Simon Rösel

9. Oktober 2020

Letzte Woche hab ich noch darüber geschrieben, wie viel innerhalb kurzer Zeit passieren kann. Jetzt liegt die ereignisloseste HSV-Woche seit langem hinter uns. Auch gut. Denn wie oft hat der HSV in letzter Zeit solche Pausen genutzt, um Querelen im Vorstand, der Mannschaft oder dem Aufsichtsrat auszufechten? Manchmal sind keine Neuigkeiten auch die besten Neuigkeiten. Wobei, ein paar Themen gab es doch noch. Die vielleicht beste Nachricht vorneweg: Die Cléber-Millionen sind da. In der letzten Zeit waren die ausstehenden 3,1 Mio., die der FC Santos dem HSV schuldete fast zum Running Gag geworden. Doch jetzt wurden ca. 2 Mio. auf einen Schlag überwiesen. Der Rest folgt in Raten. Es geschehen noch Zeichen und Wunder.

Torreicher Test gegen FC Fredericia

Gestern hat der HSV gegen FC Fredericia getestet und mit 4:3 gewonnen. Das Ergebnis sollte hier eigentlich unerheblich sein, wenn es nicht zu sehr an das Endergebnis gegen Paderborn erinnern würde. Wie Jonas Boldt danach auch im Interview sagte: „Manche Dinge haben einfach viel zu lange gedauert. Wir haben den Gegner eingeladen zu den Gegentoren.“ Der HSV sucht also weiterhin nach Stabilität.

An der Aufstellung war es vermutlich am spannendsten, dass Thioune mit einer Dreierkette spielen. Toni Leistner fungierte darin als zentraler Abwehrmann. Etwas ähnliches hatte ich auch schon für das Spiel gegen Aue vermutet. Aus taktischer Sicht sprechen für mich zwei Gründ dafür, dass die Dreierkette auch gegen Fürth kommen könnte:

1. Daniel Thioune sagte in der letzten Pressekonferenz, dass er eine bessere Restverteidigung auf den Platz bringen muss. Vor allem, um Gegentore wie gegen Paderborn besser zu unterbinden. Vor allem an Leistner ist die Erwartung, dass er als erfahrener, zweikampfstarker Innenverteidiger die Situationen nach eigenen Ballverlusten ausbügeln kann.

2. Der Ausfall von Tim Leibold. Noch ist nicht klar, ob der HSV-Kapitän gegen Fürth spielen kann. Gegen Aue wäre er in jedem Fall ausgefallen. Der HSV hat keinen Linksverteidiger im Kader, der ein direkter Eins-zu-Eins Ersatz wäre. Am ehesten noch Josha Vagnoman, doch der fühlt sich auch rechts deutlich wohler. Die Dreierkette würde hier die Möglichkeit schaffen, dass ein offensiverer Spieler wie Narey oder auch Manuel Wintzheimer den Flügel beackert.

Neuansetzung des Aue-Spiels

Die DFL hat das Nachholspiel gegen Erzgebirge Aue terminiert. Es findet am 21. Oktober um 18.30 statt. Also in der Woche zwischen dem kommenden, nominell 4. Spieltag gegen Fürth und dem 5. Spieltag gegen die Würzburger Kickers. Nach der dreiwöchigen Pause steht für den HSV also eine englische Woche auf dem Programm. Für mich ist diese Woche der wahre Saisonstart. Düsseldorf und Paderborn sind als Absteiger zwei Sonderfälle mit mehr oder weniger zerfledderten Kadern. Beide müssen erst einmal Boden unter die Füße kriegen. Für den HSV war es gut, dass er sich nach dem Debakel gegen Dresden halbwegs berappeln konnte. Doch jetzt muss die Mannschaft sich auf die Spiele konzentrieren, die ihr Alltag in der zweiten Liga sein werden. So wie ich es auch schon in meinem Text vor dem ausgefallenen Aue-Spiel geschrieben habe. Fürth, Aue und Würzburg sind kompakte Gegner, die ohne Druck gegen den HSV spielen, aber umso mehr Lust haben, ihn zu ärgern. In fast allen Spielen wird der größere mentale Druck wieder auf dem HSV liegen. Die entscheidende Frage wird es sein, ob die Mannschaft stabil genug ist, diesen Druck auf dem Spielfeld an ihren Gegner weiterzugeben. Oder vorher selbst darunter kollabiert, wie wir es in zwei aufeinanderfolgenden Rückrunden gesehen haben.

Tim Leibold im Abendblatt-Podcast

Einer der dabei eine Schlüsselrolle einnehmen soll, ist der neue Kapitän Tim Leibold. Darüber hat er länger im Abendblatt-Podcast HSV - Wir müssen reden gesprochen. Interessant war vor allem die Info, dass es Dieter Hecking war, der die Initiative ergriffen hatte und Leibold aus Nürnberg holte, als dessen Wechsel zum VfB Stuttgart platzte. Vielleicht gleicht Hecking damit seine „Wunschtransfer-Bilanz“ aus. Ewerton, der nicht funktioniert hat, gegenüber Leibold, der umso besser eingeschlagen hat. Wobei auch Leibold nach dem Restart nicht mehr die Leistungen zeigen konnte, die ihn vorher zum besten Linksverteidiger der zweiten Liga gemacht haben. Außerdem sprach er über seine gute Beziehung zu Sonny Kittel, eine Beziehung, die man auf dem linken Flügel auch schon öfter im Zusammenspiel der beiden gesehen hat, wie ich finde.

Bemerkenswert fand ich zudem, dass er auf die Frage nach dem Aufstieg gesagt hat, dass sie darüber intern nicht sprechen und auch gut daran täten nicht darüber zu sprechen. Ob diese Art der Kommunikation besser oder schlechter funktioniert als die in den letzten beiden Jahren? Das werden ebenfalls sehen.

 

Zum Schluss dann eine schlechte Nachricht, die gerade noch etwas schlechter geworden ist. Nach Stephan Ambrosius Corona-Infektion ist jetzt auch Manuel Wintzheimer von der U21 abgereist. Er hatte in den letzten Tagen mit am meisten Kontakt zu Ambrosius. Von daher müssen die beiden weiter auf ihre Debüts im höchsten DFB-Jugendteam warten. Gute Besserung und schnelle Genesung! Und alle anderen: Bleibt gesund!

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