Marcus Scholz

14. November 2020

Das Millionenminus des HSV hat keinen großen Nachhall. man gewöhnt sich eben schnell beim HSV. Und diesmal sind es vielmehr die erwarteten Folgen der Corona-Pandemie. Selbst die Tatsache, dass Finanzvorstand Frank Wettstein für das nächste Geschäftsjahr bereits ein weiteren Minus – dann das 11. Negativergebnis in Folge !!! – ausruft wird angesichts der Corona-Pandemie und dem neuerlichen Lockdown schnell verstanden und akzeptiert. Ist ja auch logisch: Keine Zuschauer im Stadion, allein das kostete den HSV 1,5 Millionen Euro pro Heimspiel. Und das soll es den HSV auch jetzt kosten – was mich dann allerdings doch zu der Frage kommen lässt: Wieso hat man diesen Fall nicht budgetiert?

 

Dass Corona die Welt in Atem halten wird, war schon während des ersten Lockdowns klar. Von daher wäre es mehr als fahrlässig, sollte der HSV tatsächlich zur neuen Saison mit normalen Zuschauereinnahmen kalkuliert haben. Vielmehr musste der HSV davon ausgehen, dass diese Einnahmen weiter wegfallen. Von daher kann das nächste  Millionen-Minus nicht wie das aktuelle allein verantwortlich gemacht werden. Offen ist nur, welche außerordentliche Einnahme den HSV in der kommenden Saison über Wasser halten soll. Denn dass solche gebraucht werden – und teilweise über Fan-Anleihen, Kühne-Darlehen und jetzt ja auch mit dem Grundstücksverkauf an die Stadt gefunden wurden – ist klar.

Anteilsverkäufe und/oder veränderte Rechtsform?

Auch deshalb forciert die Corona-Pandemie nicht nur die finanziellen Schiefstände etlicher Profiklubs, es forciert auch beim HSV eine Diskussion, die intern schon lange geführt wird. Bislang hatte sich noch niemand wirklich getraut, sie öffentlich zu machen. Es will schlichtweg niemand derjenige sein, der als erster mit weiteren Anteilsverkäufen in Verbindung gebracht wird. Deshalb deuten alle nur an, dass es zwar so kommen könnte, dass man es aber nicht will.  Unser User oder unsere Userin „Fan17“ hat mich mit dem Ausschnitt aus dem heutigen Abendblatt-Artikel noch einmal darauf gestoßen. Denn dort steht:

... Dabei spielt auch die Frage nach der Rechtsform eine entscheidende Rolle. Im Hintergrund wird bereits seit eineinhalb Jahren darüber diskutiert, ob der Club die AG künftig in eine KGaA umwandeln soll. Dieses Modell, das unter anderem bei Borussia Dortmund, Werder Bremen, dem 1. FC Köln und Hertha BSC die Grundlage der Profiabteilung bildet, hat den Vorteil, dass ein Club theoretisch 100 Prozent seiner Anteile an Investoren verkaufen kann, der Mutterverein aber weiterhin ganz im Rahmen der 50+1-Regel die Mehrheit behält ...

Warum der HSV diesen Weg intern weiter anschiebt, ist klar: Man braucht Geld. Vor allem übrigens, wenn man aufsteigt. Denn die Rechnung „Aufstieg = mehr Geld“ gilt in alle Richtungen. Man kassiert mehr TV-Gelder und höhere Sponsorenprämien, aber man muss auch Personal nachlegen und das wird teurer, je höher man spielen will. Logisch. Klar ist auch, dass diese strategische Umfirmierung schon seit fast zwei Jahren fester Bestandteil aller Strategie-Besprechungen der Vorstände und Aufsichtsräte war. Unter Bernd Hoffmann als Vorstandsvorsitzender wurde das Thema zusammen mit dem damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Max-Arnold Köttgen und dem Noch-immer-Vereinspräsident und inzwischen Aufsichtsratsboss Marcell Jansen schon angeschoben – und ich würde darauf wetten, dass es im kommenden Jahr auch öffentlich als Vorhaben präsentiert wird.

 

Neue, vielversprechende Gespräche mit Klaus Michael Kühne werden nicht zufällig ausgerechnet zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Jahresberichtes angekündigt. Und diese dauerhaften Verweise auf die ach so ungewollte Lösungsmöglichkeit, mit weiteren Anteilsverkäufeun und/oder einer neuen Rechtsform sind definitiv keine Zufälle. Sie sind dafür gedacht, unter den Mitgliedern ein Stimmungsbild einzusammeln. Es wird weiterhin der beste Moment gesucht, um dieses heikle Thema laut anzusprechen. Denn die Mitglieder sind letztlich entscheidend.

Zukunftsmusik. Aktuell ist beim HSV gerade Ruhe. Heute und morgen sind weitere, trainingsfreie Tage für die Profis. Und auch ich werde mich dementsprechend heute etwas kürzer halten. Allerdings nicht, ohne Euch noch einmal den morgigen Blog von Dr. Olaf Ringelband „Erfolgsfaktoren im Fußball – statistisch gesehen“ ans Herz zu legen. Ist definitiv sehr interessant!

 

Ich melde mich dann am Montag wieder bei Euch. Bis dahin Euch allen ein schönes Wochenende!

Scholle

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