Marcus Scholz

12. November 2019

Im Laufe dieser Woche wird die Bilanz veröffentlicht. Und damit ist nicht das sportliche Abschneiden, sondern nackte Zahlen gemeint. Die Finanzen werden Thema sein, oder besser gesagt: Sie sind es schon. Vorstandsboss Bernd Hoffmann hat im Hamburger Abendblatt den Anfang gemacht und die Zahlen vorab gelobt. „Der Veranstalter lobt die eigene Veranstaltung“ hätte meine Mutter jetzt gesagt - und sie hätte zunächst einmal Recht. Denn Hoffmann kann ja schon aus seiner Position als AG-Verantwortlicher nicht das eigene Ergebnis zerpflücken. Und entscheidend ist, dass man immer die Legende kennt, also, dass man die Relation vor Augen hat.

„Deutlich weniger Minus“ zu machen bedeutet zunächst einmal, dass man noch immer Miese macht. Und das ist nicht gut - auch wenn es dem Vernehmen nach deutlich schlimmer hätte kommen können. Ein einstelliger Millionenfehlbetrag anstelle der erwarteten knapp 20 Millionen Euro Minus werden erwartet. Und in den nächsten Tagen werden wir ganz sicher neben Bernd Hoffmann auch von den Herren Aufsichtsräten rund um den AR-Vorsitzenden Max Arnold Köttgen zu hören bekommen, dass dies ein gutes Ergebnis ist - womit wir wieder bei dem Sprichwort meiner Mutter wären. Aber bevor ich mir hier endgültig ein Urteil erlaube, warte ich erst einmal die finalen Zahlen ab.

Der HSV plant und denkt endlich realistisch 

Was mir allerdings schon sehr gut an den Ausführungen Hoffmanns gefallen hat, ist, dass man endlich kleiner denkt. Der HSV wolle unabhängig von Investoren funktionieren, sagt Hoffmann.  das sei das große Ziel. Angesichts der nahezu komplett verkauften maximal 24,9 Prozente an der AG ist auch kaum noch etwas da, was man an Investoren verkaufen könnte. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass der HSV aus einer Not heraus auf den richtigen Weg gelenkt würde. Und sollte das funktionieren, wäre dieser HSV tatsächlich einen großen Schritt vorangekommen. Kämen dann noch die ebenfalls eingeforderten „schlauen Transfers“ dazu - der HSV machte tatsächlich alles, was er machen kann, um sich sportlich gegen das finanzielle Minus zur wehren.  Für die kommende Saison erwartet Hoffmann sogar eine schwarze Null. Und in egal welcher Relation ich das betrachte: DAS wäre gut. Vor allem im Vergleich zu den letzten Jahren.

Grundsätzlich wollte ich die Länderspielpause dafür nutzen, ein erstes Zwischenfazit zu ziehen. Angefangen mit dem Führungsteam. Aber angesichts der zu erwartenden Zahlen zum Wochenende hin werde ich dem Ganzen jetzt nicht vorgreifen, sondern ab morgen mit dem sportlichen Bereich beginnen. „Wenn der HSV gegen Dresden verliert, beginnt hier gleich wieder eine Trainerdiskussion“, habe ich heute gelesen - und zwar sinngemäß nicht nur einmal. Und das hat mich ehrlich gesagt nahezu fassungslos dastehen lassen.  Denn eines ist mal ganz sicher: Ich werde immer wieder über einzelne Entscheidungen des Trainers diskutieren - nicht aber über den Trainer und sein Team an sich. Nicht einmal, wenn der HSV nach Dresden auch in Osnabrück verlöre. Versprochen.

Einige Fans erwarten Trainerdiskussion - wir definitiv nicht

Denn trotz der ausbaufähigen Auswärtsbilanz sehe ich diesen HSV sportlich da, wo man ihn für den Moment erhofft hatte. Vielleicht tabellarisch das erste Mal nicht mehr ganz oben - aber in der Gesamtentwicklung eben auf dem richtige Weg. Trainer, Vorstand und Spieler ergeben ein stimmiges Team. Eines, das aktuell gerade ein paar Probleme hat, die eigene Topform abzurufen. Aber ein Team, das in allen Bereichen gezeigt hat, dass es eben doch das beste Team sein kann. Und das sollte man auch jetzt nicht vergessen. Im Gegenteil:  Gerade jetzt zeigt, wo erste Probleme auch durch schwer zu ersetzende Ausfälle auftreten, zeigt sich für mich, wie stark dieser HSV in Gänze ist.

 

 

Und da bin ich nach Betrachtung aller bisherigen Vorkommnisse tatsächlich optimistisch, denn der Umgang zwischen Trainer- und Vorstandsteam, sowie Trainer und Mannschaft stimmt. Wie gestern schon geschrieben: Man hat endlich einen realistischeren Umgang mit der eigenen Situation gefunden. Niemand schwadroniert hier noch vom einst so großen, stahlkräftigen HSV früherer Zeiten. Der HSV ist in dem Hier und Jetzt angekommen - und kann dadurch endlich wieder (wenn auch kleine) nachhaltige Schritte nach vorn machen auf dem sehr langen Weg zurück.

Hecking verletzt zu Untersuchungen ins Krankenhaus

Und für diesen Weg hat man sich gut aufgestellt. Mit Sportchef Michael Mutzel und Sportvorstand Jonas Boldt hat man zwei junge, ehrgeizige Strategen installiert, die von einem Marketingfachmann wie Bernd Hoffmann und einem sehr erfahrenen Trainerteam mit Dieter Hecking und  Dirk Bremser ergänzt werden. Apropos Hecking: Der Trainer leidet bereits seit einigen Wochen an Knieproblemen. Immer wieder humpelte er auf dem Trainingsplatz - und ließ sich heute noch einmal untersuchen. Morgen um 10 Uhr soll der Coach dann wieder auf dem Platz stehen - eine Operation ist (zumindest noch) nicht angedacht. Ebenfalls noch nicht angedacht ist eine Rückkehr von Martin Harnik und Aaron Hunt ins Mannschaftstraining. Und das, obwohl die beiden verletzten Routiniers heute zwar separat trainierten, dabei aber schon ein gesteigertes Pensum absolvierten. Auch mit Ball.

In diesem Sinne, bis morgen! Da werde ich dann mit dem ersten Zwischenzeugnis der Mannschaft beginnen. Torhüter und Viererkette stehen dabei auf dem Zettel - und ich bin gespannt wie Ihr die HSV-Defensive beurteilt. Wer Lust hat, kann ja in den Kommentaren mal sein Zeugnis aufschreiben. Euch allen bis dahin erst einmal einen richtig schönen Abend und bis morgen. Da melde ich mich dann um 7.30 Uhr mit dem MorningCall ebenso bei Euch wie später vom 10-Uhr-Training. Das ist übrigens wieder öffentlich, ehe am Donnerstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert wird. Bis dahin!

Scholle

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