Marcus Scholz

26. November 2017

Mein Hoffenheimer Kompagnon, der gestern seinen Gastbeitrag bei mir veröffentlicht hatte, Alexander Gusovios hatte auf einen „blitzsauberen“ 3:1-Auswärtssieg getippt, während ich (Niederlagen werden kategorisch NICHT getippt!) auf einen 2:1-Heimsieg gesetzt hatte. Von daher: Sorry, Alex, der Punkt geht an mich. Und das verdient, denn der HSV lieferte das ab, was er vorher versprochen hatte: Einsatz, Aggressivität und eine Laufbereitschaft, die den unter der Woche international aktiven Hoffenheimern schnell den Schneid abkaufte. Und das führte letztlich zu einem viel umjubelten 3:0-Heimsieg für den HSV, der damit tabellarisch wieder in den Nichtabstiegsbereich kletterte. Aber der Reihe nach:

Und es gab sie dann doch, die Überraschung. Denn Markus Gisdol setzte zwar auf Jann Fiete Arp, er brachte aber zudem noch Bobby Wood. Für den US-Amerikaner rotierte Publikumsliebling Tatsuya Ito auf die Bank. Ansonsten gab es keine Änderung gegenüber dem Spiel auf Schalke. Die Frage war nur, wer beginnt rechts, Arp oder Wood? Antwort: Keiner von beiden. Wood begann hinter der Spitze Arp, dafür wich Hunt auf Rechtsaußen. Und dementsprechend offensiv sollte es losgehen, allerdings war es die TSG Hoffenheim, die zur ersten Chance kam. Und was für eine! Nach 1:42 Minuten kam nach einem Konter über Demirbay und Zuber Gnabry in der Mitte zum Schuss und traf den Ball (leicht bedrängt) nicht richtig.

Glück für den HSV, der aber jetzt begann, seinerseits Druck zu entfachen. Und das mit Erfolg. Denn nachdem Arp zunächst eine Hereingabe aus 12 Metern verfehlte, setzte der HSV nach, eroberte sich über links den Ball, wo Kostic Santos auf die Grundlinie schickte und dieser mit einer scharfen Hereingabe das 1:0 erzwang. Hoffenheims Kevin Akpoguma war es, der den Ball vor Arp klären wollte und so ins eigene Tor abfälschte. Das 1:0 für den HSV nach gerade einmal sechs Minuten! Und der HSV machte sogar weiter. Immer wieder wurden die Hoffenheimer früh attackiert und versucht, über die starken (insbesondere Links!) Außen den Ball schnell in die Spitze zu bekommen, wo wiederum Arp stark begann. Es war insgesamt ein guter Beginn mit nur einer Gefahr: Schnelle Hoffenheimer Konter. Aber abgesehen von einer Szene in der 22. Minute waren Papadopoulos und Co. hier auf der Höhe. Und wenn dann doch mal einer durchrutschte wie nach dem Traumpass von Demirbay in der 38. Minute auf Schulz, dann war Keeper Christian Mathenia da und entschärfte (hier vor Wagner). Und deshalb ging der HSV mit einer Führung in die Halbzeitpause.

Und die zweite Halbzeit begann unverändert. Personell ebenso wie vom Spielverlauf. Denn Hoffenheim kam gleich zu Beginn zu einer sehr guten Kontergelegenheit (drei gegen einen), die dieser eine, nämlich Douglas Santos, am Ende sogar zum Abstoß klären konnte. Eine Szene, die TSG-Trainer Nagelsmann an der Seite erst wüten ließ, ehe er abwinkte und sich hinsetzte. Er wusste vielleicht schon, dass auf jede gute TSG-Szene mindestens eine gute HSV-Szene folgte. Und auch hier bewahrheitete sich diese Rechnung. Bobby Wood, der bislang vorrangig Bälle versuchte, festzumachen und weniger aktiv angriff, kam 17 Meter nach Arp-Ablage an den Ball, zog ab und traf nur den (aus TSG-Sicht) rechten Pfosten (49.). Und Youngster Arp, der wieder bewies, weshalb er in die erste Elf gehört, legte vier Minuten später selbst nach und prüfte TSG-Keeper Baumann aus knapp 20 Metern (53.).

Der HSV brachte ein, was er einzubringen vermochte: Kampf, Aggressivität, Laufbereitschaft – und hier in da auch richtig nett anzusehenden Fußball. Arp mit einem schönen Pass auf Kostic, der aus spitzem Winkel Baumann zur Parade zwingt (60.). In der 63. Minute hätte es hier sogar eine kleine Vorentscheidung geben können, nein: MÜSSSEN. Der heute sehr agile Kostic war über links durch, passte quer in den Sechzehner in den Rücken der Abwehr, wo Wood anrauschte und den Ball aus elf Metern mit links nur noch ins Tor zu schieben brauchte – aber er traf den Ball nicht richtig.

Chance vertan – und das Zeichen für Gästetrainer Nagelsmann alles auf Offensive zu setzen. Nach Amiri (in der 57. Für Gnabry) brachte er die beiden Stürmer Szalai und Kramaric (63.), und das Spiel nahm an Fahrt auf. Plötzlich kamen die Kraichgauer ihrerseits zu Chancen, allerdings immer wieder unterbrochen von Hamburger Angriffen. Immer mittendrin: Der bärenstarke Filip Kostic und natürlich – Jann Fiete Arp. In der 69. Minute setzte der Stürmer zum Sololauf an, umkurvte einen Hoffenheimer problemlos und zog aus 17 Metern ab. Allein eine Glanzparade Baumanns verhinderte den Winkeltreffer zum 2:0. Und nachdem Hoffenheims Schulz Mathenia prüfte (71.), war es dann verdientermaßen Kostic, der seine starke Leistung mit einem eigenen Treffer krönte. Unter gütiger Mithilfe von TSG-Keeper Baumann. Der Hoffenheimer, der eben noch zu glänzen wusste, pennte bei einem Freistoß aus 35 Metern kolossal. Kostic war es egal, er zog einfach mal ab, Baumann ließ den Flatterball unter den Armen durchrutschen – das 2:0 (76.).

Die Entscheidung in einem vom HSV sehr intensiv geführten Spiel. Den Umstand, dass Hoffenheim am Donnerstag noch im Einsatz war, machten sich Gisdols Mannen zunutze und hielten das Tempo dauerhaft hoch. Sie ließen die Hoffenheimer gar nicht erst ins Spiel kommen. Was der eine oder andere sicher wieder als schwaches Spiel der Hoffenheimer wertet, werte ich als taktisch wie spielerisch clever und gut umgesetzt vom HSV. Ein verdienter Sieg, der den HSV in der Tabelle wieder vom relegationsplatz auf Rang 15 klettern lässt. Besonders auffällig heute war, wie gut die linke Seite harmoniert. Santos und Kostic – das passte heute mal so richtig gut zusammen. Und deshalb gebührt dem Linksaußen auch die letzte Szene: Unfassbar, wie energisch er sich in der 88. Minute auf der Torauslinie gegen zwei Hoffenheimer durchsetzte, den Ball in die Mitte brachte, wo Dennis Diekmeier den Ball per Kopf auf Gideon Jung ablegte und dem Sechser so das 3:0 ermöglichte (88.). Hätte man auf eine derartige Torkombination vor dem Spiel gewettet, man wäre mit einem Zehner Einsatz zum Millionär geworden...

In diesem Sinne, hier passte heute am Ende wirklich alles. Arp wurde noch unter stehenden Ovationen ausgewechselt und Luca Waldschmidt durfte wie der zuvor schon eingewechselte Schipplock (traf noch die Latte) den enorm wichtigen 3:0-Heimsieg auf dem Platz noch mitfeiern.

Bis morgen!

Scholle

 

P.S.: Netterweise hat mir mein Hoffenheimer Kollege Alexander Gusovios noch eine kurze Analyse zukommen (ich ihm im Gegenzug auch) lassen, die ich Euch hier reinstelle:

Gusovios: Verdienter Sieg für den HSV über die TSG, auch in der Höhe. Da kann es keine zwei Meinungen geben. Die leidenschaftlich kämpfenden Hamburger haben Hoffenheim fast von Beginn weg die Luft zum Atmen genommen. Die spielerischen Ansätze der TSG wurden im Kein erstickt: Frust machte sich breit, der dem HSV in die Karten spielte. In der zweiten Halbzeit bestand kurz die Chance, doch noch in die Partie zu finden, dann machte der HSV, der über deutlich mehr Spielwitz verfügte, den Sack zu.

Mein "Gegenkommentar":

Lieber Alex, liebe Hoffenheimer! Ich habe es vor dem Spiel gehofft und es kam tatsächlich so: Der HSV hat sich den Sieg gegen Eure Mannschaft hart verdient. „Einen dreckigen Sieg“ hatte ich prophezeit. Aber ich muss gestehen, mich hier geirrt zu haben. Denn der HSV hat zwar Kampf bis zum Letzten geboten, aber zwischendrin auch immer wieder fußballerisch Akzente setzen können. Den Umstand, dass Hoffenheim am Donnerstag noch im Einsatz war, machten sich Gisdols Mannen zunutze und hielten das Tempo dauerhaft hoch. Sie ließen die Hoffenheimer gar nicht erst ins Spiel kommen. Und was der eine oder andere sicher wieder als schwaches Spiel der Hoffenheimer wertet, werte ich als taktisch wie spielerisch clever und gut umgesetzt vom HSV. Immer wieder früh attackiert und schnell über die Außen in die Spitze kommen – das war das Motto. Es gab eine kurze Phase am Ende der ersten Hälfte und zwischen der 55. und 75. Minute ein, zwei Szenen, da hätte das Spiel kippen können. Tat es aber nicht, Zu unserem Glück. Und am Ende war es tatsächlich ein verdienter Sieg, wie ich finde. Und während wir den Relegationsplatz verlassen konnten, seid ihr punktgleich mit den internationalen Rängen. Ich finde, damit kann man doch gerade noch leben, oder? Immerhin dürft ihr ab sofort gern wieder gewinnen...

In diesem Sinne, Euch alles Gute und hoffentlich bis spätestens zum Rückspiel!

Ahoi aus Hamburg,

Scholle

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