Marcus Scholz

21. September 2019

Im Abschlusstraining des HSV ist derzeit selten zu erkennen, wie genau Trainer Dieter Hecking seine Startelf für das bevorstehende Spiel plant. Und das war auch heute bei strahlendem Sonnenschein so, das allerdings vom Cotrainer Dirk Bremser zusammen mit Tobi Schweinsteiger geleitet wurde. Hecking selbst konnte aus familiären Gründen heute nicht dabei sein. Morgen zum Spiel soll der Cheftrainer dann aber wieder da sein. Wobei auch mit ihm auf dem Platz hätte der Zuschauer heute am Rand nicht viel sehen können. Mal abgesehen von der Tatsache, dass der Kader identisch mit dem aus dem Stadtderby sein würde und dass Xavier Amaechi einen sehr guten Eindruck hinterließ, während Martin Harnik seine Abschlussqualitäten unter Beweis stellte. Wir haben uns deswegen auch mal mit dem kommenden Gegner beschäftigt und für Euch die wichtigsten Vergleiche bzw. Merkmale des morgigen Spiels herausgehoben:

 

Die Ausgangslage

Aue: „Wenn man die wirtschaftlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen oder die individuelle Qualität des HSV sieht, ist das Äpfel mit Birnen verglichen“, sagte Dirk Schuster, Trainer von Erzgebirge Aue vor dem Spiel in Hamburg beim HSV über das Duell beider Mannschaften. Im Anschluss fügte er vielsagend hinzu: „Auf der anderen Seite schlägt Mentalität Qualität - da sehe ich unsere Mannschaft im Vorteil.“ Sechs Spiele, elf Punkte, Platz fünf in der Tabelle - der hervorragende Saisonstart von Aue hat die Brust bei Spielern und Verantwortlichen anschwellen lassen. Mit einem Erfolg in der Hansestadt könnte der vermeintliche Außenseiter sogar am HSV in der Tabelle vorbeiziehen und auf einen Aufstiegsplatz klettern.

HSV: Trainer Dieter Hecking hat die Nachwirkungen der Derby-Niederlage nicht klein - aber eben auch nicht größergeredet als nötig. Zudem hat er personelle Veränderungen angedeutet. Eine dürfte sein, dass Aaron Hunt wieder ins Mittelfeldzentrum rückt. „Aue sucht den spielerischen Ansatz. Die spielen nicht mehr lange Dinger und auf gut Glück“, hatte Hecking vor der Qualität der Auer gewarnt und ebenso wie Schuster die starke Mentalität des FC erwähnt.Hecking: "Die werden wir nicht mal eben aus den Stadion schießen.“ Beim HSV ist man sich allerdings seinerseits sicher, dass die gute Reaktion, die gegen den FC St. Pauli nach 30 Minuten zu sehen war, fortgesetzt und die Niederlage so wieder gutgemacht werden kann.

Das größte Problem

Aue: Die Nachricht von der Entlassung Daniel Meyers nach drei Spieltagen war ein Hammer im Erzgebirge. Nach einem „vertraulichen und persönlichen“ Gespräch zwischen Trainerteam und Vorstand, wie es laut des sächsischen Klubs hieß, sei die Entscheidung gefallen. Die größte Überraschung: Meyer war mit Aue stark in die neue Saison gestartet, gewann er doch die ersten beiden Ligapartien mit seiner Mannschaft. Gemutmaßt wurde im Anschluss an die Beurlaubung, dass interne Streitigkeiten mit Vereinspräsident Helge Leonhardt zum vorzeitigen Aus geführt haben könnten. Auch wenn sich diese Turbulenzen offenbar nicht auf die Leistung der Mannschaft ausgewirkt haben, hinterlässt diese Trennung noch immer Spuren und große Fragezeichen in Sachsen.

HSV: Die Rechtsverteidigerposition ist weiter vakant, nachdem Vagnoman diese Rolle gegen den FC St. Pauli nur bedingt auszufüllen wusste. Dennoch hatte Hecking angedeutet, erneut Vagnoman eine Chance geben zu wollen. Zudem sind die Topspieler beim HSV in der Offensive in ihrer Form noch zu schwankend - oder wie im Fall Hunt zu oft verletzt. Eine eingespielte Kreativzentrale indes könnte Gold wert sein, zumal die meisten Gegner gegen den HSV tief stehen und massiert verteidigen werden. Hier werden Ideen gebraucht. Sonny Kittel hat dafür zwar die individuelle fußballerische Qualität, Spiele zu entscheiden, er ist aber kein Leadertyp. Das wiederum kann Kinsombi - dem aber fehlen noch ein paar Prozente, um sowohl fußballerisch als auch führungstechnisch wieder voll belastbar zu sein. Hunt indes ist gesund zurück und wird diese Rolle aller Voraussicht nach einnehmen - so umstritten er auch bei den Anhängern sein mag.

Der Lichtblick

Aue: Die mannschaftliche Geschlossenheit. Der FC Erzgebirge Aue hat sich bislang in dieser Saison in jeder Partie als eingeschworene Einheit auf dem Platz präsentiert. Vor allem seit der Übernahme von Dirk Schuster ist noch einmal mehr taktische Geschlossenheit hinzugekommen. Aue spielt mit einer klaren Struktur. Als Einzelspieler stechen sicherlich Jan Hochscheidt als Linksaußen und Urgestein Martin Männel im Tor heraus, der als wichtige Persönlichkeit sowohl auf dem Feld als auch daneben gilt.

HSV: Der HSV wirkte zuletzt ebenfalls stabil und fängt sich auch nach noch so schwachen Phasen in den Spielen immer wieder. Daher dürfte auch die  bittere Derbypleite keine zu große Verunsicherung verursachen. Mit Timo Letschert und Christoph Moritz sind die ersten länger Verletzten schon wieder im Training, Ewerton soll in den nächsten Tagen folgen. Letschert ist vom Typ her ein noch etwas wilderer, aggressiverer Innenverteidiger als van Drongelen, während Ewerton eine fußballerische Qualität und eine Ruhe mitbringt, die der HSV bislang hinten nicht zur Verfügung hatte. Defensiv wird der HSV somit in den nächsten Wochen qualitativ noch mal dazugewinnen.

 

Das spannendste Duell

Kittel (oder auch Hunt) gegen Hochscheidt. Kittel und Hochscheidt sind  sind sehr emotionaler Natur und bislang die spielentscheidenden  Akteure ihrer jeweiligen Mannschaften. In sechs Spielen ist Kittel schon an fünf Treffern des HSV beteiligt, vier Treffer hat er selbst erzielt, dazu noch im Pokal per Freistoß getroffen. Auch der 31-jährige Hochscheidt war bislang zweimal in dieser Saison erfolgreich. Sollte Kittel - wie erwartet - gegen Aue wieder auf der linken Außenbahn spielen, dann wird dieses Duell der beiden Linksaußen wahrscheinlich das spannendste.

 

Taktik

HSV: Heuer Fernandes - Vagnoman, Jung, van Drongelen, Leibold - Fein - Jatta, Hunt, Kinsombi, Kittel - Hinterseer

Aue: Männel - Mihojevic, Kalig, Gonther, Fandrich - Riese, Baumgart - Nazarov, Rizzuto, Hochscheidt - Testroet

Der Kader gegen Aue

 

Ausblick

Gegen den HSV hat Aue - wie oben bereits erwähnt - die große Chance, auf einen Aufstiegsplatz vorzurücken und den bislang sehr erfolgreichen Saisonstart weiter zu vergolden. In der vergangenen Saison erkämpften sich die „Veilchen“ im Volkspark ein verdientes und beachtliches 1:1-Unentschieden. Sie wollen sich mit Moral und Einsatz gegen die höhere Qualität der Rothosen durchsetzen - und der HSV wird das verhindern wollen. Mit Aue zuhause sowie danach in Regensburg und hier gegen Fürth sollte sich der HSV - bei allem Respekt vor den Gegnern - schadlos halten, um zusammen mit dem immer besser in Fahrt kommenden VfB Stuttgart sowie den überraschend stabilen Bielefeldern die Liga weiter anzuführen und den Abstand auf die großen Konkurrenten 1, FC Nürnberg sowie die ebenfalls besser werdenden Hannoveraner zu halten.

Spieltipp:

Christian Hoch: 3:0

Scholle: 2:0

 

Ein großer Dank geht hier auch noch einmal an Christian für die Mitarbeit - aber vor allem gratuliere ich ihm auch auf diesem Wege noch einmal ganz herzlich zum Geburtstag, den er heute mit seiner Familie und Freunden feiert! Lass' es Dir gut gehen, Christian, genieße Deinen Tag - und vor allem: bleib gesund!

Und damit verabschiede ich mich für heute und melde mich morgen wieder bei Euch. Zunächst via Facebook 30 Minuten vor Spielbeginn mit den letzten Infos zum Spiel. Und dann natürlich auch wieder nach der Partie mit dem Blog zum Spiel sowie dem Blitzfazit. Bis dahin!

Scholle

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