Marcus Scholz

24. Juni 2018

Was für ein Finish. „Kroosartig“ war heute eines der meistgenutzten Adjektive. Und das gilt vor allem für die Tatsache, dass die WM tatsächlich angefangen hat. Für mich gestern, wo es ob des Jubeltaumels dann noch recht spät wurde. Trotzdem dominierte heute schon wieder der HSV. Um zehn Uhr stand das letzte Training in Hamburg an, ehe die Mannschaft im Anschluss daran mit dem Mannschaftsbus gen Glücksburg reiste. Dort logieren Cristian Titz und Co. im Strandhotel (s. Foto). Herrlicher Blick auf die Ostsee, den Strand direkt vor der Haustür, „aber mir ging es vielmehr um die Tatsache, dass wir als Mannschaft eng zusammenkommen“, so Titz, der in Glücksburg auf dem Kasernengelände wie in den ersten beiden Einheiten im Volkspark vor allem Taktik und Laufwege trainieren will. Auch neben dem Platz. In Gruppen soll die Mannschaft dann die neue Taktik erarbeiten. „Natürlich geben wir vor, was wir sehen wollen“, sagt Titz, „aber gerade bei solchen Sitzungen kommen auch von den Spielern immer wieder Ideen, die es lohnen, sie mit einzubauen.“

Wieder einmal eine Idee hatte Vasilije Janjicic, der gestern wie heute auf dem Platz fehlte. „Er ist laufen“, so die kurze Antwort von Sportvorstand Ralf Becker, der damit die ganze Antwort umging. Denn die lautet, dass Janjicic erneut mit Übergewicht aus der Spielpause gekommen ist. Jeder hätte sein eigenes Programm mitbekommen, das er abarbeiten sollte. Und entweder der Schweizer hat geschwänzt, oder, was sehr viel wahrscheinlicher ist, er ernährt sich falsch. Zumindest war das der Vorwurf, dem sich Janjicic auch unter Titz’ Vorgängern immer wieder ausgesetzt sah. Kurzum: Einfach unprofessionell. Und es könnte langsam ziemlich eng werden für Janjicic, der neben körperlichen Problemen zuletzt auch mit dem Gesetz in Konflikt geraten war, als er ohne gültigen Führerschein und zudem alkoholisiert einen Unfall produzierte.

Hoch professionell sind dagegen die technischen Maßnahmen des HSV, der heute das erste Mal auf dem Platz schon die Videoanalyse machte. „Etwas trainieren und gleich zu sehen bekommen, was richtig und was falsch war, manifestiert die Lösung deutlich besser. Daher haben wir gesagt, dass wir alle unsere vorhandenen Qualitäten, und dazu zähle ich derlei Trainingsmaßnahmen, mit auf den Platz bringen wollen“, freut sich Titz, der den Testspieler Andreas Ivan aus Mannheim mit ins Trainingslager nimmt. „Er hat einen ordentlichen Eindruck gemacht. Jetzt hat er eine Woche lang Zeit, sich zu präsentieren“, sagt Becker, und ergänzt: „Aus der vierten in die zweite Liga ist schon ein großer Sprung.“ Deshalb soll Ivan mehrere Tage vorspielen, um ihn abschließend beurteilen zu können.

Hoffnung hegt der Sportvorstand, dass es in den nächsten Tagen erste Verkäufe geben kann. Für Bobby Wood beispielsweise soll Interesse aus Hannover vorliegen. „Ja, es wird einiges passieren in den nächsten Tagen“, so Becker, der weiter abwartet, wie viel Geld der HSV einnimmt, bevor er weitere Neuverpflichtungen präsentieren kann. Dass noch Spieler kommen sollen ist klar. Insbesondere auf den offensiven Außenbahnen soll nachgebessert werden, zumal hier mit dem Abgang des Linksaußen Filip Kostic zu rechnen ist, der sich mit den Serben bei der WM ins Rampenlicht spielen will.  

Am Ende dieser Woche, die auch mich gleich nach Glücksburg verschlägt, steht dann der erste Test an. Ein nicht allzu ernst zu nehmender allerdings. Denn im Eiderstadion treffen Lewis Holtby und Co. am Freitag um 18.30 Uhr auf den Landesligisten (6. Liga) Büdelsdorfer TSV. Bis dahin stehen zwei öffentliche Einheiten am Dienstag und am Donnerstagnachmittag (Zeiten liefere ich nach, sobald sie festgesetzt wurden). Morgen soll es zwei Einheiten geben und am Mittwoch wohl einen freien Nachmittag mit einer Teambuilding-Maßnahme, wie Titz ankündigte.

So, und ich mache mich jetzt mal auf den Weg an die Ostsee und melde mich morgen wieder bei Euch. Zum Frühstück via Facebook und am Abend wie gewohnt hier im Blog. Aber bevor ich losfahren, noch ein Wort zu der Deutschen Nationalelf. Die hat gestern gezeigt, dass sie sehr wohl Leidenschaft besitzt und diese auch auf den Platz kriegt, wenn es darauf ankommt. Vor allem aber gab es nach dem Spiel einige sehr interessante Aussagen. Auch vom Siegtorschützen Toni Kroos, der die Vermutung in den Raum stellte, dass sich in Deutschland wohl sehr viele über ein frühes Ausscheiden gefreut hätte. Eine bittere Aussage, die demonstriert, was die Spieler in Russland empfinden bzw. wie sie die Berichterstattung der letzten Wochen empfanden.

Und noch bitterer ist, dass  Kroos wahrscheinlich Recht damit hat. Nicht bei den Fans, die wieder zu Tausenden zusammen mitgefiebert und wie ich gefeiert haben. Aber eben bei vielen meiner Kollegen die aus einem schwachen Auftritt gegen Mexiko eine nationale Krise hochstilisierten, die es so sicher nicht gibt. Im Gegenteil: Ich glaube tatsächlich, dass dieses Spiel gegen Mexiko am Ende eine sehr hilfreiche Lektion war. Für das Turnier und die Zeit danach. Ebenso wie der gestrige Auftritt hat auch der Schweden-Sieg Löw noch einmal demonstriert, dass es in der DFB-Elf an der Zeit ist, personell einiges umzustellen und neue Reize zu setzen.

 

In diesem Sinne, bis morgen!

Scholle  

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