Marcus Scholz

30. Dezember 2017

Es geht los. Und dann auch noch absolut in die richtige Richtung. Der HSV hat zum 1. Februar einen neuen Chefscout und Kaderplaner verpflichtet: Der 35 Jahre alte Johannes Spors wechselt von RB Leipzig zum HSV und übernimmt die Position des Chefscouts und des Kaderplaners. Spors unterschrieb beim HSV heute einen Vertrag bis zum 30. Juni 2021. Eine interessante Veränderung in Hamburg, die bei seinem Noch-Arbeitgeber in Leipzig für einigen Wirbel sorgte, da Spors dort noch 3,5 Jahre Vertrag hatte. Letztlich aber konnte sich der ehemalige Hoffenheim- und eben auch RBL-Chefscout mit Ralf Rangnick auf eine Auflösung seines Vertrages zum 1. Februar hin einigen und ich hatte das Glück, den dreifachen Familienvater heute kurz sprechen zu können. Das erste Interview mit Johannes Spors als HSV-Zugang:

 

Rautenperle: Herr Spors, die erste Frage wird Ihnen sicher in den nächsten Wochen noch sehr häufig gestellt werden und wurde Ihnen von den Verantwortlichen bei RB Leipzig sicher auch schon mehrfach gestellt: Wie kommt man auf die Idee, von einem Champions-League-Teilnehmer mit gefühlt unendlichen finanziellen Möglichkeiten und tollen Struktur im Nachwuchs darauf, zum HSV zu wechseln?

Johannes Spors: Die Frage verstehe ich. Ich bin ein inhaltlich sehr klar strukturierter Mensch und mich reizt die Aufgabe beim HSV sehr. Ich hatte sehr viele intensive und gute Gespräche mit Jens Todt, die mich davon überzeugt haben, dass in Hamburg sehr viel möglich ist. Die Stadt, das Umfeld und der Klub bieten ein Paket, das viel Bewegungsmöglichkeit bietet. Und es reizt mich sehr, wie zuvor schon in Hoffenheim und Leipzig auch hier etwas nachhaltiges aufzubauen. Wenn auch mit einem sicherlich etwas anderem Budget.

 

Rautenperle: In Hoffenheim haben Sie den gesamten Weg vom Videoanalyst über die Position des Chefanalytikers zum Chefscout hin beschritten. Dabei haben Sie auch mit Bernhard Peters und Markus Gisdol zusammengearbeitet.

Spors: Das stimmt. Und ich bin mir sicher, dass es hilft, wenn man sich kennt und vor allem die Zusammenarbeit inhaltlich schätzt. Es gab in diesem Fall vorher keinen Kontakt zu Herrn Peters oder Herrn Gisdol. Aber ich freue mich darauf, mit beiden wieder zusammenzuarbeiten.

 

Rautenperle: Apropos, in Leipzig haben Sie einen Scoutingapparat aufgebaut, der viele Personen umfasste. Was schwebt Ihnen in Hamburg vor bzw., was ist hier überhaupt möglich?

Spors: Mir geht es vor allem darum, dass wir in Hamburg ein modernes Scouting auf-, beziehungsweise in einigen Bereichen auch ausbauen. Das heißt, wir müssen technisch auf dem neusten Stand sein und die Positionen im Analysebereich sowie im Live-Scouting optimal aufstellen. Dafür werde ich mir in den nächsten Wochen einen umfassenden Überblick verschaffen können.

 

Rautenperle: So ein Überblick in Sachen Scoutingabteilung ist beim HSV wahrscheinlich erschreckend schnell gemacht...

Spors: Selbst wenn, dann umso besser! Ein Ziel für uns muss auch sein, qualitativ maximiert sehr schnell zu sein.

 

Rautenperle: Heribert Bruchhagen gilt nicht unbedingt als großer Verfechter großer Scoutingabteilungen. Er sagte vor nicht allzu langer Zeit, es reichten vertrauensvolle Kontakte zu ein paar guten Spielerberatern, die dem Klub Spieler empfehlen. Erst dann setze das Scouting ein. Hat Herr Bruchhagen diese Haltung auch Ihnen gegenüber wiederholt?

Spors: Ich will nicht auf die Gespräche im Einzelnen eingehen. Aber ich hatte inhaltlich sehr gute Gespräche. Und ich habe den Eindruck, dass Herr Bruchhagen die Notwendigkeit einer sehr gut funktionierenden Scoutingabteilung sehr wohl als wichtig erachtet.

 

Rautenperle: Gerade in Sachen Nachwuchs und Scouting tut sich der HSV seit einem guten Jahrzehnt extrem schwer. Aktuell ist man immer im Zwiespalt zwischen dem kurzfristigen Erfolg und einer langfristigen Planung. Wie bekommt man diese auseinanderklaffende Schere geschlossen?

Spors: In dem man sich beides mit zum Ziel setzt und die Wege dahin definiert. Meine Aufgabe ist, den Roten Faden nicht nur vorzugeben, sondern auch penibel darauf zu achten, dass dieser immer beibehalten wird, da man immer Gefahr läuft, sich in der Kurzfristigkeit zu verlieren. Zumal dann, wenn man sportlich in schwierigen Phasen steckt. Aber ich weiß, dass es möglich ist. Auch in Hamburg.

 

Rautenperle: Bringen Sie Ihre Entourage aus Leipzig mit nach Hamburg?

Spors: Nein, ich komme allein und werde mir wie gesagt erst einmal einen kompletten Überblick verschaffen. Danach werden wir uns hinsetzen und sehen, ob wir noch Bedarf haben und wo wir Abläufe optimieren können.

 

Rautenperle: Als RB-Sportchef Ralf Rangnick sie in Hoffenheim abwarb, sagte er, dass er immer den Anspruch habe, das Beste nach Leipzig zu holen. Warum lässt er Sie nach den erfolgreichen letzten beiden Jahren jetzt so einfach ziehen?

Spors: Dem ist mitnichten so. Kurz vor Weihnachten haben wir sehr viele Gespräche geführt, in denen man mir klar machte, dass man nicht auf mich verzichten wolle. Aber wie ich eingangs schon sagte, bin ich sehr klar in meinen Entscheidungen und wusste, dass ich den Schritt zum HSV unbedingt machen will. Und das hat man in Leipzig respektiert, wofür ich sehr dankbar bin.

 

Rautenperle: Wann starten Sie effektiv?

Spors: Am 1. Februar geht es los. Vorher werde ich noch viele administrative und organisatorische Dinge klären müssen, die so ein Umzug ja für die Familie immer mit sich bringt.

 

Rautenperle: Haben Sie ein klares Ziel oder einen Wunsch, was Sie beim HSV schaffen wollen?

Spors: Das Ziel ist in jedem Klub dasselbe: sich zu verbessern. Persönlich und im Ganzen. Dafür wünsche ich mir beim HSV eine schlagkräftige Truppe in der Scoutingabteilung.

 

Zusammenfassend kann ich sagen, dass Johannes Spors tatsächlich genau den aufgeräumten Eindruck macht, den er sich selbst attestiert. Was das letztlich über seine Arbeit auszusagen vermag, kann ich nicht sagen. Allerdings kann ich sagen, dass Spors nicht zu tief stapelt, wenn er sagt, dass man ihn in Leipzig behalten wollte. Und schon das allein lässt mich hoffen, dass der HSV hier einen richtig guten Mann bekommt. Zumal das, was in Leipzig gerade in Sachen Nachwuchskonzept und Scouting umgesetzt wurde und wird, ligaweit als vorbildlich eingestuft wird. Mit Spors hat sich der HSV allemal einen Chefscout eingefangen, der weiß, wie man Erfolge herstellt. Unter finanziell anderen Voraussetzungen zwar. Aber wer weiß, vielleicht überzeigt Spors ja am Ende auch noch HSV-Mäzen KLaus Michael Kühne derart, dass dieser ihm hier in Hamburg ähnliche Voraussetzungen schafft.

Es wäre zu schön, um wahr zu sein...

Dass es derzeit gerade etwas unruhig zu werden bei RB Leipzig und Spors nicht der einzige leitende Mitarbeiter sein soll,  der sich mit neuen Aufgabenfeldern beschäftigt - dem HSV kann und sollte es scheißegal sein. Und das scheint auch so gesehen zu werden. Jens Todt: „Ich habe nach Leipzig einen sehr guten Draht“, sagte mir der Sportchef heute, „und ich weiß um die Qualität, die Johannes mitbringt und um die Wertschätzung, die er dort erfährt. Umso glücklicher bin ich, dass er sich für einen Wechsel zu uns entschieden hat. Er ist extrem gut vernetzt, genießt einen herausragenden Ruf und hat mir in den Gesprächen deutlich gemacht, dass er der abslout richtige Mann für uns ist. Ich bin sehr froh, dass es parallel dazu noch Gemeinsamkeiten gibt, die dafür sprechen, dass Johannes seine Arbeit bei uns sehr schnell und ohne große Anpassungsprozesse voll aufnehmen kann.“

Na dann, Herzlich Willkommen Herr Spors! Und vor allem: gutes Gelingen!

Scholle

P.S.: Der als möglicher Zugang heute von der "L'equipe" gehandelte südkoreanische Außenstürmer Chang Hoon Kwon von FCO Dijon spielt in den HSV-Planungen keine Rolle.

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