Marcus Scholz

14. Oktober 2017

 

 

Ich hatte mir den Tag anders vorgestellt. Nicht hier im „Lust auf Griechenland“, wo ich mit vielen lieb gewonnene Bloggerinnen und Bloggern zusammen das Spiel verfolgte und sensationell lecker essen konnte. Auch nicht, was meine Niendorfer Oberliga-Jungs betrifft, die ihr Spiel gewinnen konnten. Nein, ich hatte ehrlich gehofft, dass Mainz 05 ein Gegner zur rechten Zeit für den HSV sein könnte. Denn außer viel Kampf hatten die 05-er zuletzt nicht viel Gutes zeigen können. Und der HSV hatte es auf dem Fuß – verdaddelte es aber nach einer vernünftigen und einer schwachen Halbzeit gegen eine nicht wirklich starke Heimmannschaft. Und so musste ich letztlich enttäuscht mit ansehen, wie sich der HSV quasi selbst schlug und in Mainz mit 2:3 verlor.

 

Der HSV mit mehr Ballbesitz in der ersten Halbzeit, das hatten wir auch nicht oft in dieser Saison. Dafür aber Rückstände. Und einen der schnellsten mussten wir heute kassieren. Bereits nach zwei Minuten war es der einst vom HSV umworbene Maxim, der einen Stellungsfehler der HSV-Abwehr nutzte und problemlos das 1:0 für die Gastgeber aus Mainz erzielte. Der frühe Schock. Oder nicht? Denn plötzlich war der HSV wacher, agierte anstatt zu reagieren und kam schnell zum Ausgleich. Nach neun Minuten war es der Brasilianer Walace, der den Vorzug gegenüber Vasilije Janjicic erhalten hatte und der eine schwache Kopfballabwehr von Mainz’ Bell vor die Füße bekam und unhaltbar für den Ex-HSV-Keeper Rene Adler im langen Eck unterbrachte. Das Ende einer 458 Minuten andauernden Torflaute – wie von Gisdol unter der Woche prophezeit.

Das 1:1 in einer recht intensiven Partie, die keine fünf Minuten später die HSV-Führung hätte bedeuten können. Denn da setzte sich Bobby Wood, der etwas überraschend aber dafür umso engagierter begann, super durch und schloss mit letzter Kraft im Fallen ab – aber zu hoch (14.). Chancen für die Mainzer ergaben sich kaum noch – zumindest nicht ohne HSV-Hilfe. In der 24. Minute war de Blasis bereits im Abseits, als er um Zentimeter das Tor verpasste und in der 29. Minute bewies Christian Mathenia sein Adler-Auge, als er einen Ball frühzeitig als ungefährlich dokumentierte, ehe dieser Ball ans Lattenkreuz (und von dort ins Aus) sprang. Glück für den HSV, der mehr als 60 Prozent Ballbesitz hatte und tatsächlich Fußball spielte.

 

Ebenfalls Glück hatte der HSV, dass Mergim Mavraj in der 38. Minute nicht Gelb für Festhalten (klar zu erkennen gegen Öztunali) bekam, denn gerade einmal vier Minuten später gabs dann Gelb für den erneut wackeligen Innenverteidiger. Okay, hätte er Gelb bekommen, wäre er vier Minuten später wahrscheinlich anders eingestiegen – aber der Linksfuß hatte insgesamt drei Gelbaktionen – aber eben nur eine Gelbe. Und das bot Trainer Markus Gisdol die Chance, seinen gefährdeten Innenverteidiger zu schützen und gegen Rick van Drongelen auszutauschen. Allein Gisdol machte es nicht.

 

 

Allerdings, bevor ich die zweite Halbzeit hier einläute, noch die vielleicht größte Chance der ersten Halbzeit: Der über links wieder sehr fleißige, wendige und ballsichere Tatsuya Ito setzte sich in der 42. Minute hervorragend durch, passte flach nach innen und fand am zweiten Pfosten Andre Hahn, der unbedrängt abschließen konnte, es aber zu genau macht und die Latte traf. Schade, es wäre eine nicht einmal unverdiente Führung gewesen in einem Spiel, dass ich mit vielen Bloggerinnen und Bloggern zusammen bei meinem Freund Jorg im „Lust auf Griechenland“ gemeinsam, schaute. Allgemeiner Tenor zur Halbzeit: Besser als zuletzt oft – aber eben noch ausbaufähig.

 

Entsprechend viel Hoffnung legten wir hier in die zweite Hälfte und mussten wieder früh einen Rückschlag hinnehmen. Nach einer Kopfballverlängerung am ersten Pfosten pennte Mergim Mavraj und ließ seinen Gegenspieler Bell im Rücken frei. So frei, dass dieser den hohen Ball aus wenigen Zentimetern nur noch mit dem Kopf ins Tor bugsieren musste (52.). Ein sowas von unnötiges, einfaches Gegentor – das den HSV nicht lang schockte. Denn in der 53. Minute flankte Diekmeier von rechts, Ito kam aus zehn Metern völlig frei zum Ball und verzog mit seinem schwächeren rechten Fuß deutlich. Es war die letzte Aktion des Japaner, der in der 55. Minute wieder mit Krämpfen raus musste. Für ohn kam der wieder genesene Filip Kostic. Und ich kann nur hoffe, dass das psychosomatische Gründe hat – denn man muss einfach mehr körperliche Fitness erwarten dürfen. Zumal die U21 auch unter Profibedingungen trainiert.

 

Ebenfalls nichts mit Profifußball hatte das Abwehrverhalten in der 58. Minute zu tun. Mehrfach war der Ball klar zu verteidigen, ehe Latza aus 17 Metern völlig frei zum Schuss kam – und harmlos Richtung Mathenia abzog. Allerdings passte sich der zuletzt in die Kritik geratene Keeper seinen Vorderleuten an und ließ den harmlosen Schuss durch die Finger rutschen. Das 3:1 – ein Geschenk, das die Torwartdiskussion, die Gisdol zuletzt als absurd betitelte, anheizen wird. Zurecht. Wobei die Diskussion nicht nur Mathenia sondern letztlich auch Mavraj (er könnte ein toller Leader sein – wenn er spielen würde, wie er redet und analysiert...) zwingend mit einbeziehen muss, der sich seit Monaten in schwacher Verfassung zeigt.

 

Wobei, wenn wir schon bei den Torhütern sind, Rene Adler auf Mainzer Seite war heute ehrlich gesagt noch unsicherer als Mathenia. Nach dem er in der ersten Halbzeit erfolglos Hunt mit einem Fehltritt zum Tor eingeladen hatte, war es diesmal Wood, der von einem Adler-Fehler profitieren konnte – es aber unterließ. Denn der US-Amerikaner wollte den von Hahn erkämpften Ball noch einmal annehmen, anstatt ihn aus 16 Metern direkt ins leere Tor zu schießen. Und diesen Moment nutze der starke Mainzer Gbamin, um Wood – elfmeterreif? – zur Seite zu rempeln (62.). Symptomatisch für den Amerikaner, der zwar wollte – aber wieder nicht konnte. Seine persönliche Formkrise hält an. Wobei der HSV in der zweiten Halbzeit insgesamt schwächer wurde. Auch der Wechsel von Salihovic für Wood (78) brachte keinen Schwung mehr.

 

Und so verlor der HSV das Spiel in Mainz durch individuelle Fehler und die anhaltende Harmlosigkeit im Abschluss. Dass es am kommenden Wochenende zuhause gegen den FC Bayern geht macht die Situation nach dem sechsten sieglosen Spiel in Folge (davon fünf Niederlagen...!) nicht leichter. Weder für die oben genannten Spieler noch für den Trainer, den man irgendwann nicht mehr aus der Diskussion lassen kann. Und ich schreibe das, obwohl ich weiß, dass er immer wieder davor gewarnt hatte, dass der Kader in dieser Konstellation zu schwach ist. So schwach, wie es der Tabellenstand inzwischen aussagt. Da half auch der per Videoschiedsrichter nachträglich gegebene und von Salihovic verwandelte Handelfmeter (90+3) nichts mehr.

 

In diesem Sinne, bis morgen. Da werde ich Euch dann auch ausführlich darüber berichten, was hier schon durchgesickert ist: Über meinen Wechsel zur eigenen Blogseite (www.rautenperle.com) und die Gründe dafür. Vielleicht kann ich Euch dann auch schon erzählen, wie es bei Matz ab weitergeht.

 

Bis morgen!

Scholle

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