht, versucht Becker, den zeitlichen Druck zu nehmen: „Natürlich werden wir die Hinrunde nicht mir nur drei Innenverteidigern bestreiten. Aber ich bin überhaupt nicht nervös.  Wenn es in den kommenden drei oder vier Tagen nicht klappt mit einem Transfer, dann eben bis zum Ende des Transferperiode am 31. August.“ Diese Aussage könnte bedeuten, dass die angedachte Verpflichtung von Ermin Bicakcic aus Hoffenheim sich doch schwieriger gestaltet. „Wir haben die sportlichen Notwendigkeiten noch nicht mit den Finanzen in Einklang bringen können“, so Becker äußerlich gelassen.

 

Gelassen ist Ralf Becker auch, wenn er auf Filip Kostic und Albin Ekdal angesprochen wird. Der eine (Kostic) ist schon im Training, der andere (Ekdal) kommt nach seinem verlängerten WM-Urlaub in der kommenden Woche. Für beide gebe es noch keine Angebote, versichert Becker. Auch nicht für Kostic vom VfL Wolfsburg, dessen Trainer Bruno Labbadia ein Auge auf den serbischen Angreifer geworfen haben soll. „Filip hat sich klar geäußert, dass er in der nächsten Saison in er Ersten Liga spielen will“, sagt Becker dessen ungeachtet. „Doch solange er hier ist, werden wir ihn so behandeln wie jeden anderen Spieler auch.“ Anhängig von seinem Fitness-Zustand könnte Kostic demnach auch für den HSV noch in der Zweiten Liga auflaufen, wenn es nicht zu einer schnellen Lösung kommt.

 

Am Sonnabend um 16 Uhr steigt jetzt die Zweitliga-Generalprobe mit dem Freundschaftsspiel gegen den AS Monaco. Abgesehen davon, dass genau für diese Uhrzeit heftige Gewitter angesagt sind, erwartet sich Ralf Becker eine seriöse letzte Partie vor dem Pflichtspielstart. „Der Trainer wird sicher schon viele Dinge im Hinblick auf den Saisonstart testen“, so Becker. Das heißt: Die Mannschafts-Aufstellung wird der Formation in der kommenden Woche schon sehr nahe kommen. „Ich glaube, wir sind insgesamt gut vorbereitet“, meint Ralf Becker.

 

Nico wird dann hier morgen alles über den Kick gegen den AS Monaco schreiben.

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