Marcus Scholz

23. September 2020

Das Thema Finanzen wird den HSV ganz sicher noch viele Jahre im Griff behalten. Und die Corona-Pandemie hat dieses Thema zusätzlich erschwert. Heute äußerte sich Finanzvorstand Frank Wettstein zu dem Thema: „Im nun abgelaufenen Geschäftsjahr verzeichnen wir im Vergleich zu 2018/19 einen Rückgang um etwa 30 Millionen Euro. Aufgrund der fünf Geisterspiele, weiterer Verschiebungen auf der Erlösseite bis hin zu dem Ausfall von Konzerten in unserem Stadion haben wir das Jahr mit einem Fehlbetrag abgeschlossen. Ohne Corona-Pandemie hätten wir ein ausgeglichenes Jahresergebnis erzielen können.“

Wie hoch das Minus in diesem Geschäftsjahr insgesamt ist, sagte Wettstein dabei noch nicht. Er erklärte stattdessen die Finanz-Strategie des HSV in der aktuell schwierigen Situation. „Wir arbeiten mit einer großen Unsicherheit und haben den internen Planungen unterstellt, dass die Hinrunde komplett ohne Zuschauer zu bewältigen ist. In dieser Phase geht es darum, die Finanzmittel zusammenzuhalten, sämtliche Investitionen zu überprüfen und die Dinge, die ‚nice to have‘ sind, entsprechend zurückzustellen“, erläuterte Wettstein im Magazin „SPONSOR’S“ und versicherte, dass die Einsparungen nicht im Nachwuchsbereich getätigt würden.

Gut zu hören. Denn der HSV braucht nichts mehr als einen starken Nachwuchs. Finanziell wie personell. Wobei zur Nachwuchsentwicklung immer auch dazu gehört, mal einen Schritt rückwärts zu gehen. Zuletzt hatte das bei Spielern wie Aaron Opoku (ging zum Drittligisten Hansa Rostock) sowie bei Jonas David gut funktioniert. Beide Spieler haben einen wichtigen Schritt vorwärts gemacht. Die Frage ist nur: Reicht er, um sich beim HSV durchzusetzen?

HSV sucht nicht nur fürs Tor nach Verstärkung

Die Hoffnung war bei beiden da. Jonas David etablierte sich in der HSV-Innenverteidigung und durfte sich in Testspielen im Trainingslager sogar testweise als Abwehrchef versuchen. Das wiederum schien zu viel für den jungen Abwehrmann, der bei Zweitliga-Aufsteiger Kickers Würzburg zuletzt Spielpraxis sammeln konnte. David war auf einem guten Weg, sich beim HSV durchzusetzen – allerdings schwang über ihm immer das Damoklesschwert Neuzugänge. Zwei Innenverteidiger sollten kommen – und die sind jetzt da.

Dementsprechend haben sich auch die Aussichten auf Spielzeit bei David verschlechtert. Stand jetzt kommt ihm zwar die Spielsperre für Toni Leistner entgegen, dennoch ist er hinter Stephan Ambrosius und dem zweiten Neuzugang Moritz Heyer nur noch Innenverteidiger Nummer drei. Nach Leistners Rückkehr wird er sogar nur noch Innenverteidiger Nummer vier sein. Dazu kommt noch ein Ewerton, der in den Wochen der Sommervorbereitung als einziger Profi kurioserweise an Gewicht zugelegt hat, wie es aussieht. Und wenn Rick van Drongelen wieder fit ist, dann…

 

Na gut, das ist noch eine Weile weg. Aber Fakt ist, dass  David genau überlegen muss, wie es für ihn sportlich weitergeht. Wenn man sich mit David unterhält, hört man nur Gutes. Über die Stimmung im Team, über seine Rolle im selbigen. Und auch über seinen Stand beim Trainer sowie das Trainerteam selbst. David hat das Gefühl, einen weiteren Schritt in seiner Entwicklung zu gehen. Dennoch gibt es keinen Trainer und kein Training auf dieser Welt, das einem Spieler auch ohne Spielzeit hilft. Und dauerhaft in der U21 auszuhelfen wie heute gegen Norderstedt, das ist es auch nicht.

David kann nicht eine Saison lang nur auf der Bank sitzen. Trainer Daniel Thioune möchte den Youngster meinen Infos nach gern halten. David selbst will auch nicht weg. Und trotzdem scheint ein erneutes Leihgeschäft bei entsprechender Spielzeit am sinnvollsten. Das Problem bei einem etwaigen Verbleib beim HSV: Spielzeit kann Trainer Thioune dem Talent David nicht garantieren. David ist im Kader ein „nice-to-have“, um mal im Wettstein-Duktus zu sprechen. Also eigentlich ein Spieler, den der HSV eher abgeben sollte. Auch deshalb sollen in den nächsten Tagen Gespräche geführt werden.

Opoku soll gehen, Narey will reden, David will bleiben

Bei Opoku geht es schon darum, einen Verein zu finden. Drittligist Hansa Rostock würde den dribbelstarken Außenstürmer gern nehmen. Aber die sportliche Leitung um Direktor Michael Mutzel befürchtet, dass sich das Offensivtalent dort sportlich auf dem jetzigen Niveau halten, aber nur bedingt weiterentwickeln kann. Von daher werden eher Zweitligisten oder Klubs im Ausland gesucht, die Opoku etwas mehr abverlangen. Gleiches gilt bei Xavier Amaechi, der trotz immer wieder guter Ansätze im Training nicht über selbige hinauskommt.

Apropos Training: Wieder dabei ist Bakery Jatta. Der Gambier trainierte heute wieder voll mit und hinterließ einen fitten Eindruck. Geht es so weiter, dürfte der Außenstürmer schon am Montag in Paderborn wieder zum Kader gehören. Zumal die Auswahl auf den Außenbahnen nur noch bedingt groß ist. Ohne Amaechi und Opoku blieben tatsächlich nur noch Jatta und Khaled Narey, wobei der offenbar selbst überlegt, den Verein zu verlassen. Zumindest will er nach den Infos meiner Kollegen von der BILD das Gespräch mit der sportlichen Leitung suchen.

Zuletzt hatte Thioune schon mit Wintzheimer als verkappten Rechtsaußen agiert – und damit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Denn zum einen hatte er die verwaiste Position besetzt, zum anderen konnte er Wintzheimer für seine starken Vorbereitungsleistungen so belohnen. Ausreichend für eine ganze Saison ist das aber nicht. Auch deshalb sucht der HSV für die Außenbahn noch einen Spieler. Es beginnt sozusagen gerade das Feintuning, mit dem ja gern auch in Richtung des Trainers Wortspiele gemacht werden. Sicher ist: Es wird sich auf jeden Fall noch etwas im Kader tun. Ich behaupte sogar, es wird sich noch etwas tun müssen. Und zwar in beide Richtungen, da bin ich mir sicher.

 

Und wo wir schon bei den jungen Spielern sind, noch eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Die geschürte Befürchtung, Stephan Ambrosius würde den HSV verlassen und beispielsweise bei Real Madrid, Liverpool oder „nur“ Bayern München unterschreiben. Hierfür gibt es weder die Angebote noch das Bestreben des HSV. Und dann noch die schlechte Nachricht:  oder aus dem Nachmittagstraining: Im Nachmittagstraining knickte Josha Vagnoman beim Abblocken eines Schusses so unglücklich um, dass er dick bandagiert abtransportiert werden musste. Wie schlimm die Verletzung ist, soll morgen festgestellt werden.

Ich drücke jedenfalls von hieraus die Daumen und freue mich auf morgen, wo ich mich wie gewohnt um 7.390 Uhr mit dem MorningCall bei Euch melde. Anbei noch der kurze Hinweis auf den neuen Community-Talk, den ich Euch etwas weiter oben reingestellt habe.

Bis morgen!

Scholle

 

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